Der Baum des Lebens
Politik mit Sinn und Verstand
Ein wahrhaft edles,
starkes und nobles Volk versucht, sich zu verbessern und zu perfektionieren. Es
berücksichtigt die Erfahrungen der Vergangenheit, um in der Gegenwart die
richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Es ist moralisch und
sozial, ohne dabei die Interessen und das Wesen des einzelnen zu übersehen. Es
hasst weder Ausländer noch sich selbst. Es verneint nicht seine Traditionen,
ist aber offen für Veränderung und Entwicklung. Es ist nicht aggressiv und gibt
nicht immer nach. Es beschränkt sich nicht auf momentanen Erfolg und nicht auf
materielle Werte, sondern ist weitsichtig und nutzt all seine Ressourcen weise.
Ich widme
dieses Buch meinen Kindern. Sie sind für mich der wichtigste Grund, warum ich
möchte, dass die Welt auch nach uns lebenswert bleibt.
Danken
möchte ich meiner Frau für unser gemeinsames Leben und für ihre Unterstützung
bei der Erstellung dieses Buches, meinen Eltern für eine wundervolle Kindheit,
und Gott für diese unglaubliche Welt.
Einleitung: warum schreibe ich
dieses Buch?
Seitdem es
uns Menschen gibt, sind wir auf der Suche nach der perfekten Organisation
unserer Gemeinschaft. Viele Varianten wurden schon ausprobiert, manche
erfolgreich, manche weniger erfolgreich. Im Allgemeinen gehen wir davon aus,
dass wir mit der Form politischer und sozialer Organisation, die wir jetzt hier
in Deutschland und in den meisten anderen „westlichen“ Staaten haben, auf einem
sehr hohen Niveau von Staatsform angekommen sind. Repräsentative Demokratie,
Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit, Marktwirtschaft, Kapitalismus, aufgeklärtes
Denken. Das sind Dinge, die die meisten von uns inzwischen für selbstverständlich
halten, und die die meisten von uns nicht mehr hergeben wollen. Etwas
herablassend oder voller Mitleid, manchmal auch zornig oder entsetzt, schauen
wir auf die Länder der Erde, in denen all das nicht oder nur unvollständig
vorhanden ist. Aber ist unsere Staatsform, die Art und Weise wie wir
zusammenleben, wirklich so perfekt? Eines vorweg: einen perfekten Staat, eine
perfekte Regierungsform, eine perfekte Gesellschaft – das gibt es nicht. Wir
sind Menschen. Menschen machen Fehler, Menschen haben Schwächen. Und Menschen
haben unterschiedliche Ansichten - je mehr Menschen zusammenleben, desto mehr
Meinungsverschiedenheiten gibt es. Und doch denke ich, dass wir so manches noch
sehr viel besser machen könnten, und ich denke auch, dass wir versuchen
sollten, das zu tun. Nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kinder, Enkel
und alle nachfolgenden Generationen. Denn die Entscheidungen, die wir jetzt
treffen, die Handlungen, die wir jetzt tun, haben Auswirkungen auf sie.
Nicht nur
für uns, sondern für alle Menschen auf der Welt, von denen viele nicht in
Wohlstand und Sicherheit leben. Denn die Entscheidungen, die wir hier treffen,
die Handlungen, die wir hier tun, haben Auswirkungen auf sie. Und: die Welt, in
der wir leben, verändert sich. Globalisierung, Digitalisierung,
Automatisierung. Artensterben, Klimawandel, Überbevölkerung. Wir müssen die Art
unseres Denkens, Handelns und Zusammenlebens auch verändern, sonst werden uns
die Veränderungen überrollen.
Ich
interessiere mich für Politik seitdem ich etwa 12 Jahre alt war. Damals schrieb
ich meinen ersten Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl. Ich machte mir Sorgen.
Sorgen um die Natur, unsere Umwelt, in der wir leben, von der wir abhängig
sind. „Der Mensch braucht die Natur, aber er zerstört sie“ schrieb ich damals. Jetzt,
fast 30 Jahre später, mit viel mehr Lebenserfahrung und Wissen gesegnet, muss
ich sagen: ja, Vieles hat sich seitdem zum Besseren verändert. Das
Umweltbewusstsein ist gestiegen, die ständige Bedrohung durch einen möglichen
Atomkrieg ist gesunken. Die Wälder in Deutschland wachsen wieder natürlicher,
der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung steigt stetig. Vieles
hat sich gebessert – aber nicht genug. Meine Sorgen von damals habe ich noch
heute. Vieles an dem Leben, das wir hier im „zivilisierten Westen“ führen, ist
zerstörerisch. In so vielem denken wir nur bis morgen, wenn überhaupt. Nicht
bis übermorgen, oder gar bis in nächste Generationen. In so vielem denken wir
nur bis zur Landesgrenze, wenn überhaupt. Nicht bis ins Nachbarland oder gar
bis auf andere Kontinente.
In den
letzten Jahren können wir die Auswirkungen der Mängel, die unser System hat,
immer deutlicher sehen: das Wetter und das Klima ändern sich, tun nicht mehr
das, was wir von ihnen gewohnt waren. Psychische und seelische Erkrankungen wie
Depressionen und Burn-out nehmen immer mehr zu, oft schon bei Schulkindern. Die
Rente, einer der größten sozialen Sicherheitsanker, die wir haben, wackelt. Das
Rentenalter muss Stück für Stück immer höher gesetzt werden, und immer lauter
werden die Stimmen, die vorhersagen, dass das Rentensystem überhaupt nicht mehr
lange funktionieren wird, weil es teilweise falsch geplant war. Die Kluft
zwischen Arm und Reich wird immer größer, auch hier in unserem Wohlstandsland.
Immer mehr Menschen sind von staatlichen Unterstützungsgeldern abhängig, die
gerade so zum Leben reichen, manche von ihnen schon in der zweiten oder gar
dritten Generation. Die Qualität von Waren sinkt immer weiter, vieles ist nur
noch für den schnellen Gebrauch geeignet, nach kurzer Zeit Schrott und muss
ersetzt werden. Immer weniger Menschen interessieren sich für Politik, immer
mehr Menschen verlieren das Vertrauen in unsere Politiker, gehen darum gar
nicht mehr wählen oder geben ihre Stimme extremen Parteien. Über das Internet
verbreiten sich erfundene und gefälschte Nachrichten in Windeseile, viele
Menschen schenken ihnen Glauben und verändern dadurch ihr Weltbild. Religiös
motivierter Terror versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Und wenn wir
dann erst über die Grenze hinaus schauen, in andere Teile der Welt… massive
Umweltverschmutzung in China, Indien und anderen Ländern, Plastikmüll in den
Ozeanen, Flüchtlingswellen durch Krieg und Hunger, AIDS in Afrika. Ja, die
Schwierigkeiten wachsen, und wir können sie nicht länger ignorieren. Die
derzeitige Politik bietet für all diese Probleme keine oder keine
wirkungsvollen Lösungen. Wir brauchen eine ganz neue politische Richtung –
eine, die sich an Vernunft, Moral und Naturgesetzen orientiert und die
langfristig funktionierende Lösungen bietet. Für diese neue Politik will ich
mit diesem Buch die Grundlagen schaffen. Was ich will, ist ein echter
Fortschritt der Menschheit, der aus allen Erfahrungen der letzten Jahrtausende
das Beste nimmt und es weiterentwickelt. Was ich
will, ist ein funktionierender Staat in einem funktionierenden Gesamtsystem
Erde. Was wir momentan haben, ist ein schnelllebiges Konstrukt, das auf Profit
als Grundwert aufbaut, und das in absehbarer Zeit wie ein Kartenhaus
zusammenfallen wird.
Ich will
keine Schwarzmalerei betreiben, ich bin ein Optimist. Ich male nicht den
Untergang des Abendlandes an die Wand und rufe nicht die Endzeit herbei. Nein,
ich fordere auf zum Handeln und zum Umdenken. Ich glaube, dass wir Menschen es
gemeinsam schaffen können, die Welt ein Stück besser für alle zu machen. Manche
von Ihnen werden jetzt vielleicht fragen: Wie kommt dieser Singer dazu, uns zu
erzählen, wie es besser geht? Da kann ich Sie nur bitten: lesen Sie mein Buch
zu Ende, denken Sie über meine Worte nach, prüfen Sie das, was ich schreibe, an
dem, was sie wissen und was Sie erleben. Wenn ich mit meinen Worten einen Teil
dazu beitragen kann, der Welt, in der wir alle leben, zu helfen, dann habe ich mein
Ziel erreicht.
Hauptteil: mein Plan für einen
besseren Staat
Ich werde
nun – nach Themen sortiert – mein politisches und gesellschaftliches Denken
beschreiben. Dabei
erkläre ich die Grundlagen und formuliere konkrete Forderungen, Ideen und
Vorschläge.
Jedes Haus
sollte von unten nach oben gebaut werden, jeder Baum wächst von unten nach
oben. Das Fundament, die Wurzeln, müssen fest im Boden verankert sein, sonst
stürzt das Haus ein, sonst fällt der Baum im nächsten Sturm. Wenn man von
falschen Grundlagen ausgeht, zieht man falsche Schlüsse. Richtige Grundlagen
dagegen können ein stabiles System schaffen, das lange Zeit funktioniert. Die
meisten politischen und sozialen Systeme, die bisher verwendet wurden, haben
aus meiner Sicht eine zu eingeschränkte Perspektive als Grundlage gehabt.
Versuchen wir, es besser zu machen. Andererseits darf man es nicht bei
Grundlagen allein belassen. Es muss auch gezeigt werden, wie Änderungen in die
Tat umgesetzt werden, daher werde ich auch ganz konkrete Verbesserungsvorschläge
bringen. Diese beziehen sich meistens auf Deutschland, sind aber ganz oder
teilweise auch auf andere Länder übertragbar.
Hinweis:
alle genannten Geldbeträge beziehen sich auf den Geldwert von 2018.
Die Welt
Die
Welt (damit meine ich sowohl die Erde als auch den gesamten Kosmos) ist ein
funktionierendes, zusammenhängendes System. Ein System, das sich verändert und
auf Veränderungen reagiert. Wenn sich in diesem System etwas verändert, so kann
das Auswirkungen auf uns haben. Wenn wir in diesem System etwas verändern, so
wird das Auswirkungen auf andere Teile des Systems haben. Das sollten wir bei
allem, was wir tun, berücksichtigen. Wenn wir glauben, dass das Geschehen in
der Welt keine Wirkung auf uns hat, wenn wir glauben, dass unser Handeln keine
Folgen in der Welt hat, so bringt uns das in Schwierigkeiten.
Forderung:
In allem staatlichen Handeln muss berücksichtigt
werden, dass die Erde und alles Leben auf ihr ein zusammenhängendes
Gesamtsystem ist. Man kann nicht einzelne Punkte daraus ohne Zusammenhang zum
"ganzen Rest" betrachten.
Glücklicherweise funktioniert dieses System „Welt“ nicht einfach irgendwie. Es
funktioniert nach bestimmten Naturgesetzen, die wir beobachten und erforschen
können. Mit "Naturgesetze" meine ich
alles, was unabänderliche Tatsachen in der Welt sind. An diesen
Naturgesetzen sollten wir unser Handeln orientieren, denn sonst wird es kaum
erfolgreich sein, was wir tun. Naturgesetze sind nicht verhandelbar, wir können
sie nicht einfach abschaffen, ändern oder wegdiskutieren. Handlungen, die
Naturgesetze missachten, sind zum baldigen Scheitern verurteilt. Das ist einer
der beiden wichtigsten Aspekte an meinem politisch-sozialen Denken: das Handeln
nach Naturgesetzen. Es ist ein festes, verlässliches Fundament, das sich nicht
einfach so mal eben ändert. Wenn wir das Haus unserer Gemeinschaft auf diesem
Fundament bauen, so wird es ein stabiles Haus, das auch Katastrophen und
schwere Zeiten überstehen kann.
Forderung:
Alles Handeln wird an Naturgesetzen orientiert.
Werden diese missachtet, geht das nicht lange gut.
Wir leben auf einem
Planeten. Einem vergleichsweise winzigen Ort in einem riesigen Universum. Bis
auf ein paar kleine Ausflüge zum nächstgelegenen Himmelskörper, dem Mond, hat
noch kein Mensch diesen Ort verlassen. Ob es irgendwo anders im Universum Leben
gibt, wissen wir nicht.
Zwar entwickelt sich
die Raumfahrttechnologie immer weiter, aber von der Besiedlung anderer Planeten
sind wir noch mindestens Jahrzehnte entfernt.
Kurz gesagt: wir
sitzen alle in einem Boot, und wir können es nicht verlassen, egal was
passiert. Wir sind davon abhängig, dass unser Lebensraum hier bewohnbar bleibt.
Und wir sollten uns öfter klarmachen, dass wir Menschen und alle anderen
Lebewesen auf der Erde EINE Lebensgemeinschaft sind, die miteinander
zurechtkommen muss, in der jeder auf irgendeine Weise von anderen abhängig ist.
Egal, welche Grenzen wir ziehen – zwischen Staaten, Völkern, Ideologien – die
einzig wahre Grenze, die für uns alle gilt, ist das „Ende der Welt“, dort, wo
die Erdatmosphäre aufhört. Weiter kommen wir zumindest bisher nicht.
Naturgesetz: Menschen können nur in einer Umgebung leben, in der Sauerstoff, Wasser, Kohlenhydrate und Proteine in ausreichenden Mengen vorhanden sind.
Daraus schließe ich,
dass wir uns viel mehr als bisher als Weltgemeinschaft sehen müssen. Die Grundlagen dazu
gibt es bereits: die UNO und die modernen Kommunikationstechnologien.
Die UNO sollte
schrittweise zu einem echten Weltparlament oder gar einer Weltregierung
ausgebaut werden. Das hat nichts mit der „Weltherrschaft“ zu tun, die böse
Mächte in Geschichten (und manchmal auch in der Wirklichkeit) an sich reißen
möchten. Es geht vielmehr darum, dass wir eine starke Einrichtung brauchen, die
weltweite Probleme und Herausforderungen wirksam und rechtzeitig bearbeiten
kann. Denn für Probleme, von denen wir alle betroffen sind, hundert
verschiedene Lösungen zu verwenden, die oft auch noch gegensätzlich sind, das
ist nicht sehr klug, und auch nicht effektiv. Es geht außerdem darum, den Frieden
zwischen den Staaten und Völkern der Erde sicherzustellen. Denn sich auf einem
Planeten gegenseitig zu bekämpfen, möglicherweise auch noch mit Waffen, die
diesen Planeten unbewohnbar für uns machen können, das ist nicht sehr klug, und
auch kein Zeichen eines hohen Entwicklungsstands (den wir Menschen ja gerne für
uns beanspruchen). Dieser Weltregierung sollten aber keinesfalls alle Aufgaben
zugetragen werden, dafür sind die Erde und die hier lebende Zahl an Menschen
dann doch zu groß, sondern eben nur die Aufgaben, die weltweite Bedeutung
haben. Einen weltweiten Föderalismus mit mindestens fünf Ebenen (Weltregierung,
Regionen, Staaten, Länder, Gemeinden) sehe ich als das Ziel, das wir erreichen
sollten. Dabei müssen alle Themen schnell und verständlich über alle Ebenen
kommuniziert werden, und dafür bieten die modernen Kommunikationstechnologien
alle nötigen Voraussetzungen. Man sieht also: was die politisch-soziale
Organisation betrifft, bis ich ein Befürworter der Globalisierung. Was die
Wirtschaft betrifft, sehe ich das etwas anders, aber dazu später.
Beim Thema „weltweite
Zusammenarbeit“ müssen wir Europäer (und unsere europäisch geprägten Nachfahren
in anderen Kontinenten) auf etwas achten, was ich die „europäische Arroganz“
nenne. Schon mindestens seit der Römerzeit halten sich Europäer oft für
überlegen, für eine Art Herrscherrasse oder Vorbildkultur. Von anderen Völkern
und Kulturen wird erwartet, dass sie sich europäischen Vorstellungen und
Maßstäben anpassen. Das ist nicht in Ordnung und hat früher wie heute schon zu
viel Leid in anderen Teilen der Welt geführt. Hunger und Armut in Afrika,
Südamerika und Indien – das hätte es ohne diese europäische Arroganz nie in dem
Ausmaß gegeben, wie es heute Realität ist. Durch den Kolonialismus wurden den Menschen
in diesen Gegenden der Welt europäische Lebensformen aufgezwungen.
Lebensformen, die zu diesen Menschen und diesen Ländern nicht passen, und die
daher nicht funktionieren. Der Kolonialismus ist auch heute noch nicht zu Ende,
auch wenn er größtenteils nur noch wirtschaftlich praktiziert wird. Wir müssen
ihn – und die auslösende europäische Arroganz - endlich beenden. Das ist eine
zwingende Voraussetzung für eine friedliche und gerechte Weltgemeinschaft aller
Menschen.
Forderung: Der europäische Kolonialismus
in jeglicher Form muss beendet werden.
Menschen
verschiedener Kulturen können voneinander lernen und so gemeinsam
Verbesserungen und Lösungen finden. Dass eine Kultur die Laufrichtung vorgibt,
während alle anderen als minderwertig gelten, das ist nicht sinnvoll und nicht
zielführend. Die vielen
verschiedenen Kulturen und Sprachen, die es unter den Menschen der Erde gibt,
sind ein wertvoller Schatz. Aus dieser Vielfalt kann (abgesehen davon, dass sie
ganz einfach schön und spannend ist) viel gewonnen werden. Globalisierung und
weltweite Zusammenarbeit und Vernetzung sollte nicht dazu führen, dass Kultur
und Sprache vereinheitlicht werden.
Der Staat
Wenn von
„Staat“ gesprochen wird, ist oft nur die Regierung oder die Verwaltung gemeint.
Das ist
nicht einmal die halbe Wahrheit. Ein Staat, das ist eine Gemeinschaft von
Menschen (das Staatsvolk), die in einem bestimmten Gebiet lebt (das
Staatsgebiet) und bestimmte Regeln des Zusammenlebens (Gesetze) hat. Menschen
sind grundsätzlich soziale Wesen, sie schließen
sich in Gruppen zusammen, organisieren sich, verteilen Aufgaben. Spätestens
wenn die Gruppe eine bestimmte Größe übersteigt, werden Anführer (die Regierung)
bestimmt. Kommt dann noch ein Territorium dazu, das von dieser Gruppe für sich beansprucht
wird, nennt man das Ganze einen Staat.
Naturgesetz:
Der Mensch ist ein soziales Wesen.
Gibt
es eine Alternative zum Staat? Grundsätzlich ja: das Zusammenleben in kleinen
oder mittelgroßen Gruppen, die kein oder nur ein sehr kleines Territorium
beanspruchen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei aber auch schon um einen
Staat, wenn auch um einen sehr kleinen.
Gibt
es eine Alternative zur Regierung? Ja, die gibt es: die Anarchie, also eine
Form des Zusammenlebens, in der keiner herrscht oder bestimmt. Und gibt es eine
Alternative zu Gesetzen? Ja, auch die gibt es: die Anomie, also das Fehlen von
Gesetzen oder Regeln des Zusammenlebens.
Alle
drei Alternativen, das Zusammenleben in Kleingruppen, die Anarchie und die
Anomie haben einen ganz entscheidenden Nachteil: sie funktionieren nicht lange.
Das liegt an zwei Naturgesetzen:
dem
Recht des Stärkeren und der Bequemlichkeit.
Naturgesetz:
In der Natur versuchen sich grundsätzlich stärkere gegen schwächere Lebewesen
durchzusetzen. Da sie stärker sind, gelingt ihnen das auch, sofern sie nicht
daran gehindert werden. Das nennt man das „Recht des Stärkeren“.
„Stärke“
bezieht sich dabei nicht nur auf Körperkraft. Der Stärkere, das kann auch der
Schlauere, der Reichere, der Schnellere, der Mutigere oder derjenige mit mehr
Freunden sein.
Naturgesetz:
Lebewesen neigen grundsätzlich zur Bequemlichkeit. Sie bringen nur so viel
Energie auf, wie sie benötigen, um ihre Bedürfnisse zu stillen.
Eine
Kleingruppe funktioniert nur so lange, wie sie nicht in Rivalität mit stärkeren
Gruppen in ihrer Nähe gerät. Denn dann wird sie von dieser stärkeren Gruppe
bald beherrscht oder vernichtet, hört also auf, als eigenständige Gruppe zu
existieren. Viele kleine Völker der Erde mussten das im Lauf der Geschichte
schon erfahren. Anarchie löst sich nach kurzer Zeit von selbst auf, da Stärkere
in der Gruppe eher früher als später versuchen, die Herrschaft zu übernehmen,
und/oder die Mitglieder der Gruppe sich Anführer wünschen, da die
Bequemlichkeit sie dazu drängt, nicht alle Entscheidungen selbst treffen zu
müssen, sondern jemandem folgen zu können, um sich auf ihre eigentlichen
Bedürfnisse konzentrieren zu können. Anomie führt dazu, dass (da keine anderen
Regeln vorhanden sind) zwangsläufig das Recht des Stärkeren gilt. In einem
Staat dagegen gibt es festgelegte Herrschaft, die es Rivalen schwer macht, die
Macht an sich zu reißen. Es gibt Gesetze, die es erschweren, dass das Recht des
Stärkeren sich durchsetzt. Und durch die Masse der im Staat
zusammengeschlossenen Menschen ist die Gemeinschaft weniger anfällig für
Angriffe von außen.
Forderung:
Eine der Aufgaben eines Staates sollte sein, dafür zu sorgen, dass Schwächere
die gleichen Rechte haben wie Stärkere.
Folglich ist der Staat eine absolut sinnvolle Form
des Zusammenlebens. Wie sinnvoll, das
kommt nun ganz darauf an, wie der Staat organisiert ist und wie er geführt
wird.
Dabei geht
es zum Beispiel um die Frage, welche Regierungsform gewählt wird. Im Lauf der
Geschichte der Menschheit wurden hier schon etliche Varianten ausprobiert. Sie
bewegen sich zwischen den beiden Extremen „vollkommene Demokratie“ und „absolute
Monarchie“. In einer vollkommenen Demokratie werden alle Entscheidungen von
allen Bürgern zusammen getroffen, die Regierung besteht also aus dem ganzen
Volk. Diese Regierungsform erscheint oft als die ideale, sie hat aber zwei
große Schwierigkeiten. Zum einen das gerade beschriebene Naturgesetz der
Bequemlichkeit: vielen Menschen ist es zu anstrengend, sich an allen
Entscheidungen zu beteiligen. Es fehlt ihnen oft die Zeit oder das Interesse,
sich mit allen Dingen, die in einem Staat beachtet werden müssen, zu
beschäftigen, und sie wünschen sich, dass andere das übernehmen. Demokratie
fordert von ihren Mitarbeitern, den Bürgern, anstrengende und hochentwickelte
Fähigkeiten wie Geduld, Kompromissfähigkeit, Selbstinformation, Meinungsbildung
und soziale Beteiligung. Viele aber möchten ein bequemes Leben, in dem sie sich
um sich selbst und ihren kleinen Kreis kümmern können, in dem ihnen jemand
anders das "ganze Außenherum" vorgibt. Wenn das dann nicht so ist,
wie sie es möchten, dann können sie wenigstens auf
"die da oben" schimpfen. Immer wieder - derzeit zum Beispiel in
Russland und der Türkei - kann man betrachten, wie die Mehrheit eine Rückkehr
zum "Starker-Mann-System" trägt. Zum anderen wird es
umso schwieriger, eine gemeinsame demokratische Entscheidung zu treffen, je
mehr Menschen daran beteiligt sind. Je mehr Menschen, desto mehr Meinungen
spielen mit. Je mehr Menschen, desto aufwändiger ist es, alle zu befragen. Diese
Regierungsform ist also nur für kleine Gruppen mit sehr aktiven Mitgliedern
geeignet. In der absoluten Monarchie (auch Diktatur genannt) dagegen gibt es
einen einzigen Herrscher, der alle Entscheidungen allein trifft. Diese
Regierungsform hat gleich drei große Nachteile. Erstens: es besteht die Gefahr,
einen schlechten Herrscher zu bekommen, der dann alleine die Macht hat, den
ganzen Staat ins Verderben zu stürzen. Zweitens: im Volk entstehen leicht
Unzufriedenheit und innere Distanz zum Staat, da kein Bürger an Entscheidungen
beteiligt ist. Drittens ist es für eine einzelne Person umso schwieriger, den
Überblick zu behalten, je größer ein Staat ist. Wegen all den genannten
Schwierigkeiten liegen die meisten in der Realität verwendeten Regierungsformen
irgendwo zwischen den beiden Extremen „vollkommene Demokratie“ und „absolute
Monarchie“. Ich werde später dazu kommen, welche Regierungsform ich empfehle.
Das „Grundgesetz
staatlichen Handelns“ sollte meines Erachtens so heißen:
Forderung: Alles staatliche Handeln muss daran orientiert
sein, für den Menschen (sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft) Gutes
zu bewirken, und zwar nicht nur fürs Hier und Jetzt, sondern so vorausschauend
wie möglich.
Der Mensch
Wir
sind Menschen. Eine besondere Lebensform
auf dem Planeten Erde. Wobei es gar nicht leicht ist zu sagen, was uns
eigentlich zu einer besonderen Lebensform macht. Intelligenz, Gefühle,
Bewusstsein, Kommunikation, Kultur, Zusammenarbeit, Staatenbildung… all das
gibt es auch bei Tieren und Pflanzen. Wahrscheinlich ist es, dass wir Menschen
all das in Kombination und auf einem hohen Entwicklungsstand haben. Und
möglicherweise ist es auch die Tatsache, dass wir uns bewusst für oder gegen
Handlungen entscheiden, während die anderen Lebewesen auf unserem Planeten
ihren Instinkten und Bedürfnissen folgen. Aber auch hier muss man wieder die
Realität sehen: auch unsere Handlungen, unser Denken und unsere Gefühle sind
von diesen natürlichen Instinkten und Bedürfnissen geprägt. Sie sind – auch
wenn wir das oft nicht gerne zugeben – unsere Hauptmotivation. Die Bedürfnisse
nach Nahrung, Sicherheit, Erholung und Fortpflanzung steuern einen Großteil
dessen, was Menschen tun. Viele weitere „kleinere“ Bedürfnisse kommen hinzu.
In
dieser Hinsicht sind wir Menschen auch alle einander sehr ähnlich, es gibt kaum
jemanden, für den eines der natürlichen Grundbedürfnisse nicht wichtig ist. Wenn
man menschliches Verhalten aufmerksam aus dieser Perspektive beobachtet, kann
man erstaunlich einfache Verhaltensmuster in unserem komplexen Leben erkennen.
Dieser Zustand lässt sich auch nicht einfach ändern, er ist naturgegeben. Wenn
ein Mensch versucht, sich zu weit von seinen Bedürfnissen zu distanzieren, wird
er körperlich oder psychisch krank. In manchen politischen oder religiösen
Ideologien wurde schon versucht, natürliche Bedürfnisse zu unterdrücken. All
diese Ideologien gehen früher oder später unter.
Naturgesetz:
Menschliches Verhalten ist zu einem großen Teil durch unsere natürlichen
Bedürfnisse geprägt. Sich zu weit von diesen Bedürfnissen zu entfernen ist
ungesund und oft ganz einfach unmöglich.
Daher
ist es wichtig, dass man über die menschlichen Bedürfnisse bescheid weiß, wenn
man einen Staat organisieren will. In der Computerspielreihe „Civilization“, in
der es darum geht, einen funktionierenden und erfolgreichen Staat aufzubauen,
ist es einer der wichtigsten Aspekte, auf die Zufriedenheit der Bevölkerung zu
achten. Und wann sind Menschen zufrieden? Wenn ihre Grundbedürfnisse erfüllt
werden. Mir scheint oft, dass Regierungen und Politiker diesen Aspekt viel zu
sehr vernachlässigen. Weil die Civilization-Spiele auch sonst ein sehr gutes
Abbild der Funktionsweise von Staaten bieten, denke ich mir oft, jeder
Politiker sollte als Qualifikationsmaßnahme zuerst einige Tage oder Wochen
eines dieser Spiele spielen.
Forderung:
Eines der Hauptziele staatlichen Handelns muss die Zufriedenheit der
Bevölkerung sein.
Sollten
wir nun also unser Handeln auf die Erfüllung unserer Bedürfnisse reduzieren?
Sollten wir alles andere als unnötig beiseite lassen? Nein, denn wir Menschen
bestehen nicht nur aus diesen
Grundbedürfnissen. Wir haben, wie vorhin schon gesagt, die Möglichkeit, uns
bewusst für oder gegen Dinge zu entscheiden. Wir sind in der Lage, die Art und
Weise, wie wir für die Erfüllung unserer Bedürfnisse sorgen, individuell zu
gestalten. Wir haben Moral und Gewissen, wir unterscheiden zwischen Gutem und
Schlechtem. Wir haben weitreichende Möglichkeiten zur Gestaltung unseres Lebens
und Zusammenlebens. Wir können planen und organisieren, wir haben Kultur und
die Fähigkeit, uns weiterzuentwickeln und dazuzulernen. Wir sind – neben der
Ebene der Grundbedürfnisse, auf der wir alle mehr oder weniger gleich sind –
Individuen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Vorlieben und Wünschen. Jeder
Mensch ist einzigartig und besonders.
Somit ist
auch jeder einzelne Mensch für die Gemeinschaft, der er angehört, ein
wertvoller Schatz.
Seine
individuellen Talente, Gedanken, Ideen und Fähigkeiten sollten gefördert und
geschützt werden. Eine Gemeinschaft, die das nicht tut, lässt ein großes
Potential ungenutzt und wird degenerieren statt sich weiterzuentwickeln und zu
wachsen. In
manchen politischen oder religiösen Ideologien wurde schon versucht, Menschen
„gleich zu machen“ und Individualität zu unterdrücken. All diese Ideologien
gehen früher oder später unter. Jedem Menschen
sollte sein Wert und seine Bedeutung für den Staat gezeigt werden - und zwar
ohne dass einzelne Tätigkeiten als wertvoller oder wichtiger angesehen werden
als andere.
Forderung:
Ein Staat muss die individuellen Fähigkeiten und Talente des Einzelnen fördern
und schützen.
Ich habe
über einige grundlegende menschliche Eigenschaften gesprochen, und darüber, wie
der Staat den einzelnen Menschen sehen sollte. Nun komme ich dazu, wie der
Mensch sich in der Gemeinschaft, im Staat, verhalten sollte. Ich kann es vorab
ganz kurz zusammenfassen: mitmachen und respektvoll sein.
Ich spreche,
wie Ihnen wohl schon aufgefallen ist, oft und gerne von „wir“. Damit meine ich
uns Menschen. Wir müssen wieder mehr als Gemeinschaft denken und handeln. In den
industrialisierten, digitalisierten und wohlhabenden Teilen der Erde habe wir
Menschen inzwischen eine Phase erreicht, in der Individualismus, die
Selbstverwirklichung und Freiheit des Einzelnen, meist mehr zählt als die
Gemeinschaft. Selbstverwirklichung und persönliche Entfaltungsfreiheit sind gut,
wertvoll und wichtig. Aber sie müssen Grenzen haben, denn die Gemeinschaft muss
weiter funktionieren und stabil bleiben. Allein schon deshalb, weil es ohne
diese Gemeinschaft die Möglichkeit zur individuellen Entfaltung gar nicht gäbe.
Ein Mensch, der allein irgendwo in der Wildnis lebt, ohne die Vorteile des
Zusammenlebens mit anderen, der muss einen Großteil seiner Kraft und seiner
Zeit dafür verwenden, sein Überleben zu sichern. Das Gemeinschaftsgefühl muss also wieder gestärkt werden.
Ein Staat, der nur eine Ansammlung von nebeneinander her lebenden Individuen
ist, ist kein Staat, jedenfalls kein funktionierender. Den Zustand eines
Staates, in dem alle nur noch auf ihr eigenes Wohl und auf Vergnügung aus sind,
Einschränkungen zum Wohle der Gemeinschaft und durch moralische Werte ablehnen,
nennt man dekadent. Und Dekadenz ist die Vorstufe zum Abschied von der
Weltbühne. Ich denke aber nicht, dass man (wie es in totalitären Staaten immer
wieder versucht wird) die Menschen dazu zwingen sollte, gemeinschaftlich zu
handeln. Man sollte ihnen vielmehr klar machen, wie wichtig und wertvoll es
ist. Ihnen zeigen, welchen großen Einfluss sie mit ihrem Verhalten auf den
Staat und sogar die Menschheit als Ganzes haben. Denn: die Gemeinschaft besteht
aus einzelnen Menschen. Würde jeder denken: „Was bringt das schon, wenn ich
freundlich gegenüber anderen bin? Was bringt das schon, wenn ich meinen Müll
nicht auf die Straße werfe? Was bringt das schon, wenn ich mit dem Zug fahre
statt mit dem Auto? Ich bin doch nur einer, was soll ich schon ausrichten?“ –
dann ändert sich gar nichts. Wenn dagegen nur jeder zweite beschließt,
freundlicher zu sein, keinen Müll auf die Straße zu werfen, mit dem Zug zu
fahren…, und dabei jeweils noch einen weiteren Menschen motiviert, es ihm
gleich zu tun – dann haben wir die Welt verbessert, durch das Handeln von
einzelnen Menschen. Ja, wer heute eine Kleinigkeit besser macht als gestern,
der hat heute die Welt ein kleines Stück verbessert. Verbesserungen entstehen
immer dadurch, dass einzelne anfangen, Dinge besser zu machen. Jeder von uns
hat Macht. Macht ist die Möglichkeit, etwas zu machen. Etwas zu erreichen, zu
bewegen, zu verändern. Wir müssen diese Macht nur benutzen. Bernhard Suttner
schrieb einmal: „Jeder Tag ist Wahltag“. Jeden Tag, jede
Minute, können wir Entscheidungen treffen, mit denen wir die Welt verbessern
können. Dabei ist es wichtig, mit der Verbesserung bei uns selbst anzufangen. Nur
andere zu belehren und sich selbst nicht zu ändern, das ist kein guter Weg. Bei
sich selbst anfangen heißt die Grundregel menschlicher Entwicklung. Sich selbst
verbessern, es anderen vorleben, anderen ein Vorbild sein. Und nicht schimpfen
und lästern und selbst nichts besser machen, weil es ja ohnehin sinnlos ist. Wer
immer nur darauf wartet, dass um ihn herum alles in Ordnung ist, anstatt in
sich selbst für Ordnung zu sorgen, für den wird die Welt nie in Ordnung sein.
Die
Ordnung beginnt in uns und mit uns. Nicht um uns herum und bei anderen.
Willst
du Frieden? Sei friedlich.
Willst du Respekt? Sei respektvoll.
Willst du Gerechtigkeit? Sei gerecht.
Willst du Verständnis? Sei verständnisvoll.
Willst du Respekt? Sei respektvoll.
Willst du Gerechtigkeit? Sei gerecht.
Willst du Verständnis? Sei verständnisvoll.
Forderung: Wer Veränderung will, der ändere sich
und sein Verhalten und lasse es andere sehen, damit sie Ansporn haben, sich
auch zu ändern.
Wer das Beste für sich und die Welt will, der gebe sein Bestes und lasse andere daran teilhaben, damit sie den Ansporn haben, selbst auch ihr Bestes zu geben.
Wer Rat braucht, der scheue nicht davor zurück, ihn sich zu holen. Wer Rat geben kann, der scheue nicht davor zurück, ihn zu geben.
Wer das Beste für sich und die Welt will, der gebe sein Bestes und lasse andere daran teilhaben, damit sie den Ansporn haben, selbst auch ihr Bestes zu geben.
Wer Rat braucht, der scheue nicht davor zurück, ihn sich zu holen. Wer Rat geben kann, der scheue nicht davor zurück, ihn zu geben.
Freiheit –
das ist etwas, das Menschen schon fordern, seitdem es Zusammenleben in Staaten
gibt.
Menschen
wollen frei sein von Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt, Hunger, Angst. In
unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft haben diese Forderungen nach Freiheit
ein hohes Niveau erreicht und berühren manchmal schon die Grenze zur
Absurdität. Wir können inzwischen täglich mit immer kurioseren
Freiheitswünschen rechnen. Dass Menschen ihr Geschlecht selbst bestimmen
wollen, das ist einer dieser grenzwertigen Fälle aus der letzten Zeit, denn es
kratzt an Naturgesetzen, und das geht, wie ich schon beschrieben habe, nicht
lange gut. Was kommt als nächstes? Werden Pädophile und sexuelle Gewalttäter
die Freiheit fordern, ihren Trieb auszuleben? Werden Menschen fordern, etwas zu
sein, was sie einfach nicht sind? Wir müssen hier sehr vorsichtig sein, auch
hier kommt – typisch für ein Leben in Luxus – wieder die Dekadenz ins Spiel,
die eine ganz reale Gefahr für Zivilisationen ist. Der Wunsch nach Freiheit ist
rechtmäßig und gut, aber er muss seine Grenzen haben. Freiheit hat ihre Grenzen
an Naturgesetzen, daran können wir nichts ändern. Und Freiheit hat ihre Grenzen
da, wo sie anderen Schaden zufügt. Auch die heute – zu Recht – hoch angesehene
Meinungsfreiheit muss Grenzen haben. Beleidigungen, Beschimpfungen,
Demütigungen dürfen auch weiterhin nicht einfach in Ordnung sein, auch dann
nicht, wenn sie den Stempel „Kunst“ oder „Satire“ tragen. Grundsätzlich kann
über menschliche Freiheit gesagt werden: wir sind frei - jeder kann tun, was er will.
Er muss nur mit den Konsequenzen leben. Die einzigen Dinge, in denen wir
tatsächlich nicht frei sind, sind naturgegeben. Die Konsequenzen sind der
entscheidende Faktor dabei. Die meisten Konsequenzen menschlicher Handlungen
treten ganz von selbst ein. Andere wiederum lassen sich über Gesetze steuern.
Der Staat sollte Freiheit überall dort durch abschreckende Konsequenzen einschränken,
wo anderen Menschen oder der Gesellschaft Schaden zugefügt wird. Diese
Einschränkungen sollten aber mit Verstand und Weitsicht stattfinden, und auf
das nötige Mindestmaß beschränkt werden. Jemandem beispielsweise zu verbieten,
sein Haus blau zu streichen, weil alle Häuser außen herum weiß sind, das ist
eine vollkommen unnötige und übertriebene Einschränkung von Freiheit. Oder, um
ein Beispiel zu bringen, das in den letzten Jahren immer wieder ein großes
Thema war: einer Frau zu verbieten, ein Kopftuch zu tragen, oder ihr im
Gegenteil vorzuschreiben, ein Kopftuch zu tragen, auch das ist eine unnötige
und übertriebene Einschränkung von Freiheit, die keinerlei Nutzen hat.
Noch
etwas zeichnet Menschen ganz allgemein aus: sie haben Schwächen und machen Fehler.
Menschen
– und zwar alle Menschen – haben
Schwächen aufgrund ihrer natürlichen Grundbedürfnisse, die oft übermächtig
gegenüber Herz und Verstand sind. Menschen – und zwar alle Menschen machen Fehler, weil sie große Freiheit in ihren
Handlungen haben. Der menschliche Verstand ist beschränkt, und daher gelingt es
uns meist nicht, fehlerfrei zu handeln. Wenn man sich das bewusst macht, folgt
daraus, dass man gegenüber den Fehlern und Schwächen anderer Menschen
nachsichtig und vergebend sein sollte, und von anderen nie mehr verlangen
sollte als von sich selbst. „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“,
sagt Jesus in der Bibel zu den Menschen, die eine Frau steinigen wollen.
Gemeint ist damit, dass keiner diesen ersten Stein werfen sollte, denn keiner
ist ohne Verfehlungen. Das heißt nicht, dass man jedes menschliche Verhalten
einfach so hinnehmen sollte. Selbstverständlich gibt es viele Verhaltensweisen,
die ganz einfach nicht in Ordnung sind und die Konsequenzen haben müssen.
Jedoch sollte man hierbei um das rechte Maß bemüht sein, und einen anderen
Menschen selbst dann, wenn er sich vollkommen „daneben benimmt“ mit Respekt
behandeln – im Bewusstsein, dass man selbst ein Mensch mit Fehlern und
Schwächen ist.
Die Natur
Naturgesetz: Wir Menschen sind von
anderen Lebewesen und von der Natur als Gesamtsystem abhängig und können ohne
diese nicht existieren.
Die Natur.
Das ist nicht nur so eine grün-bunte Wildnis um uns herum. Die Natur ist unsere
Lebensgrundlage. Wir können uns also nicht einfach entscheiden, ob wir die
Natur schützen wollen oder nicht. Wir können den Naturschutz nicht einfach
anderen Dingen – der Wirtschaft, dem Profit, dem Luxus – unterordnen. Also wir
können schon, aber das wäre dumm. Wenn wir nicht respektvoll und vernünftig mit
der Natur umgehen, beschädigen wir unsere eigene Lebensgrundlage.
Der
Mensch muss auch endlich begreifen, dass er sich die Natur nicht nach seinem
Belieben gestalten kann. Also er kann schon, aber die Konsequenz wird letztlich
sein eigener Untergang sein. Die Erde ist ein Ökosystem, kein
"Bau-was-dir-gefällt-Kasten". Jedes einzelne Element darin hat einen
Sinn und eine Bedeutung. Das Aussterben von Arten, die Zerstörung von
Ökosystemen, kann zum Kollaps des ganzen Systems führen. Diskussionen um die
Notwendigkeit von Naturschutz zeugen immer wieder von der unglaublichen
Arroganz, mit der der Mensch die Welt betrachtet. Übrigens muss ich hier einen
weit verbreiteten Irrtum aufklären: wir müssen die Natur nicht schützen, weil
sie uns braucht. Die Natur kommt wunderbar selbst zurecht. Welchen Schaden wir
auch in ihr anrichten, sie kommt irgendwie damit klar, passt sich an und lebt
weiter. Selbst einen weltweiten Atomkrieg würden wohl genug Lebewesen
überstehen, um ein lebensfähiges System aufrechterhalten zu können. Nein, wir
müssen die Natur schützen, weil wir
sie brauchen. Denn wir Menschen können nicht in einer beliebigen Umgebung
leben, wir brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen. Das Bewahren dieser
Bedingungen ist also entscheidend für unser Überleben. Eines der
beunruhigendsten Beispiele aus der letzten Zeit ist das in Europa stattfindende
Insektensterben. Insekten sind eines der wichtigsten Elemente der Natur, so wie
sie jetzt besteht. Das Dahinschwinden ihrer Anzahl oder gar ihr Aussterben
hätte fatale Folgen. Man bedenke allein die Tatsache, wie viele Pflanzen von
einer Bestäubung durch Insekten abhängig sind, wie viele andere Tierarten auf
Insekten als Nahrung angewiesen sind. Von dort setzt sich die Kette fort bis zu
uns. Also nein, die Insekten sind nicht nur lästige herumschwirrende und
-krabbelnde Dingerchen – sie tragen einen entscheidenden Teil zur Erhaltung
unserer Lebensgrundlagen bei.
Ein paar
konkrete Dinge, die wir unternehmen können, um die Natur zu bewahren:
Plastikmüll
stellt eine große Gefahr dar. Er verrottet nur sehr langsam, belastet durch
seine Ablagerung viele Lebensräume, ganz besonders auch das Meer, und gibt oft
giftige Stoffe in seine Umgebung ab. Plastikmüll muss also durch Reduzierung
des derzeitigen Verpackungswahns so weit wie möglich reduziert werden, wozu
auch der Verkauf von losen Waren wieder stärker eingeführt werden muss. Für den
verbleibenden Plastikmüll müssen bessere Wege zur Wiederverwertung gefunden
werden. Ich werde auf dieses Thema im Abschnitt „Wirtschaft“ nochmals eingehen.
In der
Landwirtschaft muss die Verwendung von Pestiziden und Herbiziden, also
Giftstoffen zum Abtöten „schädlicher“ Tiere und Pflanzen, vollkommen verboten
werden. Das mag zwar kurzfristig gesehen den Ertrag verringern und den nötigen
Arbeitseinsatz erhöhen, langfristig aber erhöht es die Ernten, die sonst in
nicht allzu ferner Zukunft durch Schäden am Ökosystem ganz ausfallen werden.
Ebenso muss der Anbau von genetisch manipulierten Pflanzen verboten werden. Wir
können in keiner Weise absehen, welchen Effekt diese von Menschen
„zurechtgebastelten“ Pflanzen in der Natur haben. Ökologisch verträgliche
Landwirtschaft muss staatlich gefördert werden, auf Monokulturen und Giften
basierender landwirtschaftliche Massenproduktion dagegen muss jegliche
Unterstützung entzogen werden.
Um die Natur
zu stabilisieren und ihr Bereiche zu geben, in welchen sie unbeschädigt wachsen
kann, sollten Totalreservate (ähnlich den in Russland bestehenden Sapowedniki)
eingerichtet werden, also Gebiete, in denen keinerlei Veränderungen durch
Menschen stattfinden dürfen und die Natur sich selbst überlassen bleibt. Auch
in Deutschland gibt es Gebiete, in denen die Bevölkerung immer weiter sinkt.
Vor allem in solchen Gebieten können die Flächen für diese Reservate gefunden
werden. Ziel für Deutschland sollte sein, dass sie etwa 10 bis 20% der
Landesfläche ausmachen. In anderen Ländern mit geringerer Bevölkerungsdichte
können durchaus wesentlich mehr dieser Gebiete eingerichtet werden. Daneben sollten
weitere Flächen bestimmt werden, in welchen nur extensive Nutzung stattfinden
darf, die ganz bestimmten Regeln und Beschränkungen folgt (zum Beispiel kein
Autoverkehr, keine Müllablagerung, keine Nutzung von Chemikalien). Diese
Flächen können in Deutschland etwa 10 bis 30% des Landes ausmachen. All diese
Schutzgebiete können dafür sorgen, dass hier Arten erhalten bleiben und
nachwachsen, die in intensiv genutzten Gebieten zu wenig geeigneten Lebensraum
haben, und damit einen notwendigen Ausgleich schaffen.
Überhaupt
muss weltweit viel mehr zum Schutz von Lebensräumen getan werden. Insbesondere
Wälder und Meere müssen geschützt werden – es sind die Lebensräume mit der
größten Artenvielfalt, die zudem einen entscheidenden Teil zur Stabilisierung
des Klimas auf der Erde beitragen. Hier ist ganz besonders auch die UNO
gefragt, deutlich aktiver als bisher zu werden. Deutschland und die EU sollten
darauf achten, keine Produkte einzukaufen und nicht mit Unternehmen
zusammenzuarbeiten, die zur Zerstörung von Lebensräumen beitragen.
Die Mitte
Die Wahrheit liegt
meist in der Mitte. Diese alte Weisheit
gilt immer noch in vollem Umfang.
„Seine Mitte
wiederfinden“ sagt man, wenn ein Mensch innerlich aus dem Gleichgewicht geraten
ist und den Weg zurück sucht. Alle natürlichen Vorgänge in der Welt haben stets
die Herstellung eines Gleichgewichts, den Ausgleich von Extremen in der Mitte,
zum Ziel. Extreme sind dabei immer nur vorübergehende Zustände. Die Temperatur ist
dafür ein schönes Beispiel: kalte und heiße Materie nebeneinander tauschen so
lange Energie aus, bis beide gemeinsam eine mittlere Temperatur erreichen. Auch in Staat und
Gesellschaft sollte die Mitte als optimal für Entscheidungen und Gesetze
gelten.
Naturgesetz: Alle natürlichen Vorgänge streben zur Mitte und zum Ausgleich. Extreme
Zustände sind immer nur vorübergehend.
Es ist nicht gut, nur
egoistisch zu handeln. Und es ist nicht gut, gar nicht an sich selbst zu
denken. Die Wahrheit liegt in der Mitte.
Es ist nicht gut, alles
dem Profit unterzuordnen. Und es ist nicht gut, Profit als von Grund auf
schlecht abzulehnen. Die Wahrheit liegt in der Mitte.
Es ist nicht gut,
unbegrenzte Zuwanderung zu erlauben. Und es ist nicht gut, Zuwanderung
grundsätzlich abzulehnen. Die Wahrheit liegt in der Mitte.
Es ist nicht gut,
Religion für nutzlosen Mist zu halten. Und es ist nicht gut, fanatisch an eine
Religion zu glauben. Die Wahrheit liegt in der Mitte.
Es ist nicht gut,
Schwerverbrecher mit dem Tod zu bestrafen. Und es ist nicht gut, Schwerverbrecher
nach ein paar Jahren einfach wieder laufen zu lassen. Die Wahrheit liegt in der
Mitte.
Es ist nicht gut,
Tiere für weniger wert als Menschen zu halten. Und es ist nicht gut, Tiere für
wertvoller als Menschen zu halten. Die Wahrheit liegt in der Mitte.
Es ist nicht gut,
alles zu globalisieren. Und es ist nicht gut, die Globalisierung abzulehnen.
Die Wahrheit liegt in der Mitte.
Extreme Einstellungen,
seien sie „links“, „rechts“ oder anderswo, sind ein Ausdruck psychischer
Instabilität. Sie sind typisch für die Lebensphase der Pubertät, bei der
gesunden Entwicklung sollten sie sich danach zur Mitte hin bewegen. Falls
nicht, so liegt das an psychisch-seelischen Schmerzen. Wut, Verzweiflung,
Ratlosigkeit, Armut, Verletzungen – all das sind Erfahrungen, die in einem von
uns extreme und radikale Einstellungen auslösen können. Gesund sind sie nicht,
weder für den Einzelnen, noch für die Gemeinschaft. Treten sie bei Menschen
auf, die keine Jugendlichen sind – also bei Erwachsenen oder bei Kindern -
sollten sie ein Warnzeichen dafür sein, dass etwas in der Gesellschaft nicht
stimmt und verbessert werden muss.
Das
Links-Rechts-Schema in der Politik stammt aus der Julimonarchie in Frankreich
(1830 – 1848). Dort wurden die Mitglieder des Parlaments erstmals von links
(modern, sozialistisch) bis rechts (traditionell, konservativ) „sortiert“.
Dieses Schema mag für die damaligen Umstände - kurz nach einer Revolution, in
der Zeit der Auseinandersetzung zwischen alten Monarchien und neuen Forderungen
nach Demokratie – passend gewesen sein. Es reicht aber nicht aus, um politische
Denk- und Handlungsweisen ausreichend zu beschreiben. Viele wichtige Aspekte
geraten dadurch in den Hintergrund. Das Links-Rechts-Schema führt dazu, dass
politische Entscheidungsfindung viel zu sehr als Kampf zwischen zwei Lagern
stattfindet, statt als Suche nach der vernünftigsten Entscheidung in der Mitte.
Es führte in den letzten hundert Jahren auch immer wieder zu
Verallgemeinerungen, die wenig hilfreich sind und Grenzen zwischen Menschen
schaffen:
Linke:
ausländerfreundlich, judenfreundlich, atheistisch, kommunistisch, liberal
Rechte:
ausländerfeindlich, judenfeindlich, religiös, kapitalistisch, streng
Trotzdem wird bis
heute versucht, alle Parteien in dieses Schema zu bringen, was oft nur
ansatzweise gelingt – wohin gehört zum Beispiel eine Partei, die gegen den
Kapitalismus ist, dabei aber großen Wert auf traditionelle Werte und
Moralvorstellungen legt? Als Bürger und Wähler hat man dabei den Eindruck, man
müsse sich zwischen einem dieser beiden Lager entscheiden und dort das
Gesamtpaket kaufen, was vielen Menschen schwer fällt, da sie sich selbst mit
ihren Einstellungen und ihrer Lebenssituation eben nicht in dieses
Schwarz-Weiß-Denken einordnen können. Die Realität, das echte Leben in einem
Staat, ist wesentlich vielfältiger und differenzierter. Das Links-Rechts-Schema
sollte daher endlich aufgegeben werden. Die Bürger müssen eine vielfältigere
Auswahl an Parteien und Meinungen haben. Es muss nach Themen gehandelt werden,
nicht nach Lagern. Denn wir wollen nicht miteinander kämpfen, wir wollen
gemeinsam ein gutes Leben führen. Wir wollen gemeinsam unsere Mitte finden.
Religion & Moral
Diese Welt,
in der wir leben, ist kein Zufall. Bei aufmerksamer Betrachtung der Welt sieht
man, was für ein komplexes, funktionierendes und detailliertes System sie ist.
Dessen Entstehung auf eine Kette von reinen Zufällen zurückzuführen, ist wohl
die gewagteste aller wissenschaftlichen Theorien.
Oft wird –
besonders seit der Zeit der sogenannten Aufklärung im 18. Jahrhundert –
unterschieden zwischen verlässlicher, beweisbarer Wissenschaft und
irrationalem, nicht beweisbarem Glauben. Aber ist das wirklich so? Mit unserem
eingeschränkten Verstand, mit unserer für Täuschungen anfälligen Wahrnehmung
können wir nichts wirklich beweisen, wir können allenfalls Wahrscheinlichkeiten
feststellen. Wir müssen glauben, sonst sind wir in einem Meer aus
Ungewissheiten verloren. Selbst die größte Weisheit und das
größte Wissen, das ein Mensch erlangen kann, versteht nur einen kleinen Teil
dessen, was und wie die Welt wirklich ist. Wir müssen mit der Einsicht leben,
dass wir trotz all unserer Bemühungen immer Unwissende bleiben werden. In 500 Jahren wird man
über unseren jetzigen "Stand der Wissenschaft" nur lächeln. So wie
wir jetzt oft über den Stand von vor 500 Jahren lächeln. Wissenschaft ist toll.
Wissenschaft ist spannend. Aber Wissenschaft darf nicht die Arroganz haben, zu
glauben, sie könne endgültige Wahrheiten feststellen und beweisen. Wir sollten
darauf achten, nicht hochmütig zu werden, und sollten dennoch die Suche nach
Erkenntnis nie aufgeben. Klein und groß, wichtig und unbedeutend, mächtig und
machtlos, klug und ahnungslos zur gleichen Zeit, das sind wir Menschen. Ja, wir müssen
glauben. Und deshalb ist die Grenze zwischen Wissenschaft und Religion nicht so
fest, wie es oft dargestellt wird.
Religion
ist ein fester Bestandteil menschlichen Lebens, den es immer gegeben hat und
immer geben wird. Das sieht man auch daran, dass in den Gegenden, in welchen
die alten Religionen an Bedeutung verlieren oder als unmodern gelten, moderne
Ersatzkulte entstehen: Fußballkulte, Starkulte, Fernsehkulte, Wirtschaftskulte...
Religion, so lange sie nicht fundamentalistisch ausgelegt wird und so
lange sie keinen Krieg gegen Andersgläubige führt, ist keinesfalls ein
schädliches Übel, wie manche sagen, ist keinesfalls das „Opium des Volkes“, wie
Karl Marx sagte. Nein, Religion ist ein Teil menschlichen Daseins. Und sie hat
viele Vorteile: sie gibt Sinn, Moral, Sicherheit, Kultur, gibt dem Leben Tiefe
und bewahrt uns vor der Angst, alles verstehen zu müssen. Auf einen dieser
Aspekte muss ich näher eingehen: die Moral.
Denn
hier sind wir beim zweiten der beiden wichtigsten Aspekte an meinem
politisch-sozialen Denken angekommen: dem Handeln nach moralischen Werten. Die
verschiedenen Kulturen haben teilweise ganz unterschiedliche Vorstellungen
davon, was sich gehört und was nicht. Die grundlegenden Werte aber sind überall
gleich: stehlen, morden, betrügen, lügen, Respektlosigkeit, Unachtsamkeit,
Faulheit, Neid – das sind Handlungen und Eigenschaften, die weltweit als
schlecht angesehen werden. Typisch für eine Wohlstandszivilisation, in der
viele Menschen heute leben, ist der Verfall dieser moralischen Werte. Es wird
immer weniger Wert auf Werte gelegt. Egoismus, Freiheit, Selbstverwirklichung
und Profit zählen mehr. Man kann das unter anderem an der Fernsehwerbung in
Deutschland gut beobachten: Jahr für Jahr werden hier mehr moralische
Grundsätze, die über Jahrhunderte galten, über Bord geworfen, um Menschen zu
noch mehr Konsum zu verlocken. Wenn wir weiterhin eine stabile
Sozialgemeinschaft haben wollen, wenn wir wirklich fortschrittlich sein wollen,
und wenn wir wollen, dass spätere Generationen in Achtung und mit Respekt von
uns sprechen, dann müssen wir das staatliche, soziale und persönliche Handeln
wieder mehr an den altbewährten moralischen Werten ausrichten. Sie sind nämlich
auch alle nicht einfach willkürlich erfunden, sie haben alle einen Sinn: das
Leben zu vereinfachen und angenehmer für alle zu gestalten. Die sogenannte
Goldene Regel fasst das gut in Worte: „Was du nicht willst, dass man dir tu,
das füg auch keinem andren zu“, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und „Behandle
andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“, das sind die bekanntesten
Formulierungen dieser Regel. Sie sollte ein Grundstein für alle menschlichen
Gemeinschaften sein.
Forderung:
Alles Handeln wird an bewährten moralischen Werten
orientiert. Damit meine ich die Werte, die in den 10 Geboten und dem Gebot der
Nächstenliebe enthalten sind, ebenso wie in den meisten Religionen und
Philosophien außerhalb des Christentums.
Alleingültigkeitsanspruch
von Religionen („nur unsere Religion ist richtig, alle anderen sind falsch“) und
den daraus folgenden aggressiven Fundamentalismus lehne ich ab. Gegen
Hassprediger jeder Art muss viel strenger als bisher vorgegangen werden. Es
darf nicht sein, dass einzelne andere jahrelang unbehelligt zu Zwietracht und
Terror aufstacheln können. Das ist eine der Stellen, wo Meinungsfreiheit ihre
Grenzen hat. Religion sollte, wie alle Aspekte menschlichen Denkens und
Handelns, keinen Schaden anrichten und Leid erzeugen, sondern nützlich sein und
Leid verringern.
Religionsunterricht
dient der moralisch-ethischen Bildung, dem Kennenlernen kultureller Grundlagen
und – von geeigneten Pädagogen gehalten – der Stärkung des Lebensgefühls. Er
sollte mit ein bis zwei Unterrichtsstunden pro Woche weiterhin Pflichtfach an
Schulen sein, in Deutschland in den Varianten evangelisch, katholisch, islamisch
und Ethik, eventuell auch als überkonfessioneller Unterricht (zum Beispiel
dort, wo die Schüleranzahl für konfessionelle Aufteilung zu gering wäre). Alle
Varianten des Religionsunterrichts müssen in deutscher Sprache, nach
staatlichen Lehrplänen und für alle Schüler einer Klasse zur gleichen Zeit
stattfinden. Dazu ist es auch notwendig, dass es endlich eine deutschlandweit
einheitliche Ausbildung für islamische Geistliche und Religionslehrer gibt. Prüfungen und Noten sollten nicht zum
Religionsunterricht gehören. Religion sollte aber weiterhin als
Wahl-Prüfungsfach in Abschlussklassen möglich sein.
Forderung: Jede Religionsgemeinschaft,
die nicht grundgesetzwidrig agiert, soll ab einer bestimmten Gemeindegröße
Anspruch auf eine Gebets- und Versammlungsstätte haben. Die jeweilige Stadt
oder Gemeinde hat dazu nach Möglichkeit ein Grundstück zur Verfügung zu stellen.
Die Erhebung
einer Kirchensteuer ist keine staatliche Angelegenheit. Sie muss, falls vorgesehen,
von den Religionsgemeinschaften selbst eingetrieben werden.
In den
Vereinten Nationen sollte ein Religionsrat eingerichtet werden, in dem
Vertreter aller Glaubensrichtungen an der Klärung moralischer Fragen und am
Frieden zwischen den Religionen arbeiten.
Die Wirtschaft
Wirtschaft
– das ist das planvolle Handeln von Menschen, um mit den vorhandenen Ressourcen
ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Ein ganz entscheidender Bestandteil des
menschlichen Lebens also, und durch den Bestandteil „planvoll“ wohl eines der
Erfolgsgeheimnisse der Menschheit. Nun ist es ganz entscheidend, WIE diese
Wirtschaft betrieben wird. Geht sie vernünftig und vorausschauend mit den
Ressourcen um? Funktioniert sie sozial? Hält sie sich an moralische Grundsätze?
Wenn ich den heutigen Zustand der Wirtschaft betrachte, so muss ich die erste
Frage klar mit „nein“, die zweite mit „nur teilweise“ und die dritte mit „immer
weniger“ beantworten. Nein, unsere Wirtschaft ist in keinem guten Zustand.
„Moment mal!“, mag jetzt manch einer sagen, „es geht uns doch gut, wir haben eine
tolle Wirtschaftslage, alles wächst und gedeiht.“ Ja, auf den ersten Blick
schon. Tiefer gehende Blicke aber offenbaren die Wahrheit.
Wirtschaft
sollte dem Gemeinwohl dienen. In der bayrischen Verfassung ist dies im Artikel 151 schön formuliert:
„Die
gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesonders der
Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen
Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten.“
Umgesetzt wird dieser
Grundsatz in der Realität kaum noch. Während immer mehr Menschen in Armut
geraten werden andere immer reicher. Die ganze Politik ist hauptsächlich
von Sorgen um die Wirtschaft bestimmt, anstatt von Sorgen um die Menschen.
Große Konzerne übernehmen immer mehr die Macht über die Gesellschaft, geben mit
ihren Wünschen (das ist meist die Steigerung ihres Profits) immer mehr die
Richtung der Entwicklung an. Ja, man kann direkt sagen, wir leben immer mehr in
einer Chremarchie, also in einem Staatssystem, in dem finanzielles Kapital
bestimmt, wer die meiste Macht hat. Orientierung
staatlichen Handelns vorrangig an Wirtschaftswachstum und Profitmaximierung ist
falsch. Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. Des Weiteren
wird dem Wirtschaftswachstum ein so hoher Stellenwert gegeben, dass man von
einem Wachstumswahn sprechen kann.
Naturgesetz:
Endloses Wachstum gibt es nicht. Alle Materie und Energie steht immer in einem
Kreislauf, kann nur ihre Form oder ihren Ort verändern, aber niemals insgesamt
weniger werden oder sich vermehren. Was irgendwo wächst wird von irgendwo
genommen. Werden Menschen reicher, so werden andere Menschen ärmer. Werden mehr
Waren produziert, so werden Ressourcen verbraucht. Wird Arbeit geleistet, so
ist dafür Energie nötig.
Dies
ist von allen Naturgesetzen, die ich in diesem Buch erwähne, wohl das
entscheidendste. Denn auf der Missachtung eben dieses Naturgesetzes baut das
gesamte derzeitige System der modernen Zivilisation auf. Es wird davon
ausgegangen, dass die Wirtschaft ständig weiter wachsen kann. Das ist ein
fataler Irrtum. Dieses Wirtschaftswachstum wird als echter Wert betrachtet, an
seinem Vorhandensein wird der Zustand des Gesamtsystems gemessen. Es wird oft
so getan – und viele glauben das wohl wirklich – als sei unser Wohlergehen von
diesem Wirtschaftswachstum abhängig. Aber das Gegenteil ist der Fall. Was auf
Missachtung eines Naturgesetzes basiert, geht niemals lange gut, kann niemals
Grundlage für ein stabiles System sein. Wie viele Jahre genau wir noch in der
Illusion einer ständig wachsenden Wirtschaft leben können, lässt sich nicht
sagen – aber sehr viele sind es sicher nicht mehr, der Absturz ist
vorprogrammiert. Und dann haben wir echte Probleme, nicht nur wirtschaftlicher
Art. Kennen Sie das Märchen vom Fischer und seiner Frau? Wie das Fischerpaar in
dieser Geschichte am Ende alles verliert, weil es immer mehr wollte, das ist
ein gutes Gleichnis für das, was uns bevorsteht. Dadurch, dass dem
Wirtschaftswachstum alles untergeordnet wird – Bildung, Moral, Zufriedenheit,
Natur- und Klimaschutz, Familie, Grundbedürfnisse – werden sehr viele wichtige
Aspekte des Lebens vernachlässigt. Dadurch, dass politische Entscheidungen
stets das Wirtschaftswachstum als Hauptziel haben, werden viele
Fehlentscheidungen getroffen. Nein, wir brauchen kein ständiges Wachstum, damit
es uns gut geht. Was wir brauchen ist die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse.
Was wir brauchen, sind Entscheidungen, die nicht nur die Wirtschaft im Blick
haben. Was wir brauchen, ist ein komplettes Umdenken in unserer Vorstellung von
funktionierender und guter Wirtschaft. Dagegen wird es viele Widerstände geben.
Von denjenigen die vom derzeitigen System profitieren und sich daran
bereichern. Und von denjenigen, die dem ständigen Einreden, wie wichtig das
Wirtschaftswachstum sei und wie schlecht es uns sonst ginge, Glauben schenken
und deshalb Angst haben. Wir dürfen uns von diesen Widerständen nicht
einschüchtern lassen. Die Abkehr von der Wachstumswirtschaft ist die wichtigste
Änderung, die wir im Moment zu vollbringen haben. Die Wirtschaft muss an
Naturgesetzen und an moralischen Grundsätzen orientiert werden.
Das Wirtschaftssystem muss so umgebaut werden, dass es langfristig
funktioniert und nicht nur schnellen Profit für hier und heute bringt. Das jetzige
System ist ein Ausbeutungssystem. Reiche Länder beuten ärmere Länder aus, um
ihren eigenen Wohlstand zu mehren. Reiche Menschen bauen ihr Vermögen auf
Kosten anderer Menschen aus. Die Organisation Global Footprint Network
errechnet jährlich den „Earth overshoot day“ – den Tag im Jahr, an dem der
Verbrauch von Ressourcen durch uns Menschen die Menge an Ressourcen übersteigt,
die die Erde in diesem Jahr neu erzeugen kann. Im Jahr 1971 lag dieser Tag noch
am 21. Dezember, im Jahr 2017 schon am 2. August. Wir leben also sozusagen auf
Kredit von der Erde. Man kann sich leicht ausdenken, wie lange das noch
funktioniert. Das Verlangen nach dauerndem Wachstum ist
zerstörerisch. Wir rauben damit die Erde aus, zerstören nach und nach unsere
Lebensgrundlagen, und denken gar nicht daran, was den Menschen nach uns bleibt.
Die Freie
Marktwirtschaft bewirkt, dass in der Wirtschaft das Recht des Stärkeren gilt.
Das widerspricht den Grundsätzen eines funktionierenden Staates. Der
Neoliberalismus (in Deutschland hauptsächlich durch die FDP und die AfD,
teilweise auch durch die CDU und CSU vertreten) hat zum Ziel, dieses
gesellschaftsschädliche System durchzusetzen und muss daher konsequent bekämpft
werden. Die Soziale Marktwirtschaft, die derzeit in Deutschland zur Anwendung
kommt, schränkt diesen Nachteil der Freien Marktwirtschaft ein, aber nicht
ausreichend. Zum einen wird das Ausmaß des sozialen Anteils ständig abgeändert,
um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden. Zum anderen wird der Aspekt,
dass ständiges Wachstum unrealistisch und gefährlich ist, auch in diesem System
nicht berücksichtigt. Es gibt einige alternative Wirtschaftsmodelle,
beispielsweise die Ökosoziale Marktwirtschaft, Humane Marktwirtschaft,
Zivilisierte Marktwirtschaft, Green Economy und Blue Economy (für Details empfehle
ich, die jeweiligen Wikipedia-Artikel zu lesen), aus welchen sinnvolle Konzepte
für die Wirtschaft der Zukunft abgeleitet werden können. Das Ziel muss sein,
die Wachstumswirtschaft durch eine sogenannte stationäre Wirtschaft abzulösen,
also ein Wirtschaftsmodell, in dem ein stabiles Gleichgewicht als perfekter
Zustand gilt. Außerdem muss bei allen wirtschaftlichen Entscheidungen nicht wie
jetzt nur auf den Nutzen geachtet werden, sondern auch auf den Schaden. Schadet
diese oder jene Entscheidung anderen Menschen hier oder anderswo auf der Erde,
jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt?
Forderung: Wirtschaftliche Entscheidungen sollten so getroffen werden, dass die Folgen niemandem schaden
und möglichst großen Nutzen haben.
Mit Ressourcen muss insgesamt so sparsam wie nur möglich umgegangen werden.
Recycling, also die mehrfache Benutzung von Rohstoffen, sollte weiter ausgebaut
werden. Das Entstehen von nicht wiederverwertbarem Müll sollte vermieden
werden, wo es nur geht. Ganz besonders muss auch das massenhafte Wegwerfen von
noch genießbaren Lebensmitteln unterbunden werden.
Die ständig fortschreitende Privatisierung von öffentlichem Eigentum muss
umgehend aufgehalten werden. Im Gegenteil sollten einige bereits existierende
Privatisierungen zurückgenommen werden. Schon die Privatisierungen von Post und
Bahn waren ein Schritt in die falsche Richtung. Privatisierung von
Wasserversorgung, Justizvollzug, Polizei oder Militär darf es niemals geben.
Private Unternehmen sind auf Gewinn bedacht, konkurrieren untereinander und
schließen unter Umständen nicht mehr rentable Einrichtungen. Sie orientieren
ihren Betrieb nicht am Gemeinwohl, sondern an ihrem Umsatz. Das hat in
Bereichen, in welchen es um die Versorgung der Bürger mit lebenswichtigen
Gütern und Diensten geht, nichts verloren. Es muss ein
staatliches Wirtschaftsziel sein, dass jede Region, in der Menschen leben, mit
diesen lebenswichtigen Gütern und Diensten in erreichbarer Nähe versorgt ist.
Hierbei ist ganz besonders auch an ältere Menschen zu denken, für die das Leben
in kleineren Ortschaften immer schwieriger wird, weil es beispielsweise keine
Lebensmittelläden, Ärzte und Apotheken mehr im Ort gibt. Regionale
Versorgung mit regionalen Produkten muss der Grundsatz sein. Dadurch können
zusätzlich auch lange, umweltschädliche und kostenaufwändige Transporte
vermieden werden.
Außerdem müssen Preise für
lebenswichtige Güter (Lebensmittel, Strom, Wasser) mit staatlich festgelegten Ober-
und Untergrenzen versehen werden und dürfen nicht rein dem Wettbewerb
unterliegen.
Im Bankwesen
müssen schärfere staatliche Vorgaben gemacht werden. Für Kredite sollten Zinsen
in Höhe von maximal 10% des Kreditbetrages erlaubt sein, so dass beispielsweise
für einen Kredit in Höhe von 10.000 Euro maximal 11.000 Euro zurückgezahlt
werden müssen. Gleichermaßen sollen auch Kunden für angelegte Gelder maximal
10% Zinsen pro Jahr erhalten. Bargeldabhebungen sollten maximal 1 Euro Gebühr
kosten dürfen, bei der eigenen Bank darf keine Gebühr dafür verlangt werden.
Für Überweisungen, auch wenn sie in Papierform eingereicht werden, darf ebenso
keine Gebühr anfallen. Für die Führung eines Girokontos sind Kosten von maximal
0,1% der monatlichen Eingänge akzeptabel (also 1
Euro pro 1.000 Euro), für die Nutzung von Online Banking maximal 2 Euro im
Monat. Damit kann als Ausgleich für niedrigere Kreditzinsen eine Einnahmequelle
für Banken offengehalten werden. Sparkonten müssen allerdings immer
gebührenfrei geführt werden. Zusätzlich zu den privaten Banken muss es eine
staatliche Bank geben, die ein volles Kundenprogramm für Privatkunden bietet.
Bargeld muss unbedingt
beibehalten werden. Geld muss immer als echte Materie vorliegen, es darf
niemals mehr Geld geben als tatsächliche Werte vorhanden sind – und nur auf
einem Computer gespeicherte Zahlen sind kein tatsächlicher Wert, ganz abgesehen
davon, dass sie sehr gefährdet durch Manipulationen und Datenverlust sind. Zu
den in letzter Zeit aufkommenden Überlegungen zur Bargeldabschaffung heißt
es oft "Warum regen sich die Leute jetzt erst auf? Bargeldlosen
Zahlungsverkehr gibt es doch schon lange." Ganz einfach: Bisher gibt es
immer noch einen materiellen Gegenwert zu den virtuellen Zahlen. Man kann
theoretisch zur Bank gehen und sich sein Geld abholen. Nach einer
Bargeldabschaffung kann man das nicht mehr. Nebenbei rege ich an, Papiergeld
abzuschaffen und stattdessen auch für höhere Geldwerte Münzen einzuführen. Sie
können weniger leicht gefälscht werden, sind weniger anfällig für
Beschädigungen und tragen weniger gesundheitsschädliche Keime.
Die Finanzmärkte müssen staatlich reglementiert werden. Die sogenannten Finanzprodukte
existieren oft gar nicht wirklich. Es muss der Grundsatz „kein Geld ohne
nachweisbaren Gegenwert“ (Waren oder Arbeit/Dienstleitungen) gelten. Geld
selbst darf keine Handelsware sein, es ist nur ein Mittel zur Vereinfachung von
Tauschgeschäften. Überdies können durch Fehlkalkulationen oder auch nur
Befürchtungen auf den Finanzmärkten Wirtschaftskrisen erzeugt
werden, die keinerlei reale Grundlage haben und dadurch sinnlos sind.
Werbung muss
viel stärker kontrolliert und eingeschränkt werden. Das ständige Wecken neuer
Bedürfnisse ist unnötig, schädlich und erzeugt Stress. Ich frage mich zum
Beispiel, was Menschen, die von Hartz IV leben müssen, sich wohl denken, wenn
sie die Werbung im Fernsehen sehen. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich
fühlen, wie die Bauern im Mittelalter, wenn sie das Leben der Adligen gesehen
haben. Menschen wissen von selbst, was sie brauchen, suchen von selbst nach
Lösungen. Man muss es ihnen nicht ständig unter die Nase halten. Weiteres dazu
im Abschnitt „Medien“.
Doppel- und
Mehrfachverpackung von Waren muss aus Gründen des Umweltschutzes und der
sparsamen Nutzung von Ressourcen unbedingt verboten werden, außer wenn es unbedingt
nötig ist. Die Gründe
für eine Notwendigkeit müssen dabei klar nachvollziehbar sein. Ein
Paradebeispiel für unnötige Verpackung sind Gummibärchen, die innerhalb der
Kunststoffverpackung nochmals in kleine Portionsverpackungen aufgeteilt sind.
Die Qualität
von Produkten muss wieder gesteigert werden. Die „Geplante Obsoleszenz“, also
die Herstellung von Produkten, die so fabriziert sind, dass sie nach einer
bestimmten Zeit nicht mehr funktionieren, muss ebenso verboten werden wie der
Einsatz von geringfügig billigeren Bauteilen, die zu einer wesentlich kürzeren
Lebensdauer von Produkten führen. Auch die Praxis, Produkte absichtlich so zu
konstruieren, dass sie nicht repariert oder Teile nicht ausgetauscht werden
können (zum Beispiel fest verbaute Hany-Akkus), muss untersagt werden. All
diese Konsumtricks – denn um nichts anderes handelt es sich dabei – sind
moralisch verwerflich, umweltschädlich (weil unnötig viel Müll produziert wird)
und sogen dafür, dass Menschen unnötig viel Geld ausgeben müssen. Qualität und
Respekt vor dem Kunden müssen wieder zu festen wirtschaftlichen Grundsätzen
werden. Reparaturen müssen sich wieder lohnen und als vernünftig und sparsam
gelten. Kundendienste durch Hersteller müssen so kundenfreundlich wie nur
möglich sein.
Die
sogenannte Quengelware, also das bewusste Platzieren von Waren (besonders
Süßigkeiten) für Kinder in der Nähe von Kassen muss verboten werden. Das
absichtliche Verursachen von Stress für Eltern und Kinder zu kommerziellen
Zwecken ist nicht in Ordnung.
Auch für die
als „Pink Tax“ bekannte Praxis, dass Produkte für Frauen oder Mädchen häufig teurer
verkauft werden als gleichartige Produkte für Männer, da davon ausgegangen
wird, dass Frauen eher bereit sind, für bestimmte Produkte mehr zu bezahlen,
muss umgehend ein Verbot erlassen werden.
Preise, die
auf 9 oder 99 Cent oder Euro enden, müssen verboten werden. Sie dienen zur
Täuschung und psychischen Beeinflussung von Käufern, was moralisch verwerflich ist.
Überdies sorgen sie für unnötigen Rechenaufwand.
Die
Regelungen für Ladenöffnungszeiten sollten gelockert werden. Abgesehen vom
Schutz der Sonn- und Feiertagsruhe, die unbedingt erhalten bleiben muss, sollte
es Ladenbesitzern freistehen, wann sie ihre Geschäfte öffnen und schließen
wollen. Dabei muss natürlich auch Rücksicht auf Ruhezeiten der Anwohner und der
Angestellten genommen werden.
Arbeitslosigkeit ist – zumindest in
Deutschland – ein viel geringeres Problem, als es oft dargestellt wird. Denn: es
gibt genug Arbeit in Deutschland. Es fehlen derzeit Handwerker, Lehrer,
Pfleger, Polizisten, Integrationshelfer und viele andere. Es müssen nur erst
die entsprechenden Stellen geschaffen werden. Wenn aber stattdessen überall
Arbeitsplätze gestrichen und wegrationalisiert werden, wenn Steuergelder lieber
für teuren Unsinn ausgegeben werden statt für Arbeitsplätze, die für Sicherheit
und Bildung sorgen, wenn große
Konzerne, die am liebsten alles automatisieren möchten, von der Politik mehr
gefördert werden als kleine Unternehmen – dann wird Arbeitslosigkeit zu einem
Problem, aber zu einem künstlich herbeigeführten, das sich durchaus vermeiden
ließe. Eine wirklich ernste Herausforderung ist allerdings der Wegfall vieler
Arbeitsstellen durch immer weiter fortschreitende Automatisierung. Hier gibt es
drei Lösungsansätze, über die in den nächsten Jahren intensiv nachgedacht und diskutiert
werden muss:
1.
Schaffung
neuer Arbeitsbereiche
2.
Reduzierung
der Automatisierung
3.
Einführung
eines Einkommens ohne Arbeit („Grundeinkommen“)
4.
Abschaffung
des Geld- und Verdienstsystems (jeder bekommt alles auch ohne Arbeit)
Die vierte Lösungsmöglichkeit ist dabei (noch) eine
Utopie, sie käme dann in Frage, wenn nahezu alle Arbeiten von Maschinen
erledigt würden, die mit kostenlosem Strom betrieben werden. Ob das wirklich
wünschenswert wäre, ist fraglich. Für die nächsten Jahrzehnte liegt die
richtige Lösung wohl in einer Kombination der ersten drei Möglichkeiten.
Eine
Klassengesellschaft ist in unserem Lande längst Realität. Ein Grund dafür ist,
dass die Unterschiede zwischen den Löhnen und Einkommen in Deutschland immens
sind. Es kann sein, dass ein Mensch für seine monatliche Arbeitszeit gerade so
viel verdient, um die notwendigsten Bedürfnisse damit zu decken, während ein
anderer mit der gleichen Arbeitszeit ein Einkommen hat, mit dem er ein neues
Auto kaufen kann. Dabei lässt sich nicht sagen, dass die Besserverdiener immer
eine für die Gesellschaft wertvollere Arbeit verrichten. Oft werden Arbeiten
sehr gering bezahlt, ohne die der Staat schnell in Schwierigkeiten käme, und
solche sehr hoch bezahlt, die kaum Wert für die Allgemeinheit haben. Es
scheint, dass bestimmte Berufe einfach ein höheres Ansehen haben und daher
besser entlohnt werden. Akzeptabel ist die Strategie, dass Menschen mehr
verdienen, die erst später anfangen können zu arbeiten, da ihre Ausbildung
länger dauert. Auf das ganze Leben gesehen kann sich dadurch der
Gehaltsunterschied zu anderen Berufen ausgleichen. Akzeptabel wäre auch noch,
Berufe höher zu bezahlen, die für das Funktionieren des Staates und für die
Deckung von Grundbedürfnissen wichtiger sind. Alle anderen hohen
Gehaltsunterschiede sind aber sozial und moralisch nicht zu rechtfertigen.
Daher müssen hier Verbesserungen stattfinden, was allerdings sicherlich ein
längerer Prozess ist. Beginnen könnten diese Verbesserungen mit einer Erhöhung
des Mindestlohns auf 10 Euro pro Stunde, mit einer gesetzlichen Begrenzung von
Managergehältern, mit einem gerechteren Steuersystem und – nicht zuletzt –
durch die Abschaffung der ständigen Diätenerhöhungen für Politiker.
Wirtschaftliche Globalisierung ist nicht an sich
schlecht, es muss aber der Grundsatz gelten, dass jedes Land und jede Region
sich mit allem selbst versorgen sollte, das dort zur Verfügung steht.
Insbesondere
muss es auch unbedingt vermieden werden, dass Warenlieferungen aus dem Ausland
die wirtschaftliche Existenz der dortigen Unternehmen und Händler gefährden. Das
klingt nach einer geringen Forderung, hat aber große Auswirkungen auf das
derzeit aktive System weltweiten Handels. Von daher lasse ich mich gerne als
Globalisierungskritiker bezeichnen. Globalisierung, das muss viel mehr
weltweite Zusammenarbeit von Menschen bedeuten und viel weniger weltweiten Profit für große Unternehmen. Handelsabkommen in der Art von TTIP, CETA, TiSA
und JEFTA sind abzulehnen, da sie Konzernen Möglichkeiten geben, sich über
staatliche Handelsregulierungen und Qualitätsvorschriften hinwegzusetzen. Auch müssen Methoden gefunden werden, wie ärmere Länder
ihre Schulden abbauen können.
Steuern & Finanzen
Steuern sind
Zahlungen der Bürger in die Staatskasse. Von den gesammelten Steuern sollen
Dinge bezahlt werden, die vielen oder allen Bürgern nützen. Auch wenn Steuern,
da es sich um verpflichtende Zahlungen handelt, meist sehr unbeliebt sind, sind
sie doch ein essentieller Teil der Funktion eines Staates, und tatsächlich
profitieren alle Bürger auf die eine oder andere Weise, meist auf viele Weisen,
davon, was mit ihren Steuern bezahlt wird. Zwei Aspekte sind entscheidend: Das
Steuersystem und die Verwendung der Einnahmen.
Das
Steuersystem muss so gerecht und einfach wie möglich sein, und dabei so
konzipiert, dass es alle Staatsausgaben abdeckt. Ich schlage vor, alle derzeit
existierenden Steuerarten auf zwei zu reduzieren: die Hauptsteuer und die
Kaufsteuer. Der Begriff Hauptsteuer ist doppelsinnig und steht zum einen dafür,
dass über diese Steuer der Hauptteil der staatlichen Einnahmen gedeckt werden
soll, zum anderen dafür, dass es eine pro-Kopf-Steuer ist, da sie jede natürliche
und juristische Person zu zahlen hat. Die Hauptsteuer soll die Steuer auf
Einnahmen und Vermögen sein und die bisherigen Steuerarten Lohnsteuer,
Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Aufsichtsratssteuer,
Kapitalertragssteuer und Vermögenssteuer zusammenfasen. Sämtliche Einkommen – mit
Ausnahme von Schenkungen, Erbschaften und Spenden – und Geldvermögen ab einer
gewissen Höhe sollen damit besteuert werden. Das gilt auch für Einnahmen aus
Finanzgeschäften, wie zum Beispiel Börsengewinnen. Dabei gilt: 1.000 Euro
Einnahmen im Monat und staatliche Sozialleistungen (Elterngehalt, Rente,
Sozialgeld, Arbeitslosengeld) sind steuerfrei, auf sämtliches weiteres
Einkommen sind 50% Steuern fällig. Das sieht auf den ersten Blick recht hoch
aus, wird allerdings dadurch relativiert, dass nach meinem Modell auch
sämtliche Sozialversicherungen zukünftig über Steuergelder finanziert werden
sollen, wie ich im Abschnitt zu diesem Thema beschreiben werde. Auf
Geldvermögen (nicht aber nicht Sachvermögen) ab 100.000 Euro soll Hauptsteuer
in Höhe von 2% jährlich fällig werden, außer wenn nachgewiesen wird, dass es
sich um eine Ansparung zu einem Haus- oder Grundstückskauf handelt. Damit soll
die Ansammlung von reinen Geldwerten, die dann dem gesamten staatlichen
Wirtschaftskreislauf fehlen, vermieden und ein Ausgleich zwischen „arm“ und
„reich“ geschaffen werden.
Die
Kaufsteuer soll die Steuer auf sämtliche Käufe sein, und damit im Gegensatz zur
Hauptsteuer die Ausgaben besteuern. Sie entspricht in etwa der bisherigen
Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer, aber auch zahlreiche andere Steuerarten wie die Energiesteuer,
Tabaksteuer, Kaffeesteuer und Branntweinsteuer sollen dadurch ersetzt werden.
Die Höhe soll in genauen Listen nach Produkt- oder Dienstleistungsart festgelegt
sein und zwischen 5% für Grundbedarfsgüter (z.B. Brot, Milch, Mehl,
Toilettenpapier) und 70% für Luxusgüter mit Schadwirkung (alkoholische
Getränke, Tabakprodukte) liegen. Damit soll der Kauf von lebensnotwendigen
Dingen vereinfacht und der von schädlichen Dingen erschwert werden. Sämtliche
Preise müssen immer mit eingerechneter Steuer angegeben und der Steuersatz
schriftlich genannt werden. Privatverkäufe (z.B. Flohmarkt) sollen von der
Kaufsteuer ausgenommen sein. Alle weiteren derzeit existierenden Steuerarten
(z.B. KFZ-Steuer, Grundsteuer, Erbschaftsteuer) können entfallen. Am Rande noch
eine Idee: die Kaufsteuer könnte überall dort, wo elektronische Kassen
verwendet werden, direkt an die Staatskasse überwiesen werden. Das würde den
Unternehmen einigen Aufwand bei der Buchhaltung ersparen.
Dieses
Steuersystem wäre deutlich verständlicher und einfacher als das jetzige,
dadurch können auch Kosten – vor allem bei Bürokratie, Buchhaltung und Justiz –
gespart werden.
Zum zweiten
Aspekt, der Verwendung der Steuereinnahmen. Es kann nicht angehen, dass die
Bundeswehr in Mali und Afghanistan steht, dass neue Stadthallen und Flughäfen
gebaut werden, dass Millionen für staatliche Software ausgegeben werden, die
keiner braucht, dass die Diäten der Politiker ständig erhöht werden, während
Menschen im Land unter ihrer Armut leiden, auf der Straße leben oder sich jeden
Tag um ihre Grundbedürfnisse sorgen müssen. Wenn solche Zustände bestehen, dann
hat der Staat versagt, dann sind dringend Änderungen nötig. Häufig heißt es,
auch bei notwendigen Staatsausgaben, dafür sei kein Geld da. Häufig wird, auch
bei notwendigen Staatsausgaben, gefragt, woher das Geld dafür kommen soll. Auch
viele meiner Leser werden an der einen oder anderen Stelle diese Frage stellen.
Nun ist es so: Deutschland ist ein reiches Land, und es wäre überhaupt kein
Problem, alle notwendigen Staatsausgaben zu finanzieren. Zwei Dinge stehen dem
allerdings im Weg: die Töpfewirtschaft und Verschwendung. Mit „Töpfewirtschaft“
bezeichne ich das Verfahren, dass alle Staatseinnahmen von Anfang an auf
bestimmte Töpfe verteilt, also bestimmten Zwecken zugeordnet werden. Fehlt nun
in einem Topf Geld, so wird es nicht etwas aus einem anderen, in dem ein
Überschuss vorhanden ist, umverteilt, sondern dann heißt es „der Topf ist
leer“. Ist in einem Topf zu viel Geld, so wird der Rest nicht etwa in einen
anderen, in dem Geld fehlt, umverteilt, sondern das Geld wird irgendwie
ausgegeben. Dabei besteht bei den Verwaltern dieser Töpfe auch oft die Sorge,
im nächsten Haushaltsplan weniger zugeteilt zu bekommen, wenn nicht der gesamte
Topfinhalt verbraucht wird. Daher werden dann häufig Verwendungszwecke
gefunden, die unnötig oder Luxus sind. Ein weiterer Faktor der Töpfewirtschaft
ist die föderale Verteilung, das heißt, die Einnahmen werden gleich auf Bund,
Länder und Gemeinden verteilt. Der Effekt ist der gleiche wie bei der
Aufteilung auf Zwecke. Daher muss diese Töpfewirtschaft umgehend abgeschafft
werden. Alle Staatseinnahmen müssen in einer gemeinsamen Staatskasse gesammelt
werden. Dort wird der Anteil, der bereits verplant ist, reserviert, der Rest
steht zur Verfügung und kann von den staatlichen Organen bei Bedarf angefordert
werden. Wichtigstes Kriterium bei allen Staatsausgaben muss die Notwendigkeit
sein. Das Ausmaß der Notwendigkeit bestimmt dann die Priorität der Ausgaben.
Ausgaben, die zur Deckung von menschlichen Grundbedürfnissen nötig sind, müssen
an erster Stelle stehen, Luxusausgaben an letzter. Staatliche Subventionen sollte
es nur für zukunftsfähige Konzepte (Ökologische Landwirtschaft, Regenerative
Energiegewinnung) und für erhaltenswerte Produktionsbereiche (z.B. alte
Handwerksmethoden) geben. Das derzeitige Ausmaß der Verschwendung von
Steuergeldern ist enorm. Durch Einsparungen bei der viel zu komplexen
Bürokratie, bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr, unnötigen Prestigeprojekten,
nutzlosen Forschungen und nicht zuletzt durch Vermeidung von Fehlplanungen lässt
sich sehr viel Geld freisetzen, das dann für wirklich wichtige Zwecke zur
Verfügung steht. Optimal wäre es, zu erreichen, dass alle Bürger ihre Steuern
gerne zahlen, weil sie sich sicher sein können, dass davon Sinnvolles und
Wichtiges bezahlt wird. Eine Neuverschuldung staatlicher Organe ist soweit
möglich zu vermeiden, bestehende Staatsschulden sind so schnell wie möglich
zurückzuzahlen.
Familie & Kinder
Wie bei die
meisten Lebewesen der Erde gilt für das menschliche Leben: es beginnt
irgendwann, bei der Geburt, und es endet irgendwann, beim Tod. Auch wenn das die
unangenehmste Wahrheit ist, mit der wir zurechtkommen müssen: sie ist eine
unabänderliche Tatsache. Sie führt dazu, dass das System der Fortpflanzung
nötig ist, damit eine Art erhalten bleibt. Würden ab sofort keine Kinder mehr
geboren werden, so wäre die Menschheit in 100 Jahren ausgestorben. Verschwunden
von der Weltbühne. Einfach weg.
Naturgesetz: Geburt und Tod begrenzen
das menschliche Leben. Nur durch Fortpflanzung existiert die Menschheit weiter.
Naturgesetz: Damit ein Kind entsteht,
sind eine weibliche Eizelle und eine männliche Samenzelle nötig. Einen anderen
Weg gibt es nicht. Wir Menschen sind geschlechtliche Wesen, es gibt uns in zwei
Formen, als Frau und Mann. Nur durch diese beiden Geschlechter gemeinsam können
Kinder zur Welt kommen.
Diese beiden
Naturgesetze müssen die Grundlage für alle politischen Entscheidungen sein, die
Kinder und Familien betreffen. Das ist natürlich noch nicht alles. Familien
sind die Keimzellen der Gesellschaft. Hier wachsen die zukünftigen Mitarbeiter
am Projekt „Staat“ heran, hier wird ihnen mitgegeben, was sie im späteren Leben
zur Verfügung haben. Hier wird geprägt, wie sie denken, fühlen und handeln, was
sie für gut und was sie für schlecht halten. Kinder brauchen eine geeignete
Umgebung, um heranzuwachsen. Sicherheit, Geborgenheit, vielseitige Bildung,
Förderung ihrer Talente und Stärken. Eltern brauchen die geeigneten
Voraussetzungen, um ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Versorgung, Stabilität, Zeit, und die Anerkennung ihrer wertvollen Tätigkeit.
In vielen Teilen der Welt herrscht menschliche Überbevölkerung, was dort
für die Ernährung, die Sozialstrukturen und für die Natur große Probleme
verursacht. Für Europa gilt das nicht. Hier sinkt die Bevölkerung seit längerer
Zeit, was durch Zuwanderung aus anderen Erdteilen nur zum Teil ausgeglichen
wird. Die Ursachen sind, dass in der auf Individualismus ausgerichteten
Wohlstandsgesellschaft immer weniger Menschen Kinder bekommen, um ihre eigene
Freiheit nicht einzuschränken, und dass Kinder durch die unausgewogene
politische Ausrichtung auf das Wirtschaftswachstum ein Armutsrisiko darstellen.
Letzteres zeigt unter anderem eine Langzeitstudie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Armut in Familien
auf. In einem Artikel auf n-tv dazu heißt es: „Nach
der neuen Berechnungsmethode unterliegen vor allem Familien mit vielen Kindern
und Alleinerziehende einem erhöhten Armutsrisiko. Demnach seien 13 Prozent der
Paare mit einem Kind, 16 Prozent jener mit zwei Kindern und 18 Prozent solcher
mit drei Kindern armutsgefährdet. Bei Alleinerziehenden sind es auf Basis der
neuen Berechnungsmethode gar 68 Prozent.“
Jetzt könnte man sagen, es sei doch gar nicht so schlecht, wenn die
Bevölkerung sinkt. Doch kommt ein zweiter Aspekt dazu: durch medizinische
Fortschritte werden die Menschen in Europa immer älter. Ab einem gewissen Alter
scheiden diese Menschen verdientermaßen aus dem Erwerbsleben aus und beziehen
Rente für ihren Lebensunterhalt. Finanziert wird diese Rente durch die
Beitragszahlungen der Erwerbstätigen. Wenn nun immer weniger Menschen im
erwerbsfähigen Alter immer mehr Rentner versorgen müssen, dann entsteht ein
schwerwiegendes Problem: das Rentensystem funktioniert nicht mehr, wodurch die
Versorgung der älteren Menschen nicht mehr sichergestellt ist. Eine Senkung der
Renten ist nicht möglich, da Rentner schon jetzt oft an der Armutsgrenze leben.
Die ständige Erhöhung des Renteneintrittsalters ist eine Notlösung, mit der
versucht wird, das eigentliche Problem zu übergehen und echte Lösungen auf später
zu verschieben. In den nächsten Jahren werden in Deutschland die in der
„Baby-Bommer“-Generation Geborenen, also die jetzt etwa 50- bis 60jährigen in
Rente gehen. Spätestens dann wird man nicht mehr übersehen können, wie
bedrohlich das Problem für das deutsche Sozialsystem ist. Es muss also etwas
dafür unternommen werden, dass die Menschen in Europa wieder mehr dazu bereit
sind, Kinder zu bekommen.
Über viele
Jahrtausende der Menschheitsgeschichte war die große Bedeutung klar, die Kinder
und Familien für die Gesellschaft haben. In den letzten Jahrzehnten scheint
dieses Bewusstsein in Deutschland Stück für Stück verloren zu gehen. Kinder zu
bekommen ist für viele keine Lebenserfüllung mehr, sondern ein Hindernis, das
der beruflichen Karriere und der freien persönlichen Entfaltung im Weg steht.
Andere sehen in Kindern hauptsächlich die Wirtschafts-Ankurbler der Zukunft.
Diejenigen versuchen, Kinder und Eltern so viel wie nur möglich ins
Erwerbsleben einzubinden und vernachlässigen dabei, dass Menschen deutlich mehr
brauchen als ein finanzielles Einkommen.
Forderung: In allen familienpolitischen
Themen muss es hauptsächlich um das Wohl der Kinder gehen. Danach um das Wohl
der Eltern, der Gesellschaft als Ganzes, und erst zuletzt um wirtschaftliche
Interessen.
Häufig wird
in den letzten Jahren von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und von
Wahlfreiheit für die Eltern gesprochen. Das klingt zunächst sehr gut und sehr
vernünftig. Aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt etwas anderes. Zu
allererst geht die Aussage "Vereinbarkeit von Familie und Beruf"
schon einmal von einer falschen Denkweise aus, nämlich davon, dass "Mutter",
"Vater", "Hausfrau" und "Hausmann" keine Berufe
sind. Das ist falsch, Eltern sein und einen Haushalt führen ist ein Beruf.
Genau genommen sogar der wichtigste Beruf überhaupt, denn ohne die Arbeit von
Eltern und Haushaltsführern funktioniert keine Familie, keine Gemeinschaft,
kein Staat. Der Unterschied dieses Berufes zu anderen ist nur, dass er nicht
finanziell entlohnt wird. Daher gilt er in unserer profitorientierten
Gesellschaft häufig als minderwertig. Viele Menschen, besonders Frauen, werden
oft mit Ansichten wie „was, du bist nur Hausfrau?“ oder ein „was, dein Kind ist
schon drei Jahre alt, und du gehst immer noch nicht arbeiten?“ konfrontiert.
Oder gar mit Aussagen wie „du bist unmodern, wenn du für die Kinder zuhause
bleibst“ oder „mit deinem Verhalten stehst du der Emanzipation im Weg“.
Speziell bei linken Parteien in Deutschland liest man derartige Aussagen sogar
in den Parteiprogrammen. Das ist eine grobe Unverschämtheit gegenüber Menschen,
die all ihre Kraft dafür aufbringen, das Land am Leben zu erhalten. Man bedenke
allein die Tatsache, dass Mütter und auch Väter, die sich ganz um die zuhause
anfallenden Arbeiten kümmern, niemals Urlaub haben, sich nicht einfach krank
melden können, und oft auch nachts arbeiten müssen. Ganz abgesehen davon, dass
das Wohl der Kinder in diesen Denkweisen überhaupt nicht berücksichtigt wird.
Doch selbst, wenn man diesen gewichtigen Fehler einmal beiseite lässt, ist es
mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft nicht weit her. Ja, es gibt
durchaus Unternehmen, die ihren Mitarbeitern lobenswerterweise flexible
Arbeits- und Elternzeitmodelle anbieten. Meistens aber bestehen die Bemühungen
zur „Vereinbarkeit“ lediglich darin, mehr Plätze für die Ganztagsbetreuung von
Kindern zu fordern. Was damit eigentlich bezweckt wird ist, die Menschen dazu
zu bringen, möglichst durchgehend in Vollzeit arbeiten zu gehen, um das
Wirtschaftswachstum in Gang zu halten, und gleichzeitig trotzdem Kinder zu
bekommen, damit dieses Wachstum auch weiterhin sichergestellt werden kann.
Paradox: man fordert Eltern dazu auf, ihre Kinder nicht selbst zu betreuen und
zu erziehen, damit sie weiterhin gegen Lohn arbeiten können, und bezahlt
andererseits Menschen dafür, sich in dieser Zeit um die Kinder zu kümmern. Eine
echte Wahlfreiheit haben viele Eltern dabei nicht. Oft müssen beide Partner arbeiten gehen, um ihre Familie ausreichend
versorgen zu können. Sie können sich nicht entscheiden, ob sie das so wollen
oder nicht. Und das, obwohl es sehr viele Menschen gibt, die sich wünschen,
dass ein Elternteil in Vollzeit für Kinder und Haushalt da sein kann. Auch
diese Tatsache wird von der Politik oft einfach ignoriert, beziehungsweise
verschleiert. Es wird so getan, als hätten alle Eltern den sehnlichen Wunsch,
so schnell wie möglich ihre Kinder abgeben und wieder zur Arbeit gehen zu
können. Die Unternehmen können sich darüber freuen: sie können so die Löhne
niedrig halten und haben mehr Arbeitskräfte zur Verfügung. Daher unterstützen
auch sie meist nur die sehr einseitige Linie der Politik. Als im Jahr 2015 das
Bundesverfassungsgericht urteilte, dass ein bundesweites Betreuungsgeld (das
ein winziger Schritt in die richtige Richtung gewesen wäre) rechtswidrig sei,
habe ich einen öffentlichen Brief zu dieser Sachlage verfasst, den ich hier als
Anhang 1 beifüge.
Rainer
Stadler, Redakteur des SZ-Magazins und Autor, hat auch eine sehr treffende
Formulierung gefunden: „Die Familienpolitik in Deutschland rühmt sich, das
Leben familienfreundlicher zu gestalten. Aber ist es nicht so, dass die Familie
wirtschaftsfreundlicher gemacht wird, statt die Wirtschaft
familienfreundlicher?“
Es gibt
nur einen Weg, um endlich echte Wahlfreiheit für Eltern zu schaffen, um den
Bedürfnissen von Kindern wirklich gerecht zu werden, um Erwachsenen die Furcht
zu nehmen, durch Kinder finanziell schlechter gestellt zu sein, und um die
Arbeit von Eltern gleichwertig zur Lohnarbeit zu behandeln: die Einführung
eines Elterngehalts. Diese staatliche Leistung sollte so aussehen: Monatlich
1.000 Euro für das erste Kind, 500 Euro zusätzlich für jedes weitere Kind, von
der Geburt (bei Adoptionen ab der Wirksamkeit der Adoption) bis zur
Volljährigkeit bzw. Berufstätigkeit des Kindes. Bei mehreren Kindern verringert sich bei Volljährigkeit
des ersten Kindes zunächst das Elterngehalt um 500 Euro, erst bei
Volljährigkeit des jüngsten Kindes entfällt der Grundbetrag von 1.000 Euro. Alleinerziehende
erhalten eine Zulage von 500 Euro monatlich. Das Elterngehalt wird an einen Elternteil gezahlt und ist
steuerfrei. Der
beziehende Elternteil kann während der Bezugszeit wechseln (z.B. wenn das Kind
von einem alleinerziehenden Elternteil zum anderen Elternteil umzieht). Bei
gleichzeitiger Ausübung von Lohn- oder selbständiger Arbeit wird das
Elterngehalt gekürzt, und zwar um den monatlichen Nettolohn. Beispielsweise
hätte eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern so 2.000 Euro monatlich zur
Verfügung, genau den gleichen Betrag, wie wenn diese Mutter für 500 Euro netto monatlich
einer Teilzeitarbeit nachgehen würde. Ein Paar mit einem Kind, bei dem die
Mutter für einen monatlichen Nettolohn von 1.500 Euro arbeitet und der Vater
zuhause bleibt, hätte 2.500 Euro monatlich. Für die Bezugsdauer des
Elterngehalts muss außerdem ein angemessener Rentenanspruch entstehen. Alle
weiteren staatlichen Leistungen für Kinder und Eltern – Kindergeld,
Kinderzuschlag, Kinderfreibetrag, Elterngeld, Betreuungsgeld, Landeserziehungsgeld
und ALG 2 für Kinder – können mit der Einführung des Elterngehalts entfallen.
Dadurch wird bereits ein gewisser Teil der neuen Leistung finanziert und die
Bürokratie kann deutlich vereinfacht werden, was auch für die Eltern eine
zusätzliche Erleichterung ist.
Naturgesetz:
Kinder brauchen stabile emotionale Bindung an erwachsene Bezugspersonen – im
besten Fall ihre eigenen Eltern – um sich gesund und stabil entwickeln zu
können und um Sicherheit im Leben zu gewinnen.
Kinder
brauchen von ihren Eltern Zeit, Aufmerksamkeit, Bindung und Stabilität.
Zusätzliche Betreuung in einem Kindergarten oder einer Kindertagesstätte ist
sehr wertvoll. Hier lernen Kinder den Umgang mit anderen Kindern außerhalb der
Familie, knüpfen erste Freundschaften und lernen, auch zunächst fremden
Erwachsenen vertrauen zu können. Eine Ganztagsbetreuung, von morgens bis zum
späten Nachmittag, an fünf Tagen in der Woche, und das Ganze ab dem
Säuglingsalter – das ist nicht in Ordnung und dient in keiner Weise dem Kindeswohl.
Hier muss ganz klar mehr im Sinne der Kinder gehandelt werden. Kinder unter einem Jahr sollten nicht
in Kindergärten oder ähnliche Einrichtungen gegeben werden dürfen, Kinder
zwischen 1 und 2 Jahren nur für maximal 4 Stunden, Kinder zwischen 2 und 3
Jahren maximal 6 Stunden täglich. Das heißt für Eltern, dass es ihnen nur dann
möglich wäre, in Vollzeit zu arbeiten, wenn diese Zeiten dadurch nicht
überschritten werden.
Das Elterngehalt würde hierdurch
entstehende finanzielle Nachteile ausgleichen. Der Besuch von Kindergärten und
Kindertagesstätten sollte außerdem für die Eltern immer kostenlos, die Kosten
also staatlich getragen werden. Eine Kindergartenpflicht lehne ich ab.
Manchmal
ist zum Thema Kinderbetreuung außerhalb des Elternhauses das Argument zu hören,
es gebe ja viele Eltern, die für das Elternsein gar nicht qualifiziert seien
und ihren Kindern nicht bieten können, was sie brauchen. Weiter wird dann
gesagt, Kinder aus sozial benachteiligten Familien hätten nur über
Betreuungseinrichtungen die Chance, Bildung und sozialen Aufstieg zu bekommen.
Diese Argumente kommen meist von Menschen, die selbst keine Kinder haben. Sie
wissen nicht, dass die Bindung an die Eltern in jedem Fall die engste und
wichtigste für ein Kind ist, eine Bindung, die durch nichts vollkommen
gleichwertig ersetzt werden kann. Selbstverständlich muss dafür gesorgt werden,
dass auch Kinder aus „sozial schwachen“ Familien gute Chancen im Leben
bekommen, aber das muss durch Verbesserungen in den Sozial-, Bildungs- und
Wirtschaftssystemen geschehen, nicht dadurch, die Kinder möglichst viele
Stunden ihren Eltern zu entziehen. Und selbstverständlich muss Missständen in
Familien, durch die Kinder leiden, nachgegangen und dann Lösungen gefunden
werden. Dafür gibt es die Jugendämter. Auch in deren Arbeit sehe ich deutlichen
Verbesserungsbedarf.
Regelmäßig ist von Fällen zu hören, in denen das Jugendamt nicht rechtzeitig
reagierte, obwohl es klare Hinweise auf für die Kinder schädliche Zustände gab.
Jugendämter müssen allen Hinweisen zu schlechter Behandlung von Kindern unverzüglich nachgehen.
Andererseits gibt es ebenso häufig Fälle, in welchen Eltern Konsequenzen durch
das Jugendamt angedroht werden oder ihnen gar das Sorgerecht für ihre Kinder
entzogen wird, obwohl dies nicht zwingend nötig wäre. Seitens der Jugendämter ist alles zu unternehmen,
um zu vermeiden, dass Eltern das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen wird. Dies
sollte nur dann erfolgen, wenn sich keine andere Lösung mehr findet. Der Kontakt von Eltern zu ihren
Kindern darf nicht untersagt oder unterbunden werden, außer wenn eindeutig
Gefahr für das Leben des Kindes
besteht, oder wenn das Kind ausdrücklich keinen Kontakt wünscht. Pflegefamilien, die den
leiblichen Eltern den Kontakt zu ihren Kindern verweigern, oder die bewusst
versuchen, die Kinder von ihren leiblichen Eltern zu entfremden, ist unverzüglich und dauerhaft die
Eignung als Pflegefamilie zu entziehen. Der Wille der betroffenen Kinder muss in alle jugendamtlichen
Entscheidungen einbezogen werden, unabhängig vom Alter der Kinder. Hier muss
viel mehr Vertrauen in das Gefühl von Kindern gesetzt werden. Minderjährige
Mütter dürfen nur dann in Mutter-Kind-Heimen untergebracht werden, wenn eine
ausreichende Betreuung zuhause (durch den Partner oder Familienangehörige) nicht
sichergestellt ist, oder wenn die junge Mutter es selbst wünscht.
Der
letzte Punkt führt mich zu der Frage, ob Eheschließungen zwischen
Minderjährigen gestattet sein sollten. Junge Partnerschaften sind
grundsätzlich zu unterstützen. Wenn zwei Menschen sich sicher sind, den
richtigen Partner gefunden zu haben, obwohl sie noch nicht volljährig sind,
dann ist das etwas sehr Wertvolles. Partnerschaften, die in dieser Phase des
Lebens geschlossen wurden, sind – wenn sie halten – in späteren Jahren oft stabiler,
da die Partner sich länger kennen und einen Teil des Erwachsenwerdens
miteinander erlebt haben. Das heutzutage weit verbreitete „ausprobieren“ von
Partnerschaften in der Jugend, oft auch mit sexuellem Kontakt, ist für die
psychische Entwicklung von Menschen viel weniger positiv, als es oft gesehen
wird. Daher schlage ich vor: staatlich anerkannte Eheschließungen sollten ab 14
Jahren erlaubt sein, wenn der Partner auch unter 18 Jahren alt ist. Ab 16
Jahren sollte die Ehe möglich sein, wenn der Partner jünger als 20 ist. In
beiden Fällen wäre natürlich die Zustimmung der Eltern Voraussetzung. In den
USA gibt es vergleichbare Regelungen schon lange. Für die Entscheidung über
diese Frage wäre ein Volksentscheid empfehlenswert. Zwangsverheiratungen –
sowohl von Minderjährigen als auch von Erwachsenen – also nicht staatlich
anerkannte Eheschließungen gegen den Willen eines Partners oder beider Partner
– müssen dagegen für die Durchführenden wesentlich strengere Strafen als bisher
zu Folge haben. Bei bereits bestehenden Ehen Minderjähriger, auch wenn sie aus
einer Zwangsheirat entstanden sind (dies ist zum Beispiel bei
Einwandererfamilien gelegentlich der Fall), muss allerdings der Wille beider Partner
als Kriterium dafür genommen werden, ob sie bestehen bleiben dürfen.
Zur Ehe gibt es noch an einer weiteren Stelle Änderungsbedarf.
Immer wieder hört man von Paaren „wir haben aus finanziellen Gründen geheiratet“.
Gemeint ist damit das sogenannte „Ehegattensplitting“, also die Gesetzgebung,
dass Ehepaare steuerliche Vorteile erhalten können, wenn sie ihre Steuerklassen
entsprechend wählen. Geschichtlich ist es daraus entstanden, dass zuvor eine
steuerliche Benachteiligung von Ehepaaren bestand, besonders dann, wenn beide
berufstätig waren. Eine steuerliche Bevorzugung von Ehepaaren halte ich aber
nicht für angemessen, da sie keine sinnvolle Begründung hat. Die einzig
mögliche Begründung könnte sein, dass die Ehe der Ursprungsort für Kinder ist.
Das entspricht aber nicht mehr ganz der Realität: viele Ehepaare bleiben
bewusst kinderlos, viele andere Paare haben Kinder, ohne verheiratet zu sein.
Daher bin ich dafür, das Ehegattensplitting abzuschaffen. Die Belohnung für die
Ehe sollte die Ehe selbst sein, die ohnehin viele Vorteile bringt (Sicherheit,
Stabilität, gegenseitiges füreinander einstehen, rechtliche Stellung, Einsparungen
durch gemeinsames Wohnen). Staatlich gefördert werden sollten nur Paare mit
Kindern, egal, ob sie verheiratet sind oder nicht. Das kann nach meinem Modell
durch das Elterngehalt abgedeckt werden.
Für elternlose Kinder oder
Kinder, die aus einem anderen zwingenden Grund nicht bei ihren Eltern
aufwachsen können, gibt es die Möglichkeit der Adoption. Diese ist für das Kind
auf jeden Fall die bessere Alternative zum Aufwachsen in einem Kinderheim. Für
die Frage, wer Kinder adoptieren darf, sollte es – nach einer grundsätzlichen
Eignungsprüfung – eine klare Reihenfolge der bevorzugten Möglichkeiten geben:
1.
Familienmitglieder
2. Paare aus
einem Mann und einer Frau, die nicht beide in Vollzeit arbeiten
3.
Alleinstehende mit Kindern, die nicht in Vollzeit arbeiten
4.
Gleichgeschlechtliche Paare, bei denen nicht beide Partner in Vollzeit arbeiten
5.
Alleinstehende ohne Kinder, die nicht in Vollzeit arbeiten
6. Paare, bei denen beide
Partner in Vollzeit arbeiten
In Vollzeit
arbeitenden Alleinstehenden sollten Adoptionen nicht gestattet werden.
Diese
Reihenfolge ist vorrangig daran orientiert, was ein Kind braucht, um gut zu
leben. Der Wunsch von Erwachsenen, ein Kind zu adoptieren, muss an zweiter
Stelle stehen. Grundsätzlich aus moralischer Sicht nicht in Ordnung ist es,
wenn Eltern ihre Kinder zur Adoption freigeben, weil sie keine Lust haben,
Eltern zu sein, oder weil die Kinder nicht zu ihrer Lebensplanung passen. Wer
Kinder bekommt, trägt Verantwortung, und die lässt sich nicht einfach wieder
abgeben. Für Eltern, die sich überfordert fühlen, muss es von Jugendämtern,
Kindergärten und Schulen Unterstützungsangebote geben.
Gleichstellung &
Gleichberechtigung
Nun zum Thema
Geschlechter, das in den letzten Jahren immer wichtiger in der öffentlichen
Diskussion wird. Es wird gefordert, dass Männer und Frauen gleich behandelt
werden sollen, dass jeder Mensch sich sein Geschlecht selbst aussuchen kann,
dass die Aufteilung in Frauen und Männer abgeschafft wird, unter anderem auch
in allen Texten, die durch das sogenannte Gender Mainstreaming
geschlechtsneutral gemacht werden sollen, und dass anerkannt werden soll, dass
es mehr als zwei Geschlechter gibt. Diese Forderungen sind vor allem in dem
immer größeren Individualismus- und Freiheitsbestreben begründet, das typisch
für unsere Wohlstands-Zivilisation ist. Ich denke, dass die Diskussion um diese
Themen oft sehr an der Realität vorbeigeht und – besonders in der Politik linker
Parteien – dazu führt, dass es mehr um "alternative
Lebensformen" und deren Rechte geht, während die Bedürfnisse der Mehrheit,
vor allem von Familien mit Kindern, kaum betrachtet werden. Wie vorhin bereits
angesprochen, wird dabei teilweise sogar ein "klassisches
Familienmodell" (Vater, Mutter, Kinder) als altmodisch oder überholt
bezeichnet, was ganz einfach nicht den Tatsachen entspricht. Es geht viel zu
sehr um die Freiheit des Individuums, viel zu wenig um das Wohl der
Gemeinschaft. Ich fasse die Tatsachen zum Thema zusammen:
1. Menschen gibt es in zwei Geschlechtern – weiblich und
männlich. Sehr selten haben Menschen tatsächlich die körperlichen Merkmale für
beide Geschlechter („Zwitter“). Gelegentlich fühlen sich Menschen mit dem ihnen
angeborenen Geschlecht nicht wohl. Dieser Zustand ist, soweit wir wissen, schon
immer so, seit es Menschen gibt.
2. Männer und Frauen, also männliche und weibliche Menschen,
sind von Natur aus unterschiedlich. Sie haben Unterschiede im Körperbau, im
Hormonhaushalt und in den Gehirnstrukturen.
3. Die Vermehrung des Menschen findet durch eine Frau und
einen Mann statt, und zwar immer, es gibt davon keine Ausnahmen. Im Regelfall
fühlen sich Menschen zum anderen Geschlecht sexuell hingezogen. Manche Menschen
fühlen sich zum gleichen oder zu beiden Geschlechtern sexuell hingezogen.
Dieser Zustand ist, soweit wir wissen, schon immer so, seit es Menschen gibt.
4. Die Minderheiten, deren biologisches Geschlecht oder
deren sexuelle Neigung von der Mehrheit abweicht, müssen vor Verfolgung und
Benachteiligung geschützt werden, so lange sie mit ihrem Verhalten anderen
keinen Schaden zufügen (gleiches gilt für alle Minderheiten).
5. Folgende
Handlungsweisen widersprechen den unter 1, 2 und 3 genannten natürlichen
Gegebenheiten und werden daher langfristig scheitern:
-
So zu tun, als würden die beiden Geschlechter
nicht existieren oder als gäbe es keinen Unterschied zwischen ihnen.
-
Zu versuchen, die Unterscheide zwischen den
beiden Geschlechtern abzuschaffen.
-
Zu ignorieren, dass Kinder nur aus der
Verbindung zwischen einer Frau und einem Mann entstehen können.
-
Vorzugeben, dass sexuelle Neigungen gegenüber
dem gleichen Geschlecht ebenso häufig und ebenso sozial erstrebenswert seien,
wie die gegenüber dem anderen Geschlecht.
Ich lehne daher die sogenannte Gleichstellung ab, da sie von
der irrigen Annahme ausgeht, dass sämtliche Unterschiede zwischen den
Geschlechtern abgeschafft werden können. Männer und Frauen sind nicht gleich.
Stattdessen bin ich für echte Gleichberechtigung, das heißt, Männern und Frauen
die gleichen Rechte in allen Bereichen zu geben, obwohl sie unterschiedlich
sind. Und hier gibt es noch genug zu tun. So werden zum Beispiel Frauen immer noch manchmal
für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt als Männer. Das muss umgehend
verboten werden. Ebenso lehne ich das Gender Mainstreaming ab. Es ist
ein vollkommen überzogener Aufwand für ein Ziel, das niemandem hilft. Gerechtfertigt
dagegen finde ich die Forderung, an allen Stellen, an denen Menschen ihr
Geschlecht angeben sollen, eine dritte Auswahlmöglichkeit („männlich“,
„weiblich“, „anders“ oder „Herr“, „Frau“, „ohne Anrede“) anzubieten, da es eben
tatsächlich Menschen gibt, die von Geburt an nicht eindeutig männlich oder
weiblich sind. Letztlich wäre es aber wünschenswert, dass die Angabe des
Geschlechts überall dort, wo sie nicht wirklich von Bedeutung ist, auch nicht
mehr verlangt wird. Als Anrede könnte statt „Sehr geehrte/-r Frau/Herr Mustermensch“
einfach der Vorname mit dem Nachnamen verwendet werden, eventuell mit einem
vorangestellten Gruß, also zum Beispiel „Hallo Markus Mustermann“ oder „Guten
Tag Manuela Musterfrau“.
Forderung: Männer und Frauen sind nicht
als gleich anzusehen, sondern vielmehr als gleich viel wert und dabei
unterschiedlich.
Wovon
auch viel gesprochen wird, und zwar schon viel länger als von der
Gleichstellung, ist die sogenannte Emanzipation, also die Forderung, dass Frauen
die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben wie Männer. Dabei wurde meiner
Ansicht nach von Anfang an ein schwerwiegender Denkfehler gemacht: das Ziel der
Emanzipation war und ist gar nicht, Frauen als Frauen den gleichen
gesellschaftlichen Wert zu geben wie Männern, sondern es ging von Anfang an darum,
Frauen den Männern ähnlicher zu machen. Das Recht auf Lohnarbeit, auf
Führungspositionen, auf das Tragen von Hosen oder die Möglichkeit, alleine zu
leben. Eine wirkliche Wertschätzung für Frauen und ihr spezielles Wesen ist
durch die Emanzipation also nicht entstanden. In Wahrheit wurde dem
„männlichen“ Lebensmodell ein noch höherer Wert zugemessen, indem es auch für
alle Frauen als erstrebenswert definiert wurde. Demzufolge ist unsere heutige
Gesellschaft stark von eher männlichen Werten geprägt, während die eher
weiblichen Werte kaum eine Rolle spielen. Frauen muss endlich mehr echte Wertschätzung
gegeben werden. Frauen sind durchschnittlich emotionaler, einfühlsamer, spontaner
und friedlicher als Männer. Frauen haben die einzigartige Fähigkeit, Kinder zur
Welt zu bringen und anschließend dem in ihnen gewachsenen Kind eine Mutter zu
sein, die wichtigste Bezugsperson im Leben des neuen Menschen. Frauen, die ihr
Leben an diesen typisch weiblichen Eigenschaften ausrichten wollen, müssen das
Recht und die Möglichkeit dazu haben, müssen dafür gesellschaftliche
Anerkennung und Wertschätzung bekommen, und dürfen nicht länger als unmoderne
Menschen niedrigen Ranges betrachtet und sozial benachteiligt werden. Ein Beispiel
für diese enorme Benachteiligung ist die Tatsache, dass Mütter und Hausfrauen
über Jahrzehnte hinweg nur minimale Rentenansprüche für ihre wertvolle Arbeit
erwerben konnten, während durch Lohnarbeit ein normaler Rentenanspruch besteht.
Ein weiteres Beispiel: Millionen älterer Damen (die in früheren Zeiten die
Seele und die Weisheit der Gesellschaft verkörperten, deren Rat man schätzte
und suchte) verbringen ihren Lebensabend alleine in Seniorenheimen, abgeschoben
an den Rand der Gesellschaft, weil sie nichts mehr zum Wirtschaftskreislauf
beitragen und dem Individualismus im Wege stehen. Die wertvolle Arbeit, die sie
ihr Leben lang, oft unbezahlt, geleistet haben, wird dabei in keiner Weise
gewürdigt. Für Frauen, die nicht dem männlichen Lebensmodell nacheifern wollen,
muss es viel mehr Platz im Staat geben, zum Beispiel durch Frauenräte, die die
Entscheidungen der von Männern dominierten Gruppen freigeben müssen. Ich nenne
dies das „irokesische Modell“, da es einem demokratischen Grundprinzip der
Irokesenkonföderation entspricht. Eines möchte ich klarstellen: ich bin nicht
der Ansicht, dass es starre Rollenmodelle in der Art „dies ist Frauenarbeit,
das ist Männerarbeit“ geben sollte. Was ich fordere ist, dass die „typisch
weiblichen“ Fähigkeiten und Arbeiten, also diejenigen, die Frauen tatsächlich
durchschnittlich besser können, gesellschaftlich besser bewertet werden, und
zwar auch dann, wenn sie von Männern ausgeführt werden.
Frauenquoten
– also die Vorgabe, dass eine bestimmte Anzahl von Posten oder Stellen an
Frauen vergeben werden muss, halte ich dagegen für nutzlos. Sie sind eine Art
Schönheitsoperation, die nichts an der Tatsache ändert, dass Weiblichkeit
massiv benachteiligt wird, und die zu unnötigen Schwierigkeiten führt, wenn bei
einer Stellenbesetzung weniger dafür qualifizierte Frauen bereitstehen, als die
Quote verlangt. Das Vorhandensein der Quote kann leicht als Ausrede benutzt
werden, keine weiteren, wirklich wichtigen, Maßnahmen, zur Gleichberechtigung
zu unternehmen. Aus den gleichen Gründen lehne ich auch weitere derartige
Quoten, beispielsweise für Behinderte oder ethnische Minderheiten, ab.
Sozialversicherung, Renten,
Gesundheit
Das
Sozialversicherungssystem ist wohl die größte staatliche Errungenschaft, die es
in Deutschland in den letzten 200 Jahren gab. Dass kranke, arbeitslose und
pflegebedürftige Menschen sowie Rentner sich nicht mehr alleine um die
Finanzierung ihrer speziellen Lebenslagen kümmern müssen, das ist absolut
sozial, human und wirklich fortschrittlich. Ja, in kleinen Gruppen von Menschen
(z.B. Stammesgesellschaften) ist das selbstverständlich, hier steht jeder für
jeden ein. In großen, bevölkerungsreichen Staaten aber ist eine staatliche
Regelung unerlässlich. Es muss alles dafür unternommen werden, dieses
Sozialversicherungssystem beizubehalten und dabei weiter zu verbessern, auch
wenn es die teuerste Staatsausgabe ist, die wir haben.
Die
wichtigste notwendige Verbesserung heißt „Vereinfachung“. Die momentane
Struktur, in der die Sozialversicherungsbeiträge vom Lohn oder Einkommen an
unterschiedliche Sozialversicherungsträger bezahlt werden, wobei es viele
Sonderregelungen gibt, ist viel zu kompliziert und ein gutes Beispiel für die
übertriebene und damit auch sehr teure deutsche Bürokratie. Im Folgenden
beschreibe ich mein Modell:
Die
Sozialversicherung (kurz SV) wird über die Steuern finanziert, es gibt keinen
eigenen Einzugsweg für SV-Beiträge. Unterschiedliche Beitragshöhen gibt es
dabei nicht, auch die Höhe der Beiträge, die jeder zu zahlen hat, wird allein
durch die Höhe der zu bezahlenden Steuern bestimmt.
Krankenkassen
werden abgeschafft, es gibt nur noch ein staatliches Gesundheitsamt, das direkt
dem Gesundheitsministerium unterstellt ist. Von diesem Gesundheitsamt wird über
die ihm zugeteilten Steuergelder die medizinische Grundversorgung aller Bürger
bezahlt. Zuzahlungen gibt es nicht. Es gibt einen genauen Katalog darüber,
welche Leistungen zur medizinischen Grundversorgung gehören. Dieser Katalog
muss fortlaufend aktualisiert werden, um beispielsweise neue Krankheiten oder
neue medizinische Erkenntnisse zu berücksichtigen. Auch sogenannte alternative
Heilmethoden müssen in diesem Katalog in gewissem Umfang enthalten sein. Alle
anderen Leistungen, zum Beispiel Schönheitsoperationen aus rein ästhetischen
Gründen, müssen vom Bürger selbst bezahlt werden. Die entscheidenden Kriterien
dafür, ob eine Leistung in den Katalog aufgenommen wird oder nicht, sollen die
Notwendigkeit und die Frage, ob durch die Behandlung die Lebensqualität des
betroffenen tatsächlich erhöht wird, sein. Durch dieses neue System wird auch
die Bevorzugung von "Privatpatienten" gegenüber "gesetzlich
Versicherten“ verhindert. Es darf nicht länger ein Zwei-Klassen-Gesundheitssystem
geben. Auch der Wettbewerb um Kunden zwischen den Krankenkassen wird so
beendet. Wettbewerb und Profit haben im Gesundheitsbereich nichts verloren.
Pflegeleistungen
(die momentan den Krankenkassen zugeordnet sind) gehen auch in den Bereich des
Gesundheitsamts über. Dabei müssen auch Menschen, die Angehörige zuhause
pflegen und damit wertvolle Arbeit leisten, durch staatliche Leistungen
unterstützt werden. Für Zeiten, in denen diese private Pflege eine
Vollzeitaufgabe ist, soll ein Pflegegehalt entsprechend dem im Abschnitt
„Familie & Kinder“ beschriebenen Elterngehalt gezahlt werden.
Die
Versicherung gegen Arbeitslosigkeit soll weiter wie bisher durch das dem
Arbeitsministerium unterstellte Arbeitsamt (derzeit „Agentur für Arbeit“)
verwaltet werden. Arbeitslosengeld wird an erwerbsfähige Menschen bezahlt, die
unverschuldet ihre Arbeit verloren haben oder keine Arbeit finden. Es beträgt
80% des zuletzt erhaltenen Netto-Gehalts, maximal aber 2.000 Euro, und muss
minimal so hoch sein, dass das Existenzminimum nicht unterschritten wird (auf
dessen Berechnung werde ich gleich näher eingehen). Bei vorhandenem
Geldvermögen (nicht aber Sachvermögen) des Arbeitslosen oder seines
Lebenspartners in ausreichender Höhe soll kein Arbeitslosengeld gezahlt werden.
Bei gleichzeitigem Bezug von Eltern- oder Pflegegehalt besteht kein Anspruch
auf Arbeitslosengeld. Zumutbare Arbeitsplatzangebote durch das Arbeitsamt sollen
angenommen werden, wobei genaue Kriterien für diese Zumutbarkeit aufgestellt
werden müssen. Bei jeder Ablehnung eines zumutbaren Arbeitsangebots wird das
Arbeitslosengeld um 100 Euro im Monat gekürzt, solange dabei das
Existenzminimum nicht unterschritten wird. Die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld
beträgt maximal 15 Monate. Anschließend kann es weiter bezahlt werden, der
Arbeitslose muss dann aber für die Verrichtung gemeinnütziger Arbeiten zur
Verfügung stehen. Bei erneuter Arbeitslosigkeit beginnt die Bezugsdauer des
Arbeitslosengelds von vorne, es besteht also erneut ein Grundanspruch für 15
Monate. An weiteren Entgeltersatzleistungen durch das Arbeitsamt bleiben das
Insolvenzgeld, das Kurzarbeitergeld und das Transfer-Kurzarbeitergeld bestehen.
Diese werden mit eventuell gleichzeitig bezogenem Arbeitslosengeld verrechnet.
Das
Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich Hartz IV genannt, entfällt und wird
durch ein Sozialgeld ersetzt, das wie bisher durch das Arbeitsamt ausgezahlt
wird. Sozialgeld wird an Menschen gezahlt, die keine Rente, kein
Arbeitslosengeld, Elterngehalt oder Pflegegehalt beziehen, und deren Summe von
Einkünften unter dem Existenzminimum liegt. Dieses Existenzminimum wird nicht
nach Einzelpersonen, sondern nach zusammenlebenden Familienangehörigen
berechnet, in etwa entsprechend zu den bisherigen Bedarfsgemeinschaften. Für
Alleinstehende soll es 1.000 Euro im Monat betragen, für jede weitere im
Familienhaushalt lebende Personen ab 14 Jahren kommen 500 Euro, für jedes Kind
unter 14 Jahren 250 Euro dazu. Es werden für jede Person alle vorhandenen
monatlichen Einkünfte zusammengerechnet, der zum Existenzminimum fehlende
Betrag dann als Sozialgeld gezahlt. Ähnlich wie beim Arbeitslosengeld soll
vorhandenes Geldvermögen, mit dem das Existenzminimum gedeckt werden kann, den
Bezug von Sozialgeld verhindern. Das Sozialgeld soll ansonsten eine bedingungs-
und sanktionsfreie Leistung sein und keine maximale Bezugsdauer haben. Damit
stellt es die eingeschränkte Variante eines bedingungslosen Grundeinkommens
dar. Bei Arbeitslosigkeit soll es möglich sein, das Sozialgeld anstelle des Arbeitslosengelds
zu beantragen. Durch die Regelungen zur Höhe kommt es niemals zu der Situation,
dass der Anspruch auf Sozialgeld höher ist als der auf Arbeitslosengeld, Elterngehalt,
Pflegegehalt oder Rente. Da das Sozialgeld keine Entgeltersatzleistung, sondern
eine Aufstockungsleistung ist, ist kaum Anreiz zum Missbrauch gegeben.
Für die
Rente muss ein neues Verfahren gefunden werden, aufgrund der Tatsache, dass die
derzeitige Finanzierung über Rentenversicherungs-Beiträge nicht mehr lange
funktionieren wird, wie ich im Abschnitt „Familie & Kinder“ beschrieben
habe. Die ständige Erhöhung des Renteneintrittsalters ist keine wirkliche
Lösung für dieses Problem, zumal auch dieses Verfahren bald an seine Grenzen
kommen wird. Eine Senkung der Renten kommt nicht in Frage, schon jetzt müssen
viele Rentner mit in Anbetracht ihrer Lebensleistung nicht akzeptablen Einkünften
auskommen. Es führt
kein Weg daran vorbei, auch die Rente über Steuern zu finanzieren. Dabei soll
gelten: das früheste mögliche Renteneintrittsalter liegt bei 55 Jahren, ein
spätestens Eintrittsalter gibt es nicht. Die Entscheidung über den Renteneintritt
liegt allein bei der betroffenen Person selbst und kann auch jederzeit
rückgängig gemacht werden. Rentner zu werden heißt also nicht unbedingt,
Rentner zu bleiben. Wer in Rente geht, hat automatisch Anspruch auf das
Sozialgeld in voller Höhe. Für jedes Lebensjahr, in dem Hauptsteuer bezahlt,
Elterngehalt, Pflegegehalt oder Arbeitslosengeld bezogen wurde, oder in dem
ehrenamtliche Arbeit verrichtet wurde, kommt ein Rentenanspruch in Höhe von 25
Euro hinzu. Ein Alleinstehender, der 40 Jahre lang gearbeitet hat, hätte also
beispielsweise Anspruch auf eine Rente von monatlich 2.000 Euro. Die Rente ist
somit auch nicht mehr von der Höhe des vorherigen Einkommens abhängig. Menschen
mit hohem Einkommen können stattdessen einen Teil davon für später zurücklegen
(„Eigenrente“). Private Rentenversicherungen und Betriebsrenten können die
Rente erhöhen und haben keinen Einfluss auf die Höhe der staatlichen Rente.
Selbstverständlich
sollte es sein, dass der Staat alles nur Mögliche dafür unternimmt, Armut, Obdachlosigkeit
und soziale Benachteiligung von Menschen zu vermeiden. Die von mir geforderten
Änderungen im Sozial- und Wirtschaftssystem haben als eines der Hauptziele,
Menschen vor diesen Missständen zu bewahren. Solange es in einem Land Menschen
gibt, die sich täglich um das Allernotwendigste sorgen müssen, funktioniert
dieser Staat nicht ausreichend, ist ein mangelhafter Staat. Dass sich Politiker
abschätzig oder verständnislos über arme oder sozial schlechter gestellte
Menschen äußern, häuft sich in den letzten Jahren leider sehr. Das darf nicht
akzeptiert werden. Personen, die ein öffentliches Amt innehaben und solche
Äußerungen von sich geben, sollten an ihre Verantwortung erinnert und bei
nächster Gelegenheit abgewählt werden.
Ein wichtiger Punkt ist,
dass für Obdachlose und für Menschen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben,
günstige staatliche Wohnungen in möglichst ausreichender Anzahl zur Verfügung
gestellt werden.
Die
gesundheitliche Versorgung muss in manchen Regionen deutlich verbessert werden.
Jeder
Landkreis und jede kreisfreie Stadt muss mindestens ein Krankenhaus haben,
dessen Träger staatlich ist (Bund, Land, Bezirk, Kreis, Gemeinde). Es ist dafür
zu sorgen, dass es für jeden Bürger Ärzte und Apotheken in erreichbarer Nähe
gibt. Dazu müssen für Anreize zur Ansiedlung von Ärzten und Apothekern auch in
strukturschwachen Regionen geschaffen werden. Die Auslastung der Fachärzte ist
in manchen Regionen inzwischen so hoch, dass für einen Termin monatelange
Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen, auch in dringenden Fällen. Hausbesuche
von Ärzten bei Menschen, deren Gesundheit es nicht zuträglich ist, das Haus zu
verlassen, gibt es kaum noch. Diese Situation ist nicht in Ordnung und stellt
das hohe Niveau der medizinischen Versorgung im Land in Frage. Auch
freiberufliche Hebammen, die unter anderem Geburtshilfe bei Hausgeburten
anbieten, sollten flächendeckend zur Verfügung stehen. Werdende Mütter dürfen
nicht dazu genötigt werden, für alle geburtsvorbereitenden Untersuchungen und
für die Geburt selbst eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Die
Rechtslage zur Versicherung von Hebammen muss dringend geändert werden, um die
Existenz dieses wichtigen Berufs nicht zu gefährden.
Ärzte und
Krankenhäuser dürfen in keinem Fall auf die Behandlung von Privatpatienten beschränkt
sein, wobei nach meinem System die privaten Krankenversicherungen ja ohnehin
entfallen würden.
Im
Pflegebereich sind die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung und die
Personalsituation stark verbesserungsbedürftig. Es muss hier auch bedacht
werden, dass der Anteil auf Pflege angewiesener älterer Menschen in den
nächsten Jahren weiter deutlich steigen wird.
Impfungen
halte ich persönlich für nützlich. Aber eine Pflicht zum Impfen sollte es nicht
geben.
Die Verwendung von Drogen ist fast so alt wie die Menschheit
selbst. Eine drogenfreie Gesellschaft ist also wohl leider Utopie. In den
meisten Kulturen gibt es eine gesellschaftlich anerkannte Droge. In Europa ist
das der Alkohol, dazu kam längere Zeit noch der Tabak, dessen Konsum aber immer
mehr geächtet wird. Für unsere Zivilisationsgesellschaft ist es typisch, dass
eine Vielzahl von Drogen zur Auswahl steht, und dass drogenabhängige Menschen
oft mehrere verschiedene Drogen konsumieren. Drogensucht staatlich zu kontrollieren
ist sehr schwierig, oft sogar unmöglich. Ich empfehle daher folgendes Vorgehen:
-
Der Konsum von Drogen ist grundsätzlich
straffrei.
-
Der Verkauf von Alkohol, Tabak und Cannabis an
Erwachsene ist erlaubt, allerdings müssen die Waren hoch besteuert sein, so
dass sie nicht billig zur Verfügung stehen.
-
Jeglicher andere Handel mit Drogen ist verboten,
insbesondere der Handel mit Heroin, Crack, Kokain, Crystal Meth und Liquid
Ecstasy muss mit hohen Strafen belegt sein.
-
Werbung für sämtliche Drogen, auch Alkohol und
Tabak, ist ausnahmslos verboten.
-
Das Führen von Fahrzeugen unter Drogeneinfluss
ist verboten.
Für
Alkohol soll dabei eine 0 ‰-Grenze gelten. Tabakprodukte dürfen nicht während des Steuerns
eines Fahrzeugs konsumiert werden.
Bildung
Das Bildungssystem in Deutschland ist stark reformbedürftig.
Leistung darf nicht das Hauptziel in der Schule sein. Bildung muss wieder
mehr die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten für das Leben sein, und nicht
Leistungsdruck zum möglichst schnellen Einstieg in die Profitwirtschaft. Viele
Eltern werden bestätigen können, dass in der Schule immer mehr von den Kindern
gefordert wird. Ärzte und Psychologen werden bestätigen können, dass immer mehr
Schüler unter psychischen Problemen, verursacht durch Stress und
Leistungsdruck, leiden. Die Schule muss auf das Leben vorbereiten, nicht nur
auf das Erwerbsleben. Bildung muss sich daran orientieren, was Menschen im
jeweiligen Alter zu leisten imstande sind. Bildung soll lernorientiert, nicht
leistungsorientiert sein. Kinder sind Menschen, keine Roboter. Noten sollten
außer in Abschlussprüfungen gänzlich abgeschafft werden, Zeugnisse in Worten
die Stärken und Schwächen eines Schülers formulieren und
Verbesserungsvorschläge enthalten. Hausaufgaben sind, wenn überhaupt, auf
kleine selbständige Übungen des Gelernten zu reduzieren, wobei diese Übungen
besser Bestandteil der Zeit in der Schule wären. Die Zeit nach den Stunden in
der Schule brauchen Schüler Freiraum zur Erholung und für andere Tätigkeiten.
Das junge Gehirn braucht auch genug Abstand zwischen den Lerneinheiten, um das
Gelernte verarbeiten und wirksam abspeichern zu können. Ein Kind, das Freude an
Lernthemen hat, wird sich mit diesen von selbst auch in der Freizeit
beschäftigen. Ein Kind dagegen, das unter Leistungsdruck und Überforderung
leidet, wird die Freude am Lernen verlieren. In der Grundschule sind in den
letzten Jahren immer stärker aufgekommene Lehrmethoden (freies oder
selbständiges Arbeiten, distanzlose Freundschaftsbeziehung zum Lehrer,
schneller Wechsel von Themen) zurückzunehmen, da sie für die meisten Kinder im
Grundschulalter nicht geeignet sind und diese psychisch überfordern. Insgesamt
muss in der Grundschule bis hin etwa zur sechsten Klasse das Lehr- und
Lerntempo deutlich reduziert werden – lieber weniger Stoff, der gründlich
eingeübt und wirklich verinnerlicht werden kann, als viel Stoff, von dem das
Meiste aufgrund der Menge nicht lange oder nicht vollständig gespeichert werden
kann.
Naturgesetz: Die Interessen und
Fähigkeiten von Menschen sind verschieden. Sie können zwar beeinflusst werden,
aber nicht in beliebigem Ausmaß.
In der Schule müssen wesentlich mehr als bisher individuelle Fähigkeiten
und Talente gefördert werden. Dadurch, dass derzeit „Einheitsbildung“ für alle
über die gesamte Schulzeit hinweg angewandt wird, geht ein sehr großes
Potential an Fähigkeiten einfach unter. Das führt unter anderem zu dem seit
langem beklagten Fachkräftemangel. Beim Lernen muss außerdem deutlich mehr auf
die unterschiedlichen Charaktere und Lerntypen der jungen Menschen eingegangen
werden.
Forderung: Wir brauchen eine höhere Individualisierung des
Angebots in den Schulen (sowohl bezüglich der Lehrmethoden als auch bezüglich der
Lehrinhalte), so dass auf individuelle Stärken und Schwächen besser eingegangen
werden kann, sowie individuelle Talente besser gefördert werden können.
Ich schlage folgende Neuordnung des deutschen Schulsystems vor:
Die verschiedenen Schularten werden abgeschafft. Sie sorgen nur für die
Trennung von Bildungsschichten in der Gesellschaft, fördern das schädliche
Leistungsprinzip in der Schulzeit, erhöhen den Druck auf Schüler und Eltern
(„Wird es mein Kind schaffen, ans Gymnasium zu kommen?“ oder „Mein Kind muss
das einfach schaffen, sonst fühle ich mich als Versager“), und sind bei alldem
gleichzeitig inhaltlich nicht unterschiedlich genug, um eine Aufteilung zu
rechtfertigen.
In den ersten drei Schuljahren sollte gemeinsamer Unterricht mit
Vermittlung der Grundkenntnisse für alle Schüler stattfinden. Dabei dürfen die
Klassen nicht zu groß sein, eine Grenze von maximal 20 Schülern ist angemessen.
Am Ende dieser Zeit sollten alle Schüler sicher im Lesen, Schreiben und den
Grundrechenarten sein. Nebenbei können auch die Allgemeinbildung aufgebaut und
wichtige praktische Grundfertigkeiten erlernt werden. Währenddessen müssen
geschulte Lehrkräfte so genau wie möglich herausfinden, wo die Stärken und
Schwächen jedes einzelnen Schülers liegen, wie jeder Schüler am besten lernen
kann, und wo seine besonderen Talente und Interessen liegen. Werden bei
Schülern in den ersten drei Jahren besondere Schwächen im Lesen, Schreiben,
Rechnen, in der Sprache oder im Verhalten erkannt, so müssen diese Schüler
spezielle Förderung bekommen. Ab dem vierten Schuljahr kann dann die Einteilung
der Schüler in Talentgruppen beginnen. Sprachlich Begabte können die erste
Fremdsprache erlernen, für mathematisch Begabte gibt es Unterricht mit
schnellerem Lerntempo in Mathematik, handwerklich Begabte bekommen Unterricht
im Umgang mit Werkzeugen und Werkstoffen, musisch Begabte erlernen das Spielen
von Instrumenten und lernen Noten lesen. Das sind nur ein paar Beispiele.
Natürlich wird nicht jede Schule jeden Bereich abdecken können, ein gewisses
Grundangebot sollte aber immer vorhanden sein. Gleichzeitig müssen etwa zur
Hälfte der Unterrichtszeit in der vierten Klasse weiterhin Grundwissen und
Grundfähigkeiten aufgebaut werden, auch Förderunterricht soll es bei Bedarf
noch geben. In jedem weiteren Schuljahr kann dann der Unterrichtsteil, der für
alle gleich ist, immer weiter zurückgefahren werden, während der
Individualunterricht nach Talentgruppen weiter ausgebaut wird. Etwa ab der
siebten Klasse kann ganz auf die individuelle Bildung umgestellt werden, wobei
regelmäßige gemeinsame, gruppenübergreifende Aktivitäten nicht fehlen dürfen. Schüler
mit sehr speziellen Interessen können – wie auch bisher schon – in späteren
Schuljahren geeignete Schulen in Nachbarorten oder anderen Stadtteilen
besuchen, falls die örtliche Schule ihren Spezialbereich nicht anbieten kann. Ab
der vierten oder fünften Klasse sollen Schüler auch selbst darüber entscheiden
können, zusätzlichen Unterricht zu belegen und damit ihre tägliche Zeit in der
Schule zu verlängern. Während der gesamten Schulzeit ist es bedeutsam, dass
Lehrer nicht nur Wissensvermittlung betreiben, sondern auch auf die Entwicklung
der Schüler achten und im Bedarfsfall helfend eingreifen. Dazu müssen Pädagogik,
Erziehung und Psychologie in der Lehrerausbildung eine deutlich größere Rolle
spielen als jetzt. Für den Schulabschluss sollte nicht die Anzahl der
Schuljahre entscheidend sein, sondern das Alter der Schüler und die erworbenen
Fähigkeiten. So sollte der früheste Schulabschluss mit 15 Jahren möglich sein –
unter der Voraussetzung, dass in Sprache, Lesen, Schreiben, Rechnen und im
Sozialverhalten für das Leben ausreichende Fähigkeiten vorhanden sind, was in
Absprache von Lehrern, Eltern und Schülern festgestellt wird. Berufsschulen,
Fachhochschulen und Universitäten können ihren eigenständigen Betrieb wie
bisher erhalten, wobei die beiden letzteren für alle Menschen offen stehen
sollen, die einen regulären Schulabschluss haben.
Unterschiede im Schulsystem zwischen den Bundesländern sollte es möglichst
nicht geben. Solche Unterschiede verkomplizieren schulische Themen für Eltern,
Schüler und Lehrer, die in ein anderes Bundesland umziehen, und sie können zu
Bildungsunterschieden innerhalb Deutschlands führen.
Das Argument „Wettbewerb zwischen den Bundesländern“ lehne ich dabei ab –
die Bundesländer sollten zusammenarbeiten und nicht in Konkurrenz zueinander
stehen.
Berufsausbildung und die schulische Ausbildung (auch in Universitäten)
sollte grundsätzlich kostenlos sein. Ausnahmen dürfte es, wenn überhaupt, nur
bei Zweitstudien geben. Zu prüfen ist, in wie weit kostenpflichtige Spezial-
oder Zusatzausbildungen privater oder geschäftlicher Anbieter sowie
Privatschulen mit diesem Grundsatz vereinbar sind.
Die Vergütung von Auszubildenden ist je nach Beruf und Betrieb sehr
unterschiedlich. Das muss geändert werden. Zum einen darf es keine so großen
Unterschiede bei der Bezahlung geben, zum anderen sollte geringer Lohn kein
Anlass sein, dass viele junge Menschen ihre Ausbildung abbrechen. Über die Einführung eines Mindestlohns für Auszubildende sollte zumindest
nachgedacht werden. Andererseits sollten die Löhne für Auszubildende auch für die Betriebe kein
Grund sein, nicht auszubilden. Es muss also ein gutes Mittelmaß gefunden
werden.
An jeder Schule muss es mindestens eine Fachkraft geben, die effektiv gegen
Mobbing vorgehen kann. Im Optimalfall sollte jede Lehrkraft dazu befähigt sein.
Es ist aber auch zu hoffen, dass durch die von mir vorgeschlagenen Änderungen
Stress und Konkurrenz unter Schülern nachlassen, und Probleme durch Mobbing
daher weniger werden.
Das erfundene Krankheitsbild „ADHS“ muss aufgegeben werden. Es handelt sich
hier weder um eine Krankheit, noch um eine psychische Störung, sondern um eine
bestimmte Wesensart. Menschen mit dieser Wesensart passen weniger gut in das
derzeit gewünschte Muster von langem Stillsitzen, viel theoretischem Lernen und
wenig körperlicher Betätigung. In Kriegs- oder Krisenzeiten wären diese
aktiven, unruhigen, oft impulsiven jungen Menschen sehr gefragt. Sie wären die
Helden, die Macher und die Anführer. In unserer sehr ruhigen
Wohlstandsgesellschaft aber gelten sie häufig als psychisch kranke
Störenfriede, werden stigmatisiert und gesellschaftlich nicht akzeptiert. Man
sagt, es sei schwer, sie zu unterrichten, Lehrer fühlen sich mit ihnen
überfordert oder geben sie auf. Anstatt das Bildungssystem so anzupassen, dass
der Wert der speziellen Fähigkeiten und Wesenszüge dieser Kinder gesehen und
genutzt wird, werden Ihnen Medikamente verordnet, die sich schwerwiegend auf
die Psyche auswirken und deren Langzeitfolgen nicht ausreichend untersucht
sind.
Sexualkundeunterricht ist
für Kinder vor der Pubertät nicht geeignet (und auch nicht notwendig) und
sollte daher frühestens in der fünften, spätestens aber in der siebten Klasse
zum Lehrplan gehören.
Innerhalb der ersten 48 Monate nach Abschluss der Schul- oder
Berufsausbildung sollte es die Möglichkeit geben, ein Einstiegsjahr zur
Berufsfindung oder für soziale Tätigkeiten (ähnlich dem Freiwilligen Sozialen
Jahr oder dem ehemaligen Zivildienst) einzulegen. Ist der „Einsteiger“ über 18
Jahre alt oder wohnt nicht mehr bei seinen Eltern, soll er dafür Anspruch auf Sozialgeld
zur Sicherung des Lebensunterhalts haben.
Energie
Der Energiebedarf der Menschheit
steigt immer weiter. Das liegt daran, dass immer mehr Geräte und Maschinen
verwendet werden. Zwar wird in manchen Ländern immer mehr darauf geachtet,
Geräte mit möglichst geringem Energieverbrauch zu produzieren, dafür nimmt
andererseits die Anzahl der Geräte und ihre Verbreitung auf der Erde zu, was
insgesamt eine Steigerung des Verbrauchs ergibt. Die verwendeten Energiearten
sind hauptsächlich zwei: Energie aus elektrischem Strom und Energie aus der
Verbrennung von Erdölprodukten. Daher gehe ich auch speziell auf diese beiden
ein.
Entscheidend
für kluge Energiestrategien sind die Aspekte „Verbrauch“, „Schaden“ und
„Verfügbarkeit“. Ein Wasserkraftwerk beispielsweise verbraucht kaum Ressourcen
– es nutzt durchlaufendes Wasser, ohne es zu verbrauchen. Es richtet geringen
bis mittleren Schaden an – das Kraftwerk muss in ein Gewässer gebaut werden,
oft ist ein Stausee notwendig, der einen massiver Eingriff in das Lebenssystem
der Gegend darstellt, gleichzeitig aber selbst ein neuer Lebensraum wird.
Verfügbar ist die Energieerzeugung aus Wasserkraft nicht überall – es müssen
geeignete Gewässer vorhanden sein.
Kraftwerke, die Energie aus Kernspaltung erzeugen (sogenannte
„Atomkraftwerke“ oder „Kernkraftwerke“) müssen so schnell wie möglich weltweit abgeschaltet
und komplett zurückgebaut werden. Zwar ist ihr Ressourcenverbrauch recht gering
und sie können fast überall gebaut werden, aber diese Vorteile werden von den
Nachteilen beim möglichen Schaden weit überstiegen. Unfälle in diesen
Kraftwerken sind zwar selten, können aber gewaltigen Schaden anrichten, wie
seit den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima hinreichend bekannt sein
dürfte. Das ist aber tatsächlich nicht die schlimmste Folge dieser
Energiegewinnungsart. Der anfallende radioaktive Abfall ist sehr gefährlich,
und das tausende von Jahren lang. Mit der Nutzung der Kernenergie wird also
eine immer größere werdende Menge von höchst gefährlichem Müll erzeugt. Das ist
verantwortungslos und kurzsichtig gegenüber den Menschen, die nach uns kommen.
Es ist ein Paradebeispiel für „nach uns die Sintflut“-Verhalten. Es ist schon
schwierig, überhaupt Lagerstätten oder Lagerungsarten für den radioaktiven
Abfall zu finden – sicher oder unschädlich ist keine davon. Wir durchsetzen
sozusagen die Erde mit Todesfallen für unsere Nachkommen. Es gibt einen eigenen
Wissenschaftszweig, die Atomsemiotik, der sich damit beschäftigt, wie die
Menschen späterer Zeiten vor den Atommülllagerstätten gewarnt werden können.
Eine zuverlässig funktionierende Methode wurde von den Forschern bisher nicht
gefunden.
Forderung: Die Energiegewinnung aus Kernspaltung muss aufgegeben
werden, und zwar schnell.
Die Energiegewinnung aus Verbrennung von fossilen Ressourcen
(Kohle, Erdöl, Erdgas) muss ebenfalls schnellstmöglich beendet werden.
Verfügbar ist diese Art der Energieerzeugung überall (man muss nur das
Kraftwerk bauen und das Brennmaterial dorthin transportieren) – aber das ist dann
auch schon der einzige Vorteil. Durch die Verbrennung werden die Ressourcen
verbraucht, und zwar dauerhaft, denn die Entstehung neuer Kohle oder neuen
Erdöls dauert Millionen von Jahren. Der Schaden durch den bei der Verbrennung
erzeugten Rauch dürfte inzwischen jedem bekannt sein: Umweltverschmutzung,
Beeinflussung des Klimas, Gesundheitsschäden. Dazu kommt noch der Schaden, der
beim Abbau von Kohle und Erdöl in der Landschaft hinterlassen wird.
Somit
entfallen zwei der Hauptformen derzeitiger Energieerzeugung, und es ist klar,
dass
1.
andere Arten der Energiegewinnung ausgebaut oder
neu gefunden werden müssen.
2.
der Energieverbrauch so weit wie möglich
reduziert werden muss.
Für den
ersten Punkt muss der Schwerpunkt dabei auf den regenerativen Energien liegen,
also solchen, die entweder keine Ressourcen verbrauchen oder Ressourcen
verwenden, die unbegrenzt zur Verfügung stehen. Verbreitet sind davon bereits
die Wasserkraft, die Solarenergie aus Sonnenlicht, und die Windenergie. Bei
allen dreien liegen die Nachteile darin, dass die Kraftwerke nur an bestimmten
Orten gebaut werden können, und dass sie einen relativ großen Eingriff in die
Landschaft darstellen. Sie reichen also vermutlich nicht aus, um den weltweiten
Energiebedarf zu decken, müssen aber (zumindest vorübergehend) einen Teil davon
übernehmen. Was die Solarenergie betrifft, gibt es allerdings einen sehr guten
Ansatz: es wäre es möglich, die gesamte Menge der weltweit benötigten Energie
durch Sonnenkraftwerke in Wüsten zu decken. Laut der DESERTEC Foundation würde
dazu eine Gesamtfläche nur etwa halb so groß wie Deutschland in der Sahara
genügen. Die Aussage wurde von mehreren Studien bestätigt. Leider ist das
Interesse von Staaten und Unternehmen daran recht gering. Das ist ein Fehler, dieses
Projekt muss unbedingt weiter vorangetrieben werden. Weitere Arten der
regenerativen Energien befinden sich im Erforschungsstadium: Energie aus
Erdwärme, Gezeiten, Meeresströmungen, Blitzen und Kernfusion Die Forschung und
möglichst baldige Nutzbarkeit dieser Energiegewinnungsarten muss das Hauptziel
der Wissenschaft für die nächste Zeit sein, wobei natürlich auch mögliche
Schäden und Gefahren festgestellt werden müssen. Wo noch Energie aus
Verbrennung gewonnen wird, sollte die ohnehin stattfindende Verbrennung von
Müll dazu genutzt werden. So kann gleichzeitig der Müll entsorgt und Energie
erzeugt werden (wobei klar sein muss, dass nur Materialien verbrannt werden
dürfen, die nicht wiederverwertbar sind). Erforscht werden sollte auch, ob es
möglich ist, aus Plastikmüll Energie zu gewinnen (allerdings aufgrund der
entstehenden giftigen Dämpfe ohne Verbrennung).
Zum zweiten
Punkt, dem Energieverbrauch, ist natürlich vor allem jeder einzelne gefragt,
sparsam mit Energie umzugehen. Staatliche Vorgaben können und sollten zur
Herstellung von Geräten gemacht werden (so dass diese nicht mehr Energie als
unbedingt nötig verbrauchen), und zur Einschränkung von Beleuchtung. Vor allem
nächtliche Beleuchtung zu Werbezwecken sollte untersagt werden. Dadurch kann
gleichzeitig auch die Lichtverschmutzung – also die Veränderung natürlicher
Lichtverhältnisse durch künstliches Licht – reduziert werden.
Auf weitere zum
Thema Energie relevante Aspekte werde ich noch im Abschnitt „Verkehr“ eingehen.
Klimawandel
Über die Klimaveränderung wird in den letzten Jahren viel gesprochen.
Dabei wird viel zu sehr darüber diskutiert, ob sich das Klima nun erwärmt
oder nicht, und wer oder was daran schuld ist oder nicht. Das führt nicht
zum Ziel. Wahrscheinlich ist, dass wir uns derzeit in einer natürlichen
Klimaerwärmung befinden, die durch menschlichen Einfluss verstärkt und
beschleunigt wird. Tatsache ist, dass das
Klima auf der Erde sich verändert, und dass das Auswirkungen auf die Natur und
auf das Leben der Menschen hat. Und Tatsache ist, dass wir darauf reagieren
müssen. Vor lauter Diskutieren über die falschen Aspekte reagieren wir aber viel zu
wenig, und werden von den Auswirkungen des Klimawandels immer wieder
überrumpelt. Dabei stehen wir erst am Anfang. Wetterkatastrophen
wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme werden sich weiter verstärken. Weite
Gebiete der Erde, die bisher fruchtbar waren, werden das in Zukunft nicht mehr
sein, werden den dort lebenden Menschen nicht mehr genug Nahrung und Wasser
bieten, wodurch Flüchtlingsströme entstehen, die größer sind als alle, die wir
aus den letzten 100 Jahren kennen. Es wird Hungersnöte geben. Krankheiten
werden sich in Gebiete ausbreiten, in denen sie bisher nicht von Bedeutung
waren. Tier- und Pflanzenarten werden aussterben oder ihren Lebensraum
verändern. Auf all das müssen wir reagieren, und dabei sollten wir uns keine
Zeit mehr lassen.
Nebenbei bemerkt dürfen wir auch nicht übersehen, dass jede Veränderung
Chancen mit sich bringt. Beispielsweise ist durch den steigenden
Kohlendioxid-Gehalt in der Luft stärkeres Pflanzenwachstum möglich. Wenn wir
das aber nicht nutzen, sondern stattdessen immer mehr Vegetation gerodet wird,
dann verkehren wir die Chance ins Gegenteil – und machen sie zu einer
Verstärkung des Problems.
Sicherheit, Justiz und Militär
Der Wunsch
nach Sicherheit ist ein Grundbedürfnis aller Menschen (und auch vieler Tiere).
Für die
Sicherheit seiner Bürger zu sorgen, das ist eine der Hauptaufgaben eines
Staates.
Naturgesetz: Das Bedürfnis nach
Sicherheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen.
Eine der
wichtigsten Säulen dafür ist ein funktionierendes und gerechtes Justizsystem.
In vielerlei
Hinsicht ist das Justizsystem in Deutschland und der EU auf einem sehr hohen
Niveau. Es gibt keine Todesstrafe. Die Gefahr, unschuldig im Gefängnis zu
landen, ist sehr gering. Man wird nicht für seine Meinung oder seinen Glauben
bestraft. Polizeiwillkür ist selten. In anderen Zeiten und Ländern war oder ist
all das alltäglich. Dennoch gibt es entscheidende Schwachstellen, die
verbessert werden müssen. Ich will der Reihe nach auf diese Schwachstellen – insgesamt
4 – eingehen.
1. Opferschutz
und Täterschutz
Menschen vor
ungerechtfertigter Verfolgung zu schützen ist gut. Doch in Europa wird dieser
Schutz heute übertrieben, und führt dazu, dass Täter oft mehr geschützt werden
als Opfer.
Ein Beispiel:
Gewalttäter wie Vergewaltiger und Mörder werden nach einigen Jahren wieder aus
dem Gefängnis entlassen, bekommen unter Umständen sogar eine neue Identität
geschenkt. Die dadurch entstehende Angst- und Bedrohungssituation für die Opfer
und deren Angehörige wird dabei nicht ernst genug genommen. Häufig genug
begehen diese Freigelassenen schon bald darauf neue Straftaten. Zweites
Beispiel: Bei vielen schweren Straftaten, besonders auch bei Terroranschlägen,
hört man im Nachhinein häufig Dinge wie „es gab bereits seit längerem Hinweise“
(zum Beispiel auf die Gefährlichkeit des späteren Täters) oder „der Täter war
polizeibekannt“. Da fragt man sich natürlich: „und warum wurde nichts
unternommen?“ Als Antwort kommt, man könne ja niemanden verhaften, der noch
keine Straftat begangen hat. Als drittes Beispiel eines, das ich selbst erlebt
habe: Vor etlichen Jahren beherbergte ich einen auf der Durchreise befindlichen
Engländer in meiner Wohnung. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass er
durch schweren Drogenkonsum in früheren Jahren Psychosen hatte. Sein Verhalten
war für mich nicht mehr akzeptabel, und ich bat ihn, zu gehen. Das wollte er nicht
akzeptieren, brach unter anderem in meine Wohnung und die meiner damaligen
Partnerin ein, verfolgte uns regelrecht. Irgendwann war der Punkt erreicht,
dass ich die Polizei um Hilfe bat. Antwort: „da können wir gar nichts machen,
Sie haben Ihn ja selbst in Ihre Wohnung gelassen. Außerdem ist er ein
EU-Bürger, den können wir nicht ausweisen.“ Ich erstattete dennoch Anzeige.
Wochen später, als der Mann unsere Stadt bereits von selbst verlassen hatte,
kam ein Brief vom Gericht: „ein Strafverfahren wird aus Mangel an öffentlichem
Interesse abgelehnt“.
Sicherlich
können manche meiner Leser auch von ähnlichen Erlebnissen berichten. Wie sollen
die Bürger sich so geschützt fühlen? Wie sollen sie so das Vertrauen haben,
dass der Staat für ihre Sicherheit sorgt?
2. Die Polizei
wird nicht ernst genommen
Auch hierzu
kann ich ein persönliches Erlebnis erzählen. Ende der 90er Jahre war ich mit
ein paar Freunden in Barcelona. An diesem Abend fand dort auch ein Fußballspiel
einer spanischen gegen eine niederländische Mannschaft statt. Meine Freunde,
die etwas mehr Ahnung vom Vereinsfußball hatten als ich, befürchteten, dass das
ein sehr unruhiger Abend mit durch die Stadt wütenden Fans werden könnte. Doch
es kam anders: An jeder zweiten Straßenecke stand ein Polizist. Schrankförmiger
Körperbau, schwarz gekleidet, Sonnenbrille, Maschinenpistole im Anschlag. Die
Polizisten standen einfach nur da – und der Abend blieb ruhig. Diesen Respekt
genießt die deutsche Polizei oft nicht, sie gilt weithin als harmlos, immer
häufiger gibt es Gewalt gegen Polizisten, die in den Möglichkeiten, sich zur
Wehr zu setzen, stark eingeschränkt sind. Das muss sich ändern. Die Polizei
dient dazu, die Sicherheit der Mehrheit der Bürger gegenüber einer Minderheit
von Verbrechern zu schützen und darf in dieser wichtigen Arbeit nicht mehr als
unbedingt nötig eingeschränkt werden. Dafür sind auch deutliche Verbesserungen
bei der Ausbildung und Ausrüstung von Polizisten nötig. Auch muss die Polizei
wieder mehr "Freund und Helfer" der Bürger sein. Dazu sind unter
anderem kleine lokale Polizeistationen nötig.
3. Personalmangel
In den
letzten paar Jahren kommt dieses Thema langsam zum Vorschein: die deutsche
Polizei hat viel zu wenig Personal. Die Polizisten, die neu eingestellt werden,
können oft gerade einmal die Zahl derjenigen ausgleichen, die das Rentenalter
erreichen. Die von der Politik versprochenen Neueinstellungen sind bei weitem
nicht ausreichend – und das, obwohl genug Bewerber vorhanden wären. Das führt
natürlich dazu, dass die Polizei viele Aufgaben nicht oder nur unvollständig
wahrnehmen kann. Personalmangel führt zu Sicherheitsmangel. Hier muss dringend
und schnell gehandelt werden.
4.
Verhältnis von Strafen
Das
Verhältnis von Strafen für leichte und schwere Taten ist teilweise sehr
seltsam. Dass Gewaltverbrecher genauso schwere oder sogar leichtere Strafen
bekommen als Leute, die Steuern hinterzogen, Diebstähle begangen oder mit
Drogen gehandelt haben, das kann nicht sein. Das Strafsystem in Deutschland
muss dringend überarbeitet werden. Strafen müssen zwei Kriterien erfüllen.
Erstens: sie sollen abschreckend wirken, also Menschen möglichst davon
abhalten, Gesetze zu brechen. Zweitens: sie müssen die Bevölkerung vor
Verbrechern schützen. Außerdem muss gelten: leichte Strafen für leichte
Vergehen, schwere Strafen für schwere Vergehen. Gewaltverbrechen müssen dabei
grundsätzlich schwerer bestraft werden als Vergehen gegen Sachen oder Eigentum.
Es sollte vier Arten von Strafen geben:
1. Gefängnisstrafe
a) Lebenslänglich: wenn der Täter eine
Gefahr für andere
darstellt. Unter „lebenslänglich“ ist zu verstehen „bis zum Tod des Verurteilten“. Es soll sich dabei also um eine echte Sicherheitsverwahrung handeln. Der Häftling soll dabei, wenn möglich, arbeiten, sich bilden, Hobbys nachgehen und Kontakt mit Mithäftlingen haben können.
darstellt. Unter „lebenslänglich“ ist zu verstehen „bis zum Tod des Verurteilten“. Es soll sich dabei also um eine echte Sicherheitsverwahrung handeln. Der Häftling soll dabei, wenn möglich, arbeiten, sich bilden, Hobbys nachgehen und Kontakt mit Mithäftlingen haben können.
b) 1 Jahr oder weniger: als Abschreckung,
als Ersatzstrafe für andere Strafen, die nicht geleistet werden können oder zur
Untersuchungshaft.
c) Alle weiteren Gefängnisstrafen können
entfallen. Täter können nach mehrjährigen Gefängnisstrafen nur schwer ein
normales Leben führen, es besteht eine hohe Gefahr des Rückfalls in die Kriminalität.
2.
Geldstrafe
a) Höhe: von mindestens 5 Euro bis zu
unbestimmter Gesamthöhe (auch "Einziehung des Vermögens" möglich). Die Zahlung
erfolgt an den Staat oder an den Geschädigten.
b) Fälle: besonders bei Eigentums- und
Gelddelikten, als Abschreckung in anderen Fällen.
c) Wenn eine Geldstrafe nicht geleistet
werden kann, kann sie ganz oder teilweise in eine Gefängnis- oder Arbeitsstrafe
umgewandelt werden.
d) Geldstrafen können unter Umständen
auch in Teilbeträgen über eine gewisse Zeitspanne gezahlt werden.
3.
Arbeitsstrafe
a) Mindestens 5 Stunden bis zu
lebenslänglicher gemeinnütziger oder dem durch die Tat Geschädigten nützender
unentgeltlicher Arbeit.
b) Die Art der Tätigkeit soll nach
Möglichkeit inhaltlich zum Delikt passen.
c) Wenn eine Arbeitsstrafe nicht
geleistet werden kann, kann sie ganz oder teilweise in eine Gefängnis- oder Geldstrafe
umgewandelt werden.
4.
Rechtestrafe
a)
Bedeutung: Entzug eines Rechts (z.B. Fahrerlaubnis), mindestens in einem Fall, maximal lebenslänglich; Grundrechte dürfen
dadurch nicht eingeschränkt werden.
b) Die Strafe muss in jedem Fall
inhaltlich zum Delikt passen.
Weitere
Arten von Strafen sollen nicht zur Anwendung kommen, insbesondere sind
körperliche Strafen, vor allem die Todesstrafe, grundsätzlich verboten. Rache
und Vergeltung haben in einem gerechten Strafsystem nichts verloren.
Für die
verschiedenen Arten von Strafen sollen bestimmte Altersgrenzen gelten.
Gefängnisstrafe:
ab einem Alter von 16 Jahren möglich, im Fall von schweren Gewaltverbrechen
auch schon ab 14.
Geldstrafe:
vom 14. bis 16. Lebensjahr maximal 500 Euro, vom 16. bis 18. Lebensjahr maximal
1.000 Euro, danach keine Einschränkung.
Arbeitsstrafe:
vom 12. bis 14. Lebensjahr maximal 5 Stunden, vom 14. bis 16. Lebensjahr
maximal 1 Woche (40 Stunden), vom 16. bis 18. Lebensjahr maximal 1 Jahr (2.000
Stunden), ab dem 60. Lebensjahr maximal 2.000 Stunden, ab dem 70. Lebensjahr
maximal 1.000 Stunden, ab dem 80. Lebensjahr maximal 40 Stunden.
Rechtestrafe:
ab einem Alter von 14 Jahren möglich.
Im Folgenden
führe ich einige Beispiele für geeignete Strafen in bestimmten Fällen auf.
Mord aus
Habgier: lebenslängliche Gefängnisstrafe
Vergewaltigung
eines Kindes: lebenslängliche Gefängnisstrafe
Ehrenmord:
lebenslängliche Gefängnisstrafe
Totschlag
als Verzweiflungstat nach jahrelanger Misshandlung: Freispruch oder 1 Jahr Haft
Ertränken
junger Katzen: 1 Jahr Arbeitsstrafe in einem Tierheim
Verkauf
harter Drogen (an eine Person in kleiner Menge): 1 Jahr Arbeitsstrafe im
sozialen Bereich
Verkauf
harter Drogen (an mehrere Personen in großer Menge): lebenslängliche
Gefängnisstrafe
Steuerhinterziehung:
Geldstrafe in doppelter Höhe des hinterzogenen Betrags
Fahren unter
Alkoholeinfluss (erstmalig, ohne Unfallfolge): 1 Monat Führerscheinentzug
Wiederholte
Raserei im Straßenverkehr mit Unfallfolge: lebenslanger Führerscheinentzug
Wahlbetrug
(erstmalig, in kleinem Ausmaß): Entzug des Wahlrechts bei der nächsten Wahl
Wahlbetrug
(wiederholt oder in großem Ausmaß): lebenslanger Entzug des Wahlrechts
Wiederholtes
Mobbing von Mitschülern durch einen 15jährigen: 1 Woche Arbeit im sozialen
Bereich
Ein zweiter
Aspekt zum Thema Sicherheit ist der des Militärs. Gäbe es – und ich bin
überzeugt, dass das grundsätzlich möglich ist – Frieden zwischen allen Staaten
und Völkern der Erde, oder würden sich alle Menschen zu einem großen Staat
zusammenschließen, dann wären alle Waffen und Armeen unnötig. Dann könnte sich
die Menschheit nur noch fragen, ob sie für einen möglichen Angriff vielleicht
existierender Außerirdischer gewappnet sein möchte und dafür Militär und
Bewaffnung behalten will. Aber: da sind wir nicht. Leider gibt es immer noch
oft bewaffnete Auseinandersetzungen, so wie seit Jahrtausenden. Wahrscheinlich
haben sich schon die ersten kleinen Menschengruppen gegenseitig bekriegt, und
das hat sich seitdem nicht geändert. Daher ist die Abschaffung des Militärs
wohl jetzt noch keine Option. Wenn es um Abrüstung geht, will jedes Land, dass
die anderen anfangen, aus Angst, ausgetrickst, bedroht und dann vielleicht
angegriffen zu werden. Die Frage ist: gäbe es weniger Krieg und weniger
Bedrohung, wenn es einfach weniger Waffen gäbe, oder zumindest weiniger
gefährliche? Ich beantworte diese Frage ganz klar mit ja. Und vor allem gäbe es
dann weniger Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. Daher bin ich
dafür, dass alle Explosionswaffen (Bomben, Granaten, Minen) weltweit
abgeschafft werden, ganz besonders die Atomwaffen, deren tatsächlicher Einsatz
so verheerend wäre, dass es an pure Dummheit grenzt, sie überhaupt zu
produzieren. Kein Land sollte solche Waffen haben, es sollte sie ganz einfach
nicht mehr geben. Gleiches gilt für chemische und biologische Kampfstoffe. Alle
diese Waffen haben gemeinsam, dass sie viel zu sehr Unschuldige mit ins
Verderben reißen, Menschen, die unter den Dummheiten des Krieges ohnehin genug
zu leiden haben. Krieg ist grausam, und die modernen Waffen machen ihn noch
grausamer. Ist das notwendig? Ist das vernünftig? Nein. Daher ist es sehr
wichtig, dass die Macht der Rüstungskonzerne reduziert wird. Es sollte
staatlich geregelt werden, was diese Unternehmen produzieren und wohin sie es
liefern dürfen. Also zumindest für Europa: nur Produktion von
Verteidigungsgerätschaften, deren Verkauf auch nur innerhalb der EU gestattet
ist. Bomben, Minen, Granaten und rein zum Angriff bestimmte Raketen sollten in
Deutschland (und auch von deutschen Firmen und Institutionen im Ausland) nicht
produziert, gelagert, gehandelt oder verwendet werden dürfen.
Weiter: Die
bestehenden Verteidigungsbündnisse müssen neu überdacht werden. Die NATO ist
aus meiner Sicht ein Relikt aus Zeiten des kalten Krieges. Der ist seit fast 30
Jahren vorbei. Wir brauchen die NATO nicht mehr. Dadurch, dass es sie immer
noch gibt, wird nur die Bedrohungssituation zwischen Russland und dem Rest
Europas künstlich aufrechterhalten, weil der Supermachts-Wettstreit zwischen den
USA und Russland so in Europa stattfindet. Wollen wir das? Ich nicht. Ich will
Frieden in Europa, und Frieden zwischen Europa und Russland. Die NATO muss
folglich so schnell wie möglich aufgelöst und durch ein
EU-Verteidigungsabkommen, vielleicht sogar durch eine gemeinsame EU-Armee
ersetzt werden. Alle US-Truppen und alle in Europa stationierten Atomwaffen
müssen abgezogen werden. Sämtliche europäischen Armeen sollten reine
Verteidigungsarmeen sein. Schlagkräftige, gut ausgebildete, relativ kleine Truppen,
die im Ernstfall eines Angriffs schnell bereitstehen und die Bedrohung effektiv
abwenden können. Dabei müssen sie Berufsarmeen sein, eine Wehrpflicht darf es
nicht geben. Auslandseinsätze der Bundeswehr bzw. der EU-Truppen sollten nur dann
stattfinden dürfen, wenn das betroffene Land ausdrücklich darum bittet, oder im
Rahmen von Einsätzen der Vereinten Nationen. In beiden Fällen könnte es
sinnvoll sein, Volksabstimmungen über den Einsatz durchzuführen. Aus Gründen
der Sparsamkeit sollten allerdings zunächst mindestens fünf Jahre lang
keinerlei Bundeswehr-Auslandseinsätze stattfinden, aus Gründen der
Terrorismusbekämpfung insbesondere keine Einsätze in islamisch geprägten
Ländern. Über die Möglichkeit des Einsatzes der Bundeswehr im Inland sollte
eine Volksabstimmung durchgeführt werden.
Videoüberwachung
im öffentlichen Raum ist Angelegenheit der für das jeweilige Objekt zuständigen
Verwaltung. Sie sollte, außer wenn es klare Gründe gibt, die dagegen sprechen
(z.B. in Umkleidebereichen) ein gängiges Mittel der Bekämpfung und Aufklärung
von Verbrechen sein. Unter Umständen können örtliche Bürgerabstimmungen über
die Einrichtung einer Videoüberwachung durchgeführt werden. Bei Straftaten sollten
vorliegende relevante Videoaufzeichnungen schnell und umfassend durch die
Polizei analysiert werden können. Ein Missbrauch der Überwachungsvideos (zum
Beispiel, um die Arbeitsleistung zu überwachen) muss strafbar sein.
Asyl &
Einwanderung
Wir
sind alle Nachkommen von Einwanderern. Als die Römer nach Deutschland kamen,
waren die Germanen schon da. Als die Germanen nach Deutschland kamen, waren die
Kelten schon da. Als die Kelten nach Deutschland kamen, waren die Alteuropäer
schon da. Als die Alteuropäer nach Deutschland kamen, waren die Neandertaler
schon da. In anderen Teilen der Welt sieht es ähnlich aus. Nur an wenigen Orten
leben heute noch die echten Ureinwohner, also die ersten Menschen, die sich
dort angesiedelt haben. Das sollte bei der ganzen Debatte um Einwanderung
bedacht werden.
Viele
Menschen in Deutschland (und in anderen Ländern) sind wegen Einwanderern
besorgt. Sie sorgen sich um ihre Kultur, um ihre Sicherheit, um ihre Werte, um
ihr Geld. Diese Sorgen dürfen weder unterschätzt noch überschätzt werden.
Wie
ich im Abschnitt „Familie & Kinder“ schon kurz angedeutet habe, kann es
Deutschland aus demografischen Gründen sehr gut brauchen, dass Menschen hierher
einwandern. Natürlich darf das nicht planlos geschehen, sondern muss gut
organisiert sein.
Ich
unterscheide bei der Einwanderung zwischen zwei Gruppen von Menschen: solchen,
die hierher kommen, weil sie lieber in Deutschland leben möchten als anderswo,
und Flüchtlingen.
Für
erstere brauchen wir ein gut ausgearbeitetes Einwanderungsgesetz: der Erwerb
der deutschen Staatsbürgerschaft und die Ansiedlung hier müssen unter
bestimmten Voraussetzungen (Sprachkenntnisse, Sicherheitsüberprüfung etc.)
möglich sein, eventuell nur für eine bestimmte Anzahl an Menschen pro Jahr.
Somit kann auch Asylmissbrauch vermieden werden, also dass Menschen versuchen,
Asyl in Deutschland zu bekommen, es aber gar nicht bräuchten. Diese Menschen
können zukünftig beantragen, über das Einwanderungsgesetz deutsche Bürger zu
werden. Bei Flüchtlingen sieht die Situation anders aus. Stellen Sie sich vor,
sie würden in einem Land leben, in dem Hunger oder Krieg herrschen, in dem das
Leben Ihrer Familie und Ihr eigenes täglich bedroht sind, ohne dass Sie
irgendetwas dagegen tun können. Stellen Sie sich vor, sie könnten Ihre
Grundbedürfnisse nicht mehr erfüllen. Sie würden sich Hilfe wünschen. Sie wären
dankbar, wenn ein anderes Land sie aufnimmt. Ja, Flüchtlinge aufzunehmen, das
ist eine moralisch-menschliche Verpflichtung, vor allem in einem reichen Land
wie Deutschland. Natürlich nicht in unbegrenzter Zahl, denn diese Menschen
brauchen Wohnraum, Unterstützung und Betreuung. Frau Merkel und ihre Regierung
haben in der sogenannten „Flüchtlingskrise“ durch den syrischen Bürgerkrieg eines
richtig und eines falsch gemacht. Es war richtig, die Flüchtlinge nach Deutschland
zu lassen. Es war falsch, danach nichts weiter zu unternehmen, die Flüchtlinge
größtenteils sich selbst zu überlassen, sich bei der Integrationsarbeit voll
auf Ehrenamtliche zu verlassen. Es war kein echtes "wir schaffen
das", es war ein "wir schaffen das schon irgendwie" – und
dadurch entstanden Probleme, nicht durch die Flüchtlinge an sich. Die gleichen
Fehler wurden schon bei der Anwerbung der Gastarbeiter gemacht. Ich frage mich,
ob man in diesem Land wirklich nicht dazulernen will. Flüchtlinge haben meist
keine Kenntnisse der deutschen Sprache, Kultur und Gesetze. Oft sind sie
traumatisiert und psychisch angeschlagen. Diese Menschen müssen vom Moment
ihrer Ankunft an intensiv betreut werden, und zwar durch staatliche
Einrichtungen. Dann ist es auch möglich, realistische Zahlen anzugeben, wie
viele Flüchtlinge wir pro Jahr aufnehmen können. Also Zahlen errechnet aus
Aspekten wie: wie viele Unterkünfte stehen zur Verfügung, wie viele Lehrer für
Deutschkurse, wie viele Asyl-Sachbearbeiter und so weiter.
Ich
schlage vor, staatlich betreute und durch die Polizei geschützte Heime für
Asylbewerber einzurichten. Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt
sollte ein solches Heim haben. Für die Eignung dieser Einrichtungen müssen
gesetzliche Vorgaben erstellt werden. Jeder Asylbewerber und Einwanderer muss
sich bei der Ankunft in Deutschland registrieren lassen, erhält dabei einen
vorläufigen Ausweis, eine Sicherheitsüberprüfung, ein Startgeld zwischen 200
und 500 Euro pro Person (da Flüchtlinge in den meisten Fällen all ihre Habe
zurücklassen mussten) und bekommen einen Platz in einem der Heime zugeteilt.
Lebensmittel und wichtige Alltagsgegenstände werden in den Heimen kostenlos zur
Verfügung gestellt. Die Ankommenden werden hier betreut, erhalten verpflichtende
Sprachkurse, Einführungen in wichtige Gesetze, Unterstützung bei Formalitäten
und bei Bedarf medizinische und psychologische Hilfe. Über die Genehmigung oder
Ablehnung der Asylanträge muss in der Zeit entschieden werden, in der sich die
Menschen im Heim aufhalten, wobei diese Entscheidungen so schnell wie möglich
getroffen werden sollten. Diejenigen, deren Anträge abgelehnt werden musste
(was dann der Fall ist, wenn die Sicherheitsüberprüfung ein negatives Ergebnis
hatte oder kein Asylgrund festgestellt werden konnte), und die auch nicht für
die Einwanderung im Sinne des Einwanderungsgesetzes qualifiziert sind, müssen
das Land baldmöglichst verlassen. Für diejenigen, denen Asyl gewährt werden
kann, muss schnelle und gute Integration das Ziel sein. Nachdem bestimmte
Voraussetzungen erfüllt sind (ausreichende Deutschkenntnisse, psychische
Stabilität, genehmigter Asylantrag) unterstützen die Mitarbeiter des Heims die Menschen
bei der Suche nach einer Wohnung und einer Arbeitsstelle.
Nach einem Jahr Aufenthalt
ohne Straftaten außerhalb des Heims kann jeder Asylant entscheiden, ob er die
deutsche Staatsbürgerschaft erhalten oder im Asylstatus bleiben möchte.
Letzterer kann maximal 10 Jahre bestehen, danach muss endgültig die
Entscheidung über Einbürgerung oder Verlassen des Landes getroffen werden (eine
doppelte Staatsbürgerschaft sollte in bestimmten, genau zu definierenden,
Fällen möglich sein).
All
das genügt aber noch lange nicht. Es muss darüber nachgedacht werden, warum
denn Menschen zu Flüchtlingen werden. Warum sind die Lebensumstände in ihren
Herkunftsländern so, wie sie sind? So kommen
wir auf die sogenannten Fluchtursachen. Diese müssen wirksam bekämpft werden,
denn sonst wird es in den nächsten Jahrzehnten nicht weniger Flüchtlinge geben,
sondern sehr viele mehr. Wir werden feststellen, dass ein beachtlicher Teil der
Fluchtursachen die Folge des ausbeuterischen und arroganten Verhaltens von
Europäern in anderen Teilen der Welt ist. Kolonialismus, wirtschaftliche
Ausbeutung, Umweltzerstörung, Rüstungsexporte, Militäreinsätze – das sind die
Auslöser für Krieg, Armut und Hunger. Ich habe einmal geschrieben: „Islamistischer
Terrorismus in Europa ist nicht Folge von offenen
Türen für Flüchtlinge, auch wenn Flüchtlinge zu den Tätern gehören. Er ist
vielmehr Folge von zügellosem Waffenhandel, jahrzehntelanger Unterstützung für
Diktaturen, zuvor jahrhundertelangem Kolonialismus. Folge von wirtschaftlicher, kultureller und militärischer
Übermacht und Überheblichkeit des Westens. Hätte sich nie ein europäischer
Soldat im Nahen Osten eingemischt, um dort europäisch-amerikanische Ziele
durchzusetzen, hätte nie ein europäischer Rüstungsproduzent Waffen in den Nahen
Osten geliefert, hätte nie ein brutaler Schlächter Orden und Auszeichnungen von
europäischen Staaten bekommen, dann hätten wir jetzt auch keine Terroranschläge
in Europa. Flüchtlinge übrigens auch nicht.“ Fluchtursachen wurden bisher nahezu
nicht bekämpft, ganz im Gegenteil, sie werden immer weiter gefördert. Das darf
nicht so bleiben.
Forderung: Die Bekämpfung von Fluchtursachen muss eines der
Hauptziele der Politik werden.
Die
Bildung von Parallelgesellschaften muss unbedingt vermieden werden. Es ist auch
absolut notwendig, dass alle in einem Land lebenden Menschen die Landessprache
beherrschen. Hierfür muss es staatlich organisierte Sprachkurse geben (auch das
ist wieder ein Punkt, der bei den Gastarbeitern vollkommen vernachlässigt
wurde, was zu vielen Problemen führte).
Andererseits
müssen fremde Kulturen auch als wertvoll gesehen werden. Man kann von niemandem
verlangen, seine Kultur und Sprache zu vergessen. Die heutige Situation, dass
zum Beispiel viele in Deutschland lebende junge Türken weder Deutsch noch
Türkisch richtig beherrschen, ist ein Armutszeugnis für die bisherige Politik.
Beim
Umgang mit kriminellen oder gewalttätigen Ausländern muss eine Unterscheidung
getroffen werden. Handelt es sich um schwere Gewalttaten, die nach deutschem
Recht eine lebenslange Haft zur Folge haben, muss der Täter auf jeden Fall
sofort nach seiner Verurteilung in ein Gefängnis im Inland verbracht werden.
Eine Abschiebung ist in diesem Fall nicht sinnvoll, da die Person sonst
anderswo eine Gefahr für die Mitmenschen darstellt oder zurückkehren und
weitere Taten begehen könnte. In allen anderen Fällen sind die Schwere und die
Häufigkeit der Taten zu betrachten. Beispielsweise sollte einmaliger
Ladendiebstahl bestraft werden, aber kein Abschiebegrund sein, während
wiederholte Delikte die unverzügliche Abschiebung zur Folge haben müssen.
Sollte diese nicht möglich sein, muss eine reguläre Bestrafung nach deutschem
Recht stattfinden.
Derzeit
geht bei vielen Menschen im Land die Angst um, dass durch weitere Zuwanderung
Muslime bald die Bevölkerungsmehrheit in Deutschland stellen könnten. Es wird
befürchtet, dass dann die deutsche Kultur verlorengeht oder gar die Forderung
aufkommen könnte, die Scharia als Gesetzesgrundlage einzuführen. Durch einfache
Mathematik lässt sich diese Befürchtung entkräften:
In
Deutschland leben etwa 4 Millionen Muslime unter 78 Millionen Nichtmuslimen.
Das heißt, es müssten 74 Millionen Muslime nach Deutschland zuwandern, um ein
Verhältnis von 50:50 zu erzeugen. Das entspräche beispielsweise etwa der
gesamten Bevölkerung des Iran oder aller Staaten der Arabischen Halbinsel
zusammen.
Wer sich
Sorgen um die deutsche Kultur macht, der sollte außerdem nicht fremde Kulturen
ablehnen, sondern die eigene fördern. Wer unter den „deutschstämmigen
Deutschen“ hat denn noch wirklich Ahnung von deutscher Kultur? Eine Minderheit.
Das, was viele heutzutage deutsche Kultur nennen, und fordern, dass sie
geschützt wird, das ist keine deutsche Kultur, sondern eine bunte
europäisch-amerikanische Mischung aus modernen Erscheinungen und Resten von
Tradition. Ja, eine Mischung, die bereits so bunt, individualistisch und durcheinander
ist, dass ein paar Krümel aus dem Orient oder aus Afrika sicherlich auch keinen
Schaden darin anrichten werden.
Die Frage
sollte generell nicht sein „Was gehört zu Deutschland und was nicht?“ Die Frage
sollte vielmehr sein „Wie gehen wir mit dem, was neu zu uns kommt, am besten
um?“
Verkehr
Zwei Dinge
haben dazu geführt, dass das menschliche Leben heute weltweit vernetzt ist:
Schnelle
Kommunikation und schnelle Verkehrsmittel. Diese beiden Dinge sind also für das
Leben, das wir heute führen, von großer Bedeutung. Dass der moderne Verkehr
nicht nur Vorteile hat, das dürfte jedem bekannt sein. Luftverschmutzung,
Verkehrschaos in den Großstädten, Unfälle. Noch dazu wissen wir, dass das
Erdöl, das als Treibstoff für die meisten Verkehrsmittel dient, nicht endlos
reichen wird. Wir wissen aber auch, dass eine komplette Umstellung auf
elektrische Antriebe wohl nicht funktionieren würde. Es müssen also gute Lösungen
gefunden werden, und zwar sehr bald.
Erstens: die
Forschung nach alternativen Antriebsarten, die nicht auf Erdöl basieren, muss
vorangetrieben und staatlich gefördert werden. Widerstände der
Automobilhersteller gegen neue Antriebsarten dürfen der Umstellung auf
zukunftsfähige Antriebe nicht im Weg stehen. Die bisher noch üblichen Fahrzeuge
mit Erdölantrieb können nicht die Verkehrsmittel der Zukunft sein.
Zweitens:
der Güterverkehr auf Straßen muss so weit wie möglich reduziert werden. Das
kann durch kostengünstigen Gütertransport auf Schienen erreicht werden, und
durch sinnvolle Planung und Steuerung der Versorgung. Viele Gütertransporte,
die heutzutage durchgeführt werden, sind eigentlich unnötig, da sie Waren in
Regionen befördern, in welchen es die gleichen oder gleichwertige Waren bereits
gibt. Andere Transporte sind nur deshalb nötig, weil Waren in bestimmten
Regionen nicht verfügbar sind, obwohl es grundsätzlich problemlos möglich wäre,
sie dort durch Produktion vor Ort zur Verfügung zu stellen.
Drittens:
der Individualverkehr mit Autos muss weniger werden. Das kann nur durch
Förderung und Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln geschehen. In der
Innenstadt der australischen Großstadt Melbourne ist die Benutzung öffentlicher
Verkehrsmittel kostenlos. Die dortige Stadtverwaltung hat festgestellt, dass so
keinesfalls die Kosten steigen, sondern im Gegenteil sinken.
Wie kommt
das? Es gibt viel weniger Unfälle, die Straßen halten deutlich länger, es
fallen keine Kosten für Kontrolleure, Automaten, Fahrkarten und Verfahren gegen
Schwarzfahrer an. Außerdem sind die Touristenzahlen gestiegen und die
Luftqualität hat sich deutlich verbessert.
Die
öffentlichen Verkehrsmittel müssen so günstig sein, dass der Preis niemanden
von ihrer Benutzung abhält, und sie müssen so ausgebaut sein, dass möglichst
jeder eine Station in erreichbarer Nähe hat und von dort aus sein Ziel
unkompliziert erreichen kann. Öffentliche Verkehrsmittel, deren Benutzung
kostenlos ist wie in Melbourne, wäre der Optimalzustand. Ob dies flächendeckend
möglich ist, müsste berechnet oder getestet werden. Auf jeden Fall aber muss
die Benutzung kostengünstiger sein als eine Fahrt mit dem PKW. Ein meiner
Ansicht nach realistisches Modell könnte beispielsweise so aussehen: Für
Menschen unter 18 und über 65 sowie für Schwerbehinderte sind Fahrten immer
kostenlos. Für alle anderen kostet eine Einzelfahrt unter 10 km 1 Euro, unter
50 km 2 Euro, unter 100 km 3 Euro, unter 200 km 5 Euro, ab 200 km 10 Euro,
Tageskarten jeweils das Doppelte. Das heißt zum Beispiel, zwei Eltern mit drei
Kindern könnten die 150 km entfernt lebenden Großeltern mit dem Zug für 20 Euro
besuchen und wieder zurückfahren. Oder: ein Angestellter könnte zu seinem 20
Kilometer entfernten Arbeitsplatz für 80 Euro im Monat an 5 Tagen in der Woche
hin- und wieder zurückfahren.
Die
Einnahmen durch die Fahrpreise sollten je zur Hälfte an den Betreiber des
Schienennetzes und an das die Zugfahrten durchführende Unternehmen gehen. Dazu
eine wichtige Anmerkung: das Schienennetz sollte unbedingt dem Staat gehören,
also in öffentlicher Hand sein, nach Möglichkeit überhaupt der gesamte
öffentliche Verkehr. Die eigenartige Privatisierung, wie sie bei der Deutschen
Bahn stattgefunden hat (die Schienen gehören einem der anbietenden Unternehmen
alleine) ist eine sehr ungünstige Situation. Außerdem führt Privatisierung
dazu, dass Strecken, die nicht genug Gewinn einbringen, stillgelegt werden. Es
muss aber das Gegenteil erreicht werden. Jede Siedlung ab 500 Einwohnern muss
mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt erreichbar sein, ebenso alle wichtigen
öffentlichen Orte (z.B. Schule, Rathaus, Schwimmbad). Dazu müssen Bahnstrecken
(auch Straßenbahn und U-Bahn) weiter ausgebaut und viele in den letzten
Jahrzehnten stillgelegten Strecken wieder aktiviert werden. Bahnhöfe an
Ortsverbindungen sollten echte Bahnhöfe mit Personal, Einkaufsmöglichkeit und
WC sein, nicht nur Haltepunkte mit Automaten und Unterständen. Für Strecken,
auf denen Zugverbindungen nicht möglich oder aufgrund der zu geringen
Fahrgastzahl wirklich unrentabel sind, müssen Busse eingesetzt werden.
Straßen für
Kraftfahrzeuge dagegen sollten nur noch dann neu gebaut werden, wenn es
unbedingt nötig ist (z.B. in neuen Wohngebieten), ansonsten sollte man sich auf
die Instandhaltung der bestehenden Straßen konzentrieren. Dabei muss auch die
Baustellenplanung unbedingt sorgfältiger als bisher durchgeführt werden. Allzu
oft behindern zu viele gleichzeitige Baustellen auf einer Strecke oder in einem
Ort den Verkehrsfluss übermäßig, was zu vielen Staus und zu Stressbelastung der
Verkehrsteilnehmer führt. Mautgebühren für Straßen lehne ich ab, weil sie
sinnlos und unnötig kompliziert sind. Auf Autobahnen sollte es ein Tempolimit
von 180 oder gar 160 km/h geben, um Benzin zu sparen und Unfälle zu reduzieren.
Für Fußgänger und Radfahrer
müssen geeignete Wege zur Verfügung stehen. Unter anderem sind vielerorts
deutlich mehr Fußgängerüberwege nötig, soweit wie möglich ampelfrei durch Über-
oder Unterführungen. Radwege sollten, soweit möglich, aus Sicherheitsgründen nicht
direkt in Straßen für Autos integriert sein.
Noch zu einem derzeit
aktuellen Thema: für PKW mit Dieselmotor sollte ein sofortiges
Produktionsverbot erlassen werden. Die Hersteller dürfen dann nur noch ihre
bereits gelagerten Teile verbauen, die Händler die bereits zum Verkauf
stehenden Fahrzeuge verkaufen. Bereits im Gebrauch befindliche Fahrzeuge können
noch gefahren werden, Besitzer eines Diesel-PKW sollten keine Auflagen oder
Verpflichtungen bekommen. Für die Einschränkung des LKW-Verkehrs habe ich
bereits Maßnahmen genannt. Stadtverwaltungen können selbst entscheiden, ob sie
Diesel-Fahrverbote für bessere Luftqualität erlassen wollen.
Europa
Die
Europäische Union ist eine wunderbare Idee. Jahrhundertelang gab es immer
wieder Kriege zwischen den Staaten und Völkern Europas. Unzählige Menschen mussten
dadurch leiden und sterben. Der Kampf zwischen den europäischen Mächten hat
dieses Leid durch den Kolonialismus über die ganze Erde verteilt. Europa im
Frieden zu vereinen, das ist eines der fortschrittlichsten und besten Projekte,
das die Menschheit je zustande gebracht hat. Also ja, ich bin ein Befürworter
der Europäischen Union. Wir sollten dieses Projekt auf gar keinen Fall
aufgeben. Aber: es gab einige Fehler bei der bisherigen Verwirklichung des
geeinten Europas, und diese Fehler wirken sich jetzt dadurch aus, dass einiges
nicht so funktioniert, wie es soll, und dass viele Europäer nicht mehr daran
glauben, dass die EU eine gute Sache ist. Erster Fehler: die Europäische Union
entstand aus der EG heraus, diese wiederum aus der EWG. Das waren Zusammenschlüsse,
die vorrangig der wirtschaftlichen Zusammenarbeit dienten. Daher war auch in
der EU die wirtschaftliche Zusammenarbeit von Anfang an das wichtigste Thema,
andere Aspekte wurden vernachlässigt.
Zweiter Fehler:
die Bürger wurden zu wenig einbezogen. In keinem Staat, der jetzt Mitglied der
EU ist, konnten die Menschen mitentscheiden, ob der Beitritt stattfinden soll
oder nicht. Dadurch entstand bei vielen schon zu Beginn das Gefühl von
Bevormundung. Dass das politische System der Europäischen Union und die
Entscheidungsprozesse nicht für alle verständlich sind, dass man über die
Vorgänge im EU-Parlament nur wenig in den Nachrichten hört und liest, das
verstärkt dieses von Anfang an ungute Gefühl in großen Teilen der Bevölkerung,
führt dann zu Ablehnung gegenüber der Union. Die spürbaren Teuerungen durch die
Einführung des Euro tragen auch noch einen guten Teil zu dieser Ablehnung bei. Dritter
Fehler: die Erweiterung der EU ging zu schnell. Die Union war noch nicht stabil
genug, um so viele neue Mitgliedsstaaten mit teilweise schwierigen inneren
Verhältnissen in so kurzer Zeit aufnehmen zu können. Fazit: wir haben viel zu
verbessern an der Europäischen Union, und wir sollten uns nicht allzu viel Zeit
dabei lassen, sonst wird sie zerfallen, und damit wäre eine der großartigsten
Entwicklungen der Weltgeschichte schon bald nur noch eine Ruine aus der
Vergangenheit.
Eine Erweiterung der EU um
alle europäischen Staaten, die noch keine Mitglieder sind (einige
Balkanstaaten, Norwegen, Island und die Schweiz) ist erstrebenswert. Eine
EU-Mitgliedschaft der Türkei halte ich für beide Seiten nicht für sinnvoll. Für
die Zukunft möchte ich sie dennoch nicht grundsätzlich ausschließen, sollten
sich die politischen Verhältnisse in der Türkei wieder ändern.
Tierschutz
Die
Lebewesen der Welt sind definitiv unterschiedlich, aber für mich stehen sie
alle auf einer Ebene.
Tiere
sind Lebewesen, genau wie wir. Sie haben Gefühle, Intelligenz und kommunizieren
miteinander. Viele bilden Gemeinschaften, einige sogar Staaten, andere zeigen
Ansätze von Kultur. Ein paar ganz wenige (z.B. Ameisen) betreiben sogar
Landwirtschaft und Viehzucht. Wir Menschen sollten mit Tieren respektvoll
umgehen, und nicht für uns etwas fordern, das wir anderen Lebewesen verwehren.
Tierversuche sind vollkommen zu verbieten – ebenso, wie Versuche an Menschen
verboten sind. Tierquälerei ist ein Verbrechen – ebenso, wie das Quälen und
Foltern von Menschen.
Auch
Qualzuchten, also Züchtungen, die dazu führen, dass die Tiere gesundheitlich
stark beeinträchtigt sind und von Geburt an leiden, sind nicht in Ordnung,
ebenso wie das Klonen von Tieren. Patente auf Lebewesen darf es nicht geben. Die
Massentierhaltung ist abzuschaffen, wodurch dann auch das barbarische
Massentöten von Tieren bei auftretenden Seuchen entfällt. Pelzfarmen und der
Handel mit Produkten aus solchen müssen gänzlich verboten werden.
Für die
Haltung von Tieren in Zirkussen und Privathaushalten muss es strenge
Bestimmungen geben. Auch in Tiergärten – die grundsätzlich sinnvoll sind, um
Menschen mehr Verständnis für die Tiere zu bringen, und um vom Aussterben
bedrohte Arten zu erhalten – muss auf eine möglichst artgerechte Haltung
geachtet werden.
Das Töten
von Wirbeltieren darf nur aus drei Gründen erlaubt sein: zur Ernährung von
Menschen oder anderen Tieren, wenn sie eine direkte Gefahr darstellen, oder um
ihnen Leid zu ersparen („Sterbehilfe“).
Ob wir
wollen oder nicht: wir Menschen sind so geschaffen, dass wir uns von anderen
Lebewesen ernähren müssen, Tieren und/oder Pflanzen. Dass auch Pflanzen Gefühle
und Intelligenz besitzen und miteinander kommunizieren können, das wird erst in
den letzten Jahren langsam klar. Der Vegetarismus, also die Lebensform, sich
nur von Pflanzen zu ernähren, übersieht das oft. Auch Vegetarier ernähren sich
von Lebewesen, die dafür meistens getötet werden müssen. Klar ist allerdings,
dass die Ernährung von Fleisch mehr Ressourcen verbraucht als die von Pflanzen.
Der Fleischkonsum ist in vielen Ländern sehr hoch. Eine Abschaffung der
Massentierhaltung würde aber ohnehin dazu führen, dass nicht mehr solche Mengen
von Fleisch verfügbar sind. Wichtig ist auch, dass wenn ein Lebewesen für die
Ernährung getötet wird, möglichst alle seine Teile sinnvoll verwendet werden
und nichts als wertlos auf dem Müll landet.
Medien
Medien
müssen vorrangig der Information und nebenbei der Unterhaltung dienen, nicht
vorrangig der Konsumförderung. Daher fordere ich einige Verbesserungen.
Die
Deckung der Kosten für staatliche Fernseh- und Radiosender muss über
Steuergelder erfolgen, nicht über eine gesonderte Gebühr wie bisher (GEZ) – was
übrigens wieder ein Paradebeispiel für Verschwendung durch zu komplizierte
Bürokratie ist. Sowohl für staatliche als auch für private Sender muss es
bestimmte Auflagen geben. Werden diese Auflagen nicht eingehalten, kann dem
Sender die weitere Ausstrahlung seines Programms verboten werden. Werden sie
dagegen eingehalten, so sollte der Sender auch einen Anteil der Steuergelder
zur Finanzierung erhalten. Im Folgenden beschreibe ich die wichtigsten dieser
Auflagen, die sich vor allem auf die Überfrachtung des Sendeprogramms mit
kommerziellen Inhalten, auf die Qualität der Inhalte und auf psychologische
Aspekte beziehen. Die Zeit für kommerzielle Werbung im Fernsehen und im Radio
darf maximal 10 Minuten pro Stunde betragen (nichtkommerzielle Werbung ist
davon ausgenommen). Die Werbeeinblendungen dürfen dabei immer nur zwischen
einzelnen Sendungen erfolgen, nicht während einer laufenden Sendung. Werbung darf
keine Lügen oder Vorspiegelung falscher Tatsachen enthalten und darf nicht
moralisch verwerflich sein, also beispielsweise keine Aufforderung zu Gier,
Geiz, partnerschaftlicher Untreue oder Verschwendung enthalten. Werbung für
alkoholische Getränke und Tabakprodukte ist komplett zu verbieten, auch in
anderen Medien (Kino, Zeitung, Plakat, Internet). Direkt vor, während oder
direkt nach Kindersendungen darf grundsätzlich keine Werbung gezeigt werden,
spezielle Kindersender müssen komplett werbefrei sein. Auch dürfen Kinder nicht
als Werbeträger auftreten. In Kindersendungen ist außerdem darauf zu achten,
dass Gewalt und niveaulose Sprechweise nicht als akzeptabel dargestellt werden.
Der Wechsel von einer Sendung zur nächsten muss klar erkennbar sein, es darf
hier keine nahtlosen Übergänge geben. Bewusste Falschmeldungen, die den
Eindruck erwecken wollen, echte Informationen zu sein, sind zu verbieten. Satire
muss (auch in allen anderen Medien) klar als solche gekennzeichnet sein. Die
Moderatoren von Musiksendungen müssen zumindest zum Teil selbst entscheiden
dürfen, welche Musik sie präsentieren. Eine (vor allem finanzielle)
Einflussnahme durch Musikkonzerne darf es hier nicht geben.
Das Internet
ist ein ganz besonderes Medium, nämlich das einzige, das vollkommen öffentlich
ist. Jeder kann sich daran beteiligen und Inhalte beitragen. Genau das ist
gleichzeitig die Stärke und die Schwäche dieses Mediums. Diese Öffentlichkeit
durch staatliche Maßnahmen einzuschränken ist schwierig und auch nur in
speziellen Fällen sinnvoll. Zu diesen speziellen Fällen gehört es, wenn über
das Internet kriminelle Handlungen geplant oder ausgeführt werden. Hier muss es
eine deutliche Verbesserung der Möglichkeiten für die staatlichen Sicherheitsorgane
geben, ganz besonders, was das sogenannte Darknet betrifft. Eine generelle
Überwachung von Bürgern über das Internet darf es aber nicht geben. Die für das
Internet in Deutschland verwendeten Datenleitungen sind eine Schwachstelle.
Hier wurde genau der gleiche Privatisierungsfehler gemacht wie bei der Bahn:
sämtliche Leitungen sind im Besitz eines
Unternehmens, der Telekom. Dieses Unternehmen kann so eigenmächtig bestimmen,
wem welche Leitungen zur Verfügung stehen. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel
und muss geändert werden, Leitungen für Internet- und Telefonverbindungen
gehören in Staatsbesitz, sie müssen gemeinsames Eigentum aller Bürger sein.
Alle
staatlichen Formalitäten, die online erledigt werden können, müssen weiterhin auch
in Papierform erledigt werden können. Menschen, die das Internet nicht für
solche Anliegen nutzen wollen, Menschen, die keinen Internetzugang zuhause
haben und Menschen, die sich mit der Bedienung von Computern nicht gut
auskennen, dürfen nicht zur online-Abgabe von Formularen oder Daten genötigt
werden.
Sprache
In diesem
Abschnitt spreche ich ausschließlich über Deutschland, in anderen Ländern
liegen teilweise andere Umstände vor.
Deutsch in
der Form von „Hochdeutsch“ oder „Schriftdeutsch“ ist die gemeinsame Amts- und
Verkehrssprache aller Bürger Deutschlands. Alle dauerhaft hier lebenden
Menschen sollten Deutsch ausreichend beherrschen, um sich normal verständigen
und Texte lesen und verstehen zu können.
Die Sprachen
nationaler Minderheiten (Friesisch, Dänisch, Sorbisch) und in Deutschland
lebender Menschen anderer Herkunft (z.B. Türkisch, Russisch, Italienisch)
müssen geschützt und gefördert werden, denn sie sind ein wertvoller Schatz,
sowohl in kultureller als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Gleiches gilt für
die Dialekte der deutschen Sprache, die zum Teil eigentlich eigenständige
Sprachen sind, wenn man ihre Unterschiede gegenüber dem Hochdeutschen
betrachtet. Keinesfalls dürfen Dialekte als minderwertig, altmodisch oder
unnütz angesehen werden. Allgemein muss auch wieder mehr Wert auf das Niveau
und die Entwicklung von Sprache gelegt werden. Internationale Verständigung ist
wichtig, und dafür ist Englisch derzeit besonders gut geeignet. Aber die
fortschreitende Anglifizierung des Deutschen ist eine kulturelle Schandtat,
ebenso die Sprachverrohung und „Sprachverblödung“, wie sie insbesondere im
Fernsehen und in Schulen immer mehr zu beobachten ist. Ja, Sprache entwickelt
sich und verändert sich, aber was derzeit schleichend geschieht, ist eher ein
Sprachverfall als eine Weiterentwicklung. Sprache ist das wichtigste Ausdrucksmittel
von uns Menschen, wir sollten sie ernst nehmen und pflegen.
Außerdem
muss entschieden gegen Analphabetismus vorgegangen werden, was durch
Verbesserungen im Bildungs- und Sozialsystem erreicht werden kann, die ich
zuvor bereits beschrieben habe.
Außenpolitik
In der
Außenpolitik Deutschlands und der EU gibt es einige verbesserungswürdige
Punkte.
Das erste Thema habe
ich bereits im Abschnitt „Sicherheit“ angesprochen, halte es aber für wichtig
genug, um es hier noch einmal zu wiederholen. Nach dem zweiten Weltkrieg
entstand die Situation, dass die USA und die Sowjetunion jeweils eine Gruppe
von Staaten als Supermacht anführten. Nahezu die gesamte Erde war in diese zwei
Blöcke, den Osten und den Westen, eingeteilt. Nur wenige Staaten blieben
bewusst neutral. Jahrzehnte waren vom sogenannten Kalten Krieg zwischen den
beiden Seiten bestimmt, von der ständigen Angst eines Angriffs mit Atomwaffen
der jeweils anderen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war dieser Kalte
Krieg zu Ende. Seitens des Westens aber, insbesondere der USA, scheint es nicht
gewünscht zu sein, dass diese Zeit der ständigen Bedrohung zu Ende ist. Durch
die NATO und ihre Erweiterung und Aufrüstung an den Grenzen zu Russland wird
die Spannungssituation unnötig am Leben gehalten. Ein Machtspiel womöglich für
die einzig verbliebene Supermacht USA, aber eine brandgefährliche Situation für
Europa. Wollen wir wirklich, dass Russland weiterhin zur Aufrüstung
angestachelt wird? Dass man in Russland Europa als Feindesland sieht? Dass so
möglicherweise eines Tages ein Krieg provoziert wird, der auf Kosten Europas
ginge? Ich halte das für extrem unvernünftig. Ein freundschaftliches und
friedliches Verhältnis zu den USA ist gut. Die ständige politische,
wirtschaftliche und militärische Ausrichtung an den USA ist jedoch nicht mehr
zeitgemäß. Die NATO ist aufzulösen. Von den USA ist der Abzug aller Truppen aus
Europa zu fordern. Mit unseren russischen Nachbarn muss umgehend ein
stabiles friedliches Verhältnis hergestellt werden.
Eines der
dringendsten außenpolitischen Themen derzeit ist die Politik des
brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der den Regenwald großflächig dem
schnellen wirtschaftlichen Wachstum opfert. Das stellt eine massive Gefahr für
das Ökosystem Erde und damit für das Überleben der Menschheit dar. Hier sollte
sofort und mit harten Mitteln gehandelt werden: einem vollständigen Embargo auf
jeglichen Handel zwischen der EU und Brasilien, das so lange gilt, bis Bolsonaro
seine Politik nachweisbar ändert. Zusätzlich sollte eine öffentliche
Anprangerung von Bolsonaros schädlichen Entscheidungen durch hochrangige
EU-Politiker erfolgen.
Ungeachtet
der deutschen Vergangenheit muss das Verhältnis zu Israel überdacht werden.
Dass Israel,
eine Nation, deren Vorfahren einem so schlimmen Schicksal ausgesetzt waren,
sich den Palästinensern gegenüber so arrogant und aggressiv verhält, dabei
immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen begeht und die Grundsätze
seiner eigenen Religion (die ich sehr schätze) missachtet, das kann nicht
akzeptiert werden. Es darf nicht sein, dass die verachtenswerten Handlungen der
Nationalsozialisten (die inzwischen fast alle tot sind) als Grund benutzt
werden, dass Deutschland eine bedingungslose Freundschaft gegenüber Israel
beibehält, einem Staat, der regelmäßig Terror gegen Unschuldige verbreitet. Es
klingt mir wie: „Lasst uns nie vergessen, welch schlimme rassistische
Verbrechen gegen Menschen im zweiten Weltkrieg in Deutschland verübt wurden. Lasst
uns wachsam sein und dafür sorgen, dass das nie wieder passiert. Und das tun
wir, in dem wir die Nachfahren der Opfer dieser Verbrechen dabei unterstützen,
selbst rassistisch gegenüber anderen Menschen zu handeln.“ Dass das paradox ist,
dürfte jedem klar sein.
Bei der
ganzen Angelegenheit scheint auch vollkommen vernachlässigt zu werden, dass die
Palästinenser geschichtlich gesehen ein Existenzrecht in Israel-Palästina
haben. Als beschlossen wurde, den jüdischen Staat hier zu errichten, lebten sie
bereits seit vielen Jahrhunderten hier.
Also nein,
bedingungslose Freundschaft und Unterstützung für Israel darf es nicht geben,
Freundschaft und Unterstützung für Israel muss davon abhängig gemacht werden,
wie sich dieser Staat verhält. Hier muss auch der Begriff „Antisemitismus“ neu
bedacht werden. Antisemitismus bedeutet „Ablehnung von Menschen, die semitische
Sprachen sprechen“. Ist es Antisemitismus, die Politik des Staates Israel zu
kritisieren? Nein, ist es nicht. Denn in diesem Fall lehnt man nicht die Menschen
selbst ab, sondern nur die Handlungen mancher dieser Menschen.
Das ist ein
guter Übergang zum nächsten Thema. Deutschland und viele andere „westliche“
Staaten haben immer wieder Diktatoren und Regimes unterstützt, die sich
verbrecherisch gegenüber den Menschen in ihrem Land verhalten. Die Gründe
dieser Unterstützung waren immer entweder wirtschaftlich oder strategisch. Das
darf es nicht mehr geben, insbesondere Waffenlieferungen in solche Länder
müssen verboten sein. Regierungen, die menschenverachtend handeln, dürfen nicht
gefördert oder gestützt werden. Ganz im Gegenteil sollte – mit friedlichen
Mitteln – alles Mögliche dafür getan werden, diese Regierungen zu stürzen. Eine
sachbezogene Zusammenarbeit zu übergeordneten Zielen (beispielsweise Klima- und
Naturschutz) sollte allerdings legal bleiben.
Für den oft vergessenen China-Konflikt
schlage ich folgende Strategie vor: Deutschland und alle Staaten der EU sollten
Taiwans als eigenständigen Staat anerkennen, unter der Voraussetzung,
dass von taiwanischer Seite die Bezeichnung „Republik China“ und alle
territorialen Ansprüche auf dem Festland aufgegeben werden. So kann beiden
Seiten entgegengekommen und ein Teil zum Frieden und zur Stabilisierung der
Region beigetragen werden.
Für mehrere über die Erde
verstreute territoriale Konflikte (z.B. Falklandinseln, Kurilen) sollten
verbindliche Volksabstimmungen in den umstrittenen Gebieten der Lösungsweg
sein. Die Zeiten, in denen solche Konflikte von der militärischen Sicht
bestimmt werden, müssen wir hinter uns lassen.
Öffentliche Auftritte und
Wahlkampfveranstaltungen von Politikern aus Nicht-EU-Ländern sollten in der
gesamten EU verboten werden.
Die UNO muss immer weiter
gestärkt werden, mit dem Ziel, irgendwann eine Art demokratischer Weltregierung
schaffen zu können.
Für
traditionell lebende Urbevölkerungen und deren Kultur und Sprache ist
unbedingter Schutz zu verlangen. Nicht nur aus Gründen der Menschlichkeit und
der kulturellen Vielfalt - diese Völker tragen unersetzliches Wissen, das im
nicht unwahrscheinlichen Fall des Zusammenbruchs unserer hochtechnisierten
Zivilisation von großer Bedeutung sein kann. Insbesondere von Indonesien,
Brasilien, Russland und Australien ist hier eine Verbesserung der bestehenden
Situation einzufordern.
Zu einem der wichtigsten weltpolitischen Themen, dem
Krieg in Syrien, kann ich leider nur wenig Sinnvolles sagen. Die Situation in
Syrien ist so kompliziert, so viele Staaten und Kriegsparteien haben dort ihre
Finger im grausamen Spiel, dass es kaum möglich ist, eine gute Lösung zu
finden. Ein paar Dinge können wir aber von Europa aus dennoch beitragen, um
vielleicht irgendwann Frieden für dieses geschundene Land zu erreichen:
1. Wie
bereits an anderer Stelle gesagt: keinerlei Waffenlieferungen an Länder außerhalb
der EU mehr.
2. Keinerlei
militärisches Eingreifen durch EU-Staaten in Syrien und überhaupt im Nahen
Osten.
3. Von
den am Krieg beteiligten Staaten (vor allem Iran, Russland, USA, Türkei und
Saudi-Arabien) fordern, dass sie sämtliche militärische Einmischung in
syrischem Gebiet, inklusive Geld- und Waffenlieferungen an Kriegsparteien,
einstellen. Falls dieser Forderung nicht nachgekommen wird, sind Sanktionen zu
erwägen.
4. Unbegrenzte
Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien (durch die EU als Ganzes, damit einzelne
Staaten nicht überfordert werden).
5. Staatliche
Unterstützung für qualifizierte humanitäre Hilfsorganisationen, die Menschen in
Syrien unterstützen.
Politik, Demokratie
und Regierung
Demokratie – das Volk regiert sich selbst – ist mit
Sicherheit eine der besten und fortschrittlichsten Regierungsformen, die in
Staaten bisher ausprobiert wurde. Sie hat allerdings drei Probleme:
1.
In großen, bevölkerungsreichen Staaten ist es schwierig bis unmöglich, alle
Entscheidungen von allen treffen zu lassen („direkte Demokratie“), da es zu
aufwändig ist und zu lange dauert, und da die Bevölkerung dann ständig über
Entscheidungen abstimmen müsste.
2.
Viele Menschen haben überhaupt kein Interesse daran, sich an allen
Entscheidungen zu beteiligen. Es ist ihnen sehr recht, wenn Gruppen von damit
beauftragten Personen („Politiker“) einen Großteil der Entscheidungen
übernehmen.
3.
Es gibt Themen, die so speziell sind, für die so viele Fachkenntnisse
erforderlich sind, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen, dass sie nicht dafür
geeignet sind, die gesamte Bevölkerung darüber abstimmen zu lassen.
Daher müssen in
demokratischen Staaten Regelungen gefunden werden, wie die Entscheidungsfindung
organisiert werden kann, ohne dass diese drei Probleme das Land unregierbar
machen. Gleichzeitig müssen die Bürger an möglichst vielen Entscheidungen so
direkt wie möglich beteiligt werden, sonst entsteht bei ihnen bald das Gefühl,
gar nicht in einer Demokratie zu leben. Für eine dauerhaft
funktionierende Demokratie muss also ein guter Mittelweg gewählt werden.
Ich beschreibe nun zunächst
den momentanen Zustand der Demokratie in Deutschland und stelle dann meine
Verbesserungsideen zu dieser Situation dar. Anschließend stelle ich mein
Konzept zur Umformung des Regierungssystems in zwei Stufen dar. In angepasster
Form ist all das auch auf andere Staaten übertragbar.
Zustand des Parteiensystems
Seit ihrem Bestehen
wird die Bundesrepublik Deutschland von wenigen Parteien regiert. Diese haben im
Lauf der Jahrzehnte eine Art Machtelite gebildet, die versucht, ihre Position
zu bewahren, und die immer weniger Interesse an echten Verbesserungen und an
Politik für die Bürger hat. Politische Entscheidungen werden immer mehr so
getroffen, dass sie vor allem großen Konzernen nützen, die ihrerseits dieses
Verhältnis durch Spenden an Parteien pflegen. Kleinere oder neue Parteien sowie
unabhängige Kandidaten haben sehr eingeschränkte Chancen, sich an der Politik
zu beteiligen. Diese eingefahrenen Machtstrukturen müssen endlich aufgelöst
werden. Wer kann das bewirken? Wir, die Wähler. Die "Mächtigen" können ihre Macht
nur ausüben, solange wir sie ihnen geben. Dennoch muss es auch einige gesetzliche Änderungen
geben, um die Voraussetzungen zu verbessern.
Verbesserungen zum Parteiensystem
Spenden von
Unternehmen an Parteien und von Privatpersonen oder Unternehmen an einzelne
Politiker müssen verboten werden. Während solche Spenden beispielsweise an
Richter und Polizisten aus guten Gründen verboten sind, sind sie in der Politik
noch erlaubt – gerade da, wo die weitreichendsten Entscheidungen getroffen
werden. Die Spenden öffnen der Korruption Tür und Tor, verleiten Parteien und
Politiker regelmäßig dazu, im Sinne der Spender zu entscheiden, anstatt für die
Allgemeinheit. Die Parteienfinanzierung sollte überhaupt überarbeitet werden.
Die Hauptfinanzierung sollten die Mitgliedsbeiträge sein. Dazu sollte es
einen festen staatlichen Zuschuss an jede Partei geben, die in den letzten 3
Jahren an mindestens einer Wahl teilgenommen hat. Für den Betrag schlage ich
als Diskussionsgrundlage 2 Millionen Euro jährlich vor. Durch diese Änderungen
kann auch bewirkt werden, dass die Bewerbungszeit vor einer Wahl (der
sogenannte „Wahlkampf“) weniger eine Materialschlacht wird, als es jetzt ist.
Außerdem wäre das finanzielle Verhältnis zwischen größeren und kleineren
Parteien ausgeglichener. Unternehmensbeteiligungen von Parteien müssen verboten
sein, wohl aber sollten Parteien unter bestimmten Bedingungen eigene
Unternehmen betrieben dürfen. Eine dieser Bedingungen wäre, dass diese
Unternehmen nicht vorrangig einen wirtschaftlichen Zweck erfüllen.
Sämtliche
Mandatsträger sollen vom Staat bezahlt werden, damit sie in Vollzeit ihr Amt ausüben
können. Zu überlegen ist, in wie weit das auch für kommunale Politiker gelten
kann, die ihr Amt oft in Teilzeit ausüben. Die Höhe der Gehälter für Politiker
(sogenannte „Diäten“) muss angemessen sein. Sie darf weder eine Abschreckung
darstellen noch so hoch sein, dass die Bezahlung ein Anreiz zur Übernahme eines
Amtes ist. Vor allem aber muss die unsägliche Praxis abgeschafft werden, dass
Parlamente selbst über die Höhe der Diäten ihrer Mitglieder entscheiden dürfen.
Eine Erhöhung darf nur zur Anpassung an sinkenden Geldwert oder steigende
Lebenshaltungskosten erlaubt sein. Mandatsträger, die bei Sitzungen
unentschuldigt oder zu häufig fehlen, sollten dafür einen Gehaltsabzug
bekommen. Während ihrer Amtszeit dürfen Politiker über der kommunalen Ebene
nicht gleichzeitig für Wirtschaftsunternehmen tätig sein, weder als Angestellte,
noch als Führungskräfte, Berater oder Aufsichtsratsmitglieder. Dieses Verbot
muss, außer für ein reines Angestelltenverhältnis, auch bis Ablauf des zweiten
Jahres nach Ende der Amtszeit gelten. Ansonsten besteht auch hier wieder die
Gefahr, dass politische Entscheidungen im Sinne des Unternehmens statt im Sinne
der Allgemeinheit getroffen werden. Für Kommunalpolitiker können diese Verbote
entfallen, wenn sie ihr Amt nicht in Vollzeit ausüben und bereits zuvor für das
jeweilige Unternehmen tätig waren.
Sperrklauseln
(sogenannte „Hürden“) bei Wahlen müssen abgeschafft werden. Sie sind absolut
undemokratisch, führen dazu, dass Millionen von Wählerstimmen einfach ignoriert
werden und dass kleineren Parteien die Möglichkeit auf eine Teilnahme bei
Entscheidungen verwehrt wird. Außerdem widersprechen sie ganz klar den im
Grundgesetz verankerten Wahlgrundsätzen, wie ich in einem öffentlichen Brief,
der in Anhang 2 zu finden ist, ausführlich erläutert habe. Dass das
Bundesverfassungsgericht mehrmals Klagen gegen die Hürden zurückgewiesen hat,
ist ein demokratischer Skandal. In Wirklichkeit steckt nur die Angst der großen
Parteien und der etablierten Machteliten, dass ihre Stellung geschwächt werden
könnte, dahinter, dass es die Sperrklauseln immer noch gibt. Zukünftig darf in
einer echten Demokratie nur noch die natürliche Sperrklausel gelten. Das heißt,
Stimmen für eine Partei dürfen nur dann unberücksichtigt bleiben, wenn sie rein
mathematisch keinen Sitz im Parlament ergeben.
Das Sammeln von Unterstützungsunterschriften vor Wahlen
stellt eine zusätzliche Hürde für neue und kleinere Parteien dar. Nur wenn eine
bestimmte Anzahl dieser Unterschriften pro Bundesland vorgelegt werden kann,
darf die Partei zur Wahl antreten. Parteien, die im jeweiligen Parlament
bereits vertreten sind, sind davon befreit. Hierzu schlage ich folgende
Änderung vor: Unterstützungsunterschriften müssen nur dann vorgelegt werden,
wenn die Partei bei den letzten gleichartigen Wahlen (z.B. Bundestagswahl) im
jeweiligen Bundesland nicht angetreten ist. Dies soll dann für alle Parteien
gelten, auch die, die bereits im Parlament vertreten sind. So wird das
Verfahren gerechter und demokratischer. Die Hindernisse für kleinere Parteien werden
geringer, gleichzeitig werden diese so dazu angeregt, aktiv zu bleiben und zu
möglichst jeder Wahl anzutreten.
Medien und Umfrageinstitute müssen verpflichtet werden, alle
Parteien angemessen zu berücksichtigen. Bei Umfragen kleinere Parteien unter
„Sonstige“ zusammenzufassen ist unangemessen. Bei der Vorstellung von
Parteiprogrammen oder Kandidaten müssen ebenfalls alle Parteien und auch
unabhängige Kandidaten aufgeführt werden.
Parteienverbote
lehne ich eher ab. Eine Partei ist eine Gruppe von Bürgern mit einer Meinung.
In einer Demokratie hat jeder Bürger das Recht, seine Meinung zu vertreten.
Vertritt eine Partei nachweislich Ideen, die nicht mit der Verfassung vereinbar
sind, kann über ein Verbot nachgedacht werden. Dabei ist aber zu
berücksichtigen, dass auch das Verlangen einer Verfassungsänderung eine zunächst
rechtmäßige Meinung ist. Ferner ist zu bedenken, dass Parteien nach einem
Verbot wohl im „Untergrund“ weiter arbeiten. Ein offenes Auftreten auch
radikaler Gruppen als Partei ist meines Erachtens besser als diese „Arbeit im
Verborgenen“.
Zustand der Bürgerbeteiligung
Demokratie
lebt von der Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen. Diese
Beteiligung findet durch Wahlen statt, sollte aber nicht nur darauf beschränkt
sein. Hier gibt es einige Defizite in Deutschland. Die Möglichkeiten für
Bürger, sich außerhalb von Wahlen einzubringen, sind recht begrenzt, und wo sie
vorhanden sind, werden sie kaum genutzt. Volksentscheide sind insgesamt sehr
selten, auf Bundesebene gibt es sie mit einer Ausnahme (Neuordnung der Länder) gar
nicht. Über viele Vorgänge in der Politik erfahren die Bürger nichts oder zu
spät. Die Gesetze sind unübersichtlich und in einer oft nur schwer
verständlichen Sprache verfasst, häufig brauchen Bürger Unterstützung von
Spezialisten (Juristen), um die Regelungen zu verstehen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung
sind nur sehr wenige Bürger Mitglieder in Parteien, und noch weniger sind
aktive Mitglieder. Der Anteil an Nichtwählern ist meist recht hoch (etwa ein
Viertel aller Wahlberechtigten). Kinder und Jugendliche werden bei Wahlen
überhaupt nicht berücksichtigt. Allgemein ist die Demokratie- und
Politikverdrossenheit hoch. Viele sind der Meinung, es würde sich ohnehin
nichts ändern, egal wen man wählt. Gruppen wie die Reichsbürger, die aus den
tatsächlichen Missständen abwegige Theorien ableiten, haben immer mehr Zulauf.
Verbesserungen
zur Bürgerbeteiligung
Oft bekommen die
Bürger erst im Nachhinein mit, worüber in den Sitzungen des Bundestags, der
Landtage und der Kommunalparlamente abgestimmt wurde. Ja, das kann nachgelesen
werden, aber man muss dazu viel Zeit aufwenden und wissen, wo man die
Information findet. Das muss dringend geändert werden. Zeitungen und
Nachrichtenseiten im Internet müssen verpflichtet werden, die Abstimmungsthemen
der jeweils nächsten Sitzung kurz zusammengefasst und für jedermann
verständlich zu veröffentlichen. Die Abstimmungsergebnisse müssen ebenso
vollständig und leicht zugänglich veröffentlicht werden. Eine Möglichkeit wäre
auch, dass jedes Parlament auf seiner öffentlichen Internetseite diese
Informationen leicht auffindbar bereitstellt (teilweise findet das auch schon
statt). Von dort könnten sie von der Presse oder direkt von den Bürgern
abgerufen werden.
Gesetze müssen in für
alle klar verständlicher Sprache verfasst sein. Wo dies aufgrund komplizierter Sachverhalte
nicht möglich ist, müssen Erklärungen beigefügt sein. Jeder muss in der Lage
sein, Gesetze jederzeit nachzulesen und dann zu verstehen.
Volksentscheide müssen
häufiger durchgeführt werden und zukünftig auch auf Bundesebene möglich sein. Neben
dem bisher üblichen Volksbegehren sollen auch der Bundestag und der
Bundespräsident bundesweite Volksentscheide anordnen können. Bei Änderungen am
Grundgesetz sollte ein Volksentscheid Pflicht sein. Um den Zusammenhalt des
Volkes und den Glauben an die Demokratie wieder zu stärken, und auch um
„Reichsbürgern“ und ähnlichen Gruppen Wind aus den Segeln zu nehmen, sollte das
Grundgesetz in „Verfassung der Bundesrepublik Deutschland“ umbenannt und über
seine Gültigkeit ein Volksentscheid durchgeführt werden. Die Grundlage dafür
besteht im Artikel 146 des Grundgesetzes. Auch EU-weite Volksentscheide wären
empfehlenswert und könnten das Funktionieren der EU und ihre Akzeptanz bei den
Bürgern deutlich stärken.
Das massenweise
Aufhängen von Plakaten vor einer Wahl sollte abgeschafft werden. Stattdessen
müssen in jeder Stadt oder Gemeinde Plakatflächen zur Verfügung gestellt
werden, an welchen dann alle Parteien, die zur Wahl antreten, eine bestimmte
Anzahl Plakate anbringen dürfen. So entfällt der „Plakatierungswettbewerb“, die
Chancengleichheit für kleinere Parteien wird gewahrt und die Müllmenge wird
reduziert.
Das
Wahlalter sollte gesenkt werden, so dass zukünftig bei allen Wahlen alle
Menschen ab Vollendung des 16. Lebensjahres teilnehmen können. Zu überlegen
wäre außerdem, ob Eltern für ihre unter sechzehnjährigen Kinder eine
zusätzliche Stimme bekommen. Sie können diese Stimmen dann der Partei geben,
von der sie denken, dass sie die besten Entscheidungen für die Zukunft ihrer
Kinder treffen wird. Über diese Neuerung sollte ein Volksentscheid durchgeführt
werden.
Der
Bundespräsident sollte vom Volk direkt gewählt werden. Dabei kann jede Partei
einen Kandidaten aufstellen, der aber selbst kein Parteimitglied sein muss.
Weitere Bewerber können mit 1.000 Unterstützungsunterschriften ebenfalls
antreten. Außerdem sollte der Bundespräsident unbedingt auch Gesetzesvorlagen
einbringen können, über die dann im Bundestag abgestimmt wird. So kann diesem
Amt eine angemessene Bedeutung und Würde gegeben werden.
Bei allen
Wahlen muss es parteilosen Einzelbewerbern möglich sein, sich als Kandidaten
aufstellen zu lassen. Wenn sie als solche zugelassen wurden, sollten sie eine
einmalige staatliche Unterstützungszahlung bekommen, um sich in der Phase vor
der Wahl ebenso wie Parteikandidaten bekannt machen können.
Es kann
darüber nachgedacht werden, ob Bürger für die Teilnahme an Wahlen eine
Belohnung in Höhe von einem Euro bekommen sollten. Auch ansonsten wäre ein
Belohnungssystem für Dienste am Staat eine interessante Möglichkeit, die Bürger
zu aktiver Beteiligung an Staat und Gesellschaft zu motivieren.
Zustand der Entscheidungsfindung
Zehn
Menschen gewinnen zusammen 1.000 Euro. Es geht um die Frage, was mit dem Geld
getan werden soll. Was sollte nun geschehen? Alle zehn sammeln gemeinsam
Vorschläge, dann wird abgestimmt, bis sich eine
Mehrheit findet oder sich alle einig sind. Eventuell müssen dabei auch
Kompromisse gefunden werden. Im deutschen
Bundestag würde aber folgendes geschehen: Sechs der zehn Menschen tun sich
zusammen und erarbeiten einen Vorschlag. Danach wird abgestimmt, wobei der
Vorschlag dieser sechs automatisch die Mehrheit hat. Die übrigen vier können
zwar ihre Meinung sagen, haben aber keinen Einfluss auf die Entscheidung. Das
ist das Prinzip von Regierungs-Koalitionen. Die Opposition verkommt zu
einer Gruppe von Statisten am Rande. Und das ist
einfach nicht in Ordnung. Zumal die Wähler der Opposition dann auch dauernd das
Gefühl haben müssen, ignoriert zu werden. Statt themenbezogener Zusammenarbeit wird meist in Lagern gedacht.
Macht beispielsweise die Linke oder die AfD einen Vorschlag, so wird er von den
Unionsparteien aus Prinzip abgelehnt.
Viel zu oft sind politische Entscheidungen heutzutage nur
Reaktionen auf bereits stattfindende Entwicklungen in der Gesellschaft und in
der Welt. So läuft die Politik immer hinterher, Entscheidungen kommen häufig
verzögert oder zu spät. Eine wirkliche Staatsführung findet nicht statt. Auch
werden so viel zu oft Entscheidungen getroffen, die nur kurzfristige Lösungen
bieten – bildlich gesprochen: die nur heute funktionieren und morgen versagen
werden. Das passiert häufig, weil die Entscheidungen erst dann getroffen
werden, wenn es allerhöchste Zeit ist, und sie deshalb nicht gründlich genug
durchdacht werden können.
Die Vorlagen für Gesetze werden in Ausschüssen erarbeitet. Diese
Ausschüsse holen sich dazu häufig Berater, die nicht Mitglieder des Bundestages
sind. Es ist wahrscheinlich, dass diese Berater immer wieder großen Einfluss
auf die Gesetzentwürfe haben. Dem Lobbyismus stehen so alle Türen offen.
Verbesserungen zur
Entscheidungsfindung
Wussten Sie
eigentlich, dass es für die Bildung von Koalitionen zur Regierung gar keine
gesetzliche Grundlage gibt? Wirklich: es gibt kein Gesetz, in dem steht, dass
mehrere Parteien eine Koalition bilden müssen, um eine Mehrheit im Parlament zu
erhalten. Es ist nur ein übliches Verfahren, um stabile Mehrheitsregierungen zu
erzeugen, weiter nichts. Und dieses Verfahren führt dazu, dass die Regierung
ihre Entscheidungen einfach durchsetzen kann. Die Opposition im Parlament hat
dabei eigentlich nur noch eine Zuschauerrolle. Dass auf diese Weise oft nicht
wirklich demokratische und sinnvolle Entscheidungen zusammenkommen, die
möglichst viele Blickwinkel auf ein Thema berücksichtigen, ist klar. Verstärkend
kommt noch die (ebenfalls nicht gesetzlich festgeschriebene) Praxis des
Fraktionszwangs hinzu: von den Mitgliedern einer Partei im Parlament wird
erwartet, dass sie alle gleich abstimmen. Wer das nicht tut, gefährdet seine
Position in der Partei. Das ist nicht in Ordnung, jeder Abgeordnete sollte rein
nach seinem Wissen und Gewissen abstimmen.
Eine
Minderheitsregierung – das heißt, eine Regierung, die keine Mehrheit im
Parlament hat – wäre eine wesentlich demokratischere Lösung, auch wenn es
durchaus sein mag, dass Entscheidungen dann oft komplizierter sind. Es müssten so
häufig Kompromisse gefunden werden, um eine Mehrheit für Entscheidungen
zustande zu bringen. Diese Kompromisse würden besser die Meinung des ganzen
Volkes abbilden und weitere Perspektiven auf ein Thema berücksichtigen.
Noch besser wäre es,
grundsätzlich das gesamte Parlament als Regierung zu sehen. Die Bestimmung des
Bundeskanzlers kann dann folgendermaßen stattfinden: jede Partei, die im
Parlament vertreten ist, benennt einen Kanzlerkandidaten. Aus diesen wird in
der ersten Sitzung des neuen Bundestages der Kanzler gewählt, und zwar in so
vielen Durchgängen, bis einer die absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Kann so
kein Ergebnis erzielt werden, ernennt der Bundespräsident einen Kanzler. Anschließend
werden auf die gleiche Weise die Ministerposten besetzt, wobei hier eine
einfache Mehrheit ausreicht. Anträge können grundsätzlich von jeder im
Parlament vertretenen Partei und von jedem parteilosen Abgeordneten eingebracht
werden.
Statt Lagerbildung
sollte es viel häufiger themenbezogene Zusammenarbeit geben. Der Begriff
„politischer Gegner“ darf nicht zu einem Meinungskrieg auf Kosten der Bürger
werden, sondern muss zu konstruktiver Zusammenarbeit genutzt werden, um aus
verschiedenen Perspektiven eine möglichst gut Lösung zu bilden. Wenn sich zwei
Parteien in einer Angelegenheit einig sind, dann sollten sie diesbezüglich an
einem Strang ziehen, auch wenn sie sich zu allen anderen Themen nicht einig
sind.
Die von den
Ausschüssen im Bundestag hinzugezogenen externen Berater müssen öffentlich
bekannt gemacht werden, und zwar zu jedem Gesetzentwurf einzeln. Ebenso sollte
veröffentlicht werden, wer die Büros der Abgeordneten betritt. Noch besser wäre
es, externe Beratung des Bundestages ganz zu untersagen und nötige Beratung
stattdessen durch Experten im Staatsdienst oder aus den Parteien durchführen zu
lassen.
Politische
Entscheidungen sollten nicht nur Reaktionen auf bereits stattfindende
Entwicklungen sein. Sie müssen auch immer wieder Entwicklungen vorgeben,
steuern, fördern oder bremsen. Aus der Politik müssen wieder viel mehr
innovative neue Ideen und Lösungen für Probleme kommen. Dabei darf nicht nur
für heute gedacht werden, sondern auch für morgen und übermorgen – politische
Entscheidungen sollten so stabile Lösungen wie nur möglich bieten. Die Bürger
müssen das Gefühl haben, dass die von ihnen gewählten Politiker den Staat
verantwortungsbewusst und klug leiten und lenken – und dieses Gefühl sollten
sie nicht haben, weil es ihnen vorgegaukelt wird, sondern weil es wirklich so
ist.
Umformung des
Regierungssystems – Stufe 1: Verbesserte Demokratie
Die erste
Stufe der von mir angeratenen Umformung des Regierungssystems in Deutschland
kann erreicht werden, indem die Verbesserungsideen, die ich zum Parteiensystem,
der Bürgerbeteiligung und zur Entscheidungsfindung genannt habe, in die Tat
umgesetzt werden.
Die Vorteile
dieses Systems im Vergleich zu jetzt: Die Bürger haben mehr Einfluss auf
Entscheidungen. Die Stimme jedes Bürgers bei der Wahl zählt gleich. Die
Regierung kann keine Entscheidung widerstandslos "durchboxen". Regierungsentscheidungen
würden insgesamt vernünftiger ausfallen, und die „gesetzlose“ Praxis der
Koalitionen wäre endlich abgeschafft.
Das
Entstehen von Politikeliten wird vermieden. Der Einfluss von großen Unternehmen
auf die Politik wird beschränkt. Das Präsidentenamt bekommt mehr Wert. Politiker
müssen sich mehr auf ihre Arbeit als Volksvertreter konzentrieren. Die Demokratie wird gestärkt
und die Politikmüdigkeit der Bürger gesenkt.
Umformung des
Regierungssystems – Stufe 2: Demokratische Monarchie
Mit dieser
neuen Regierungsform könnten die Vorteile der beiden erfolgreichsten Regierungsformen
der Menschheitsgeschichte – der Monarchie und der Demokratie – miteinander
verbunden werden, und dabei gleichzeitig einige Nachteile dieser beiden
Regierungsformen vermieden werden.
In der
Demokratischen Monarchie ist das Regierungssystem aus vier Säulen aufgebaut:
dem König, dem Hohen Rat, der Volksvertretung und Volksentscheiden.
Der König
ist das Staatsoberhaupt, der letzte Entscheider in allen Fällen. Er wird alle
fünf Jahre vom Volk gewählt, wobei eine absolute Mehrheit notwendig ist. Jede Partei
kann einen Kandidaten aufstellen, der aber im Falle seiner Wahl die Partei
verlassen muss. Weitere Bewerber können mit 1.000 Unterstützungsunterschriften
ebenfalls antreten. Zugelassen sind Kandidaten, die am Wahltag mindestens 30
Jahre alt und seit mindestens fünf Jahren deutscher Staatsbürger sind, die seit
mindestens fünf Jahren ihren Hauptwohnsitz in Deutschland haben und nicht
vorbestraft sind. Eine Wiederwahl sollte maximal zweimal möglich sein, so dass
die Amtszeit höchstens 15 Jahre beträgt. Fällt der König aus (durch Tod oder
Rücktritt), legt die Volksvertretung einen Termin für Neuwahlen fest, der
innerhalb eines Jahres liegen muss. Der König kann Gesetzesvorlagen einbringen,
über die dann in der Volksvertretung abgestimmt wird. Er kann Volksentscheide anordnen,
straffällig gewordene Mitglieder der Volksvertretung entlassen, mit Zustimmung
des Hohen Rates unter bestimmten Bedingungen die Volksvertretung auflösen und
Neuwahlen anordnen, mit einfachem Stimmrecht an Sitzungen der Volksvertretung
teilnehmen und unter bestimmten Voraussetzungen ein Veto gegen von der
Volksvertretung beschlossene Gesetzesänderungen einlegen. In speziellen Fällen,
die genau festzulegen sind, kann er mit Zustimmung des Hohen Rates
Entscheidungen eigenmächtig treffen. Der König sollte eine starke und
öffentlich respektierte Persönlichkeit sein, die dem Staat Stabilität gibt. Er
erhält für seine Arbeit ein festes Gehalt, das per Gesetz festgelegt ist.
Änderungen daran müssen von der Volksvertretung abgesegnet werden.
Der Hohe Rat
ist eine Gruppe von mindestens 10, höchstens 20 Beratern des Königs. Er stellt
das einzige Regierungsorgan dar, das nicht vom Volk gewählt wird – die
Mitglieder werden vom König benannt. Mitglieder des Hohen Rates können zum
Beispiel erfahrene Wissenschaftler, Politiker oder Ökonomen sein, aber auch
Personen aus anderen Berufen, die reich an Lebenserfahrung und Weisheit sind.
Während ihrer Mitgliedschaft im Rat (die zeitlich nicht beschränkt ist) dürfen
sie nicht Mitglied einer Partei sein. Bei Neuwahl des Königs sollte jeder
Kandidat vorab einige der Personen benennen, die er im Fall seiner Wahl in den
Rat aufnehmen will. Der neue König kann Ratsmitglieder seines Vorgängers
übernehmen, oder auch alle Plätze neu besetzen. Der König kann Ratsmitglieder
während seiner Amtszeit entlassen, aber maximal ein Mitglied pro Monat.
Straffällig gewordene Ratsmitglieder können jederzeit entlassen werden. Durch
Entlassungen oder Rücktritte frei gewordene Plätze können neu besetzt oder frei
gelassen werden (solange die minimale Anzahl von 10 nicht unterschritten wird).
Der Hohe Rat kann dem König mit absoluter Mehrheit das Misstrauen aussprechen,
wodurch ein Volksentscheid zu vorgezogenen Neuwahlen erzwungen wird. Bei
Entscheidungen, die der König ohne Zustimmung der Volksvertretung treffen kann,
muss der Hohe Rat zustimmen. Ratsmitglieder können jederzeit an Sitzungen der
Volksvertretung teilnehmen, haben dort aber kein Stimmrecht. Der König bestimmt
ein Mitglied des Hohen Rates zu seinem Stellvertreter, die weitere
Vertretungsreihenfolge legt der Rat selbst fest. Auch Termine und Ort von
Sitzungen des Hohen Rates werden vom Rat selbst festgelegt. Die Bezahlung der
Ratsmitglieder ist per Gesetz geregelt und davon abhängig, ob sie ihre
Tätigkeit in Teilzeit oder in Vollzeit ausüben.
Die
Volksvertretung entspricht dem bisherigen Bundestag. Sie wird alle vier Jahre
vom Volk gewählt, wobei die Wahl nie im gleichen Jahr stattfinden darf wie die
Königswahl. Jede Partei stellt wie bisher öffentliche Kandidatenlisten für die
Wahl auf, auch parteilose Kandidaten können antreten. Das derzeit übliche
System aus Erst- und Zweitstimmen entfällt, Sperrklauseln gibt es nicht. Die
Volksvertretung besteht aus 500 festen Sitzen, so dass eine Partei bei der Wahl
mindestens 0,2% der Stimmen erhalten muss, um einen Sitz zu bekommen. Die
gewählten Kandidaten sind verpflichtet, an den Sitzungen, die einmal im Monat
stattfinden, teilzunehmen und können nur in Ausnahmefällen (z.B. Krankheit)
eine Befreiung erhalten. Parteiunabhängige eingetragene Vereine mit mehr als
50.000 Mitgliedern haben Anrecht darauf, einen Abgeordneten zu jeder Sitzung
der Volksvertretung zu schicken (das kann jedes Mal ein anderer sein). Diese
Vereinsabgeordneten haben Stimmrecht. Schließlich können an jeder Sitzung der
Volksvertretung 100 weitere Bürger teilnehmen. Jeder, der mindestens 16 Jahre
alt, deutscher Staatsbürger und nicht Mitglied einer Partei ist, kann sich für
die Teilnahme an einer Sitzung bewerben. Aus diesen Bewerbern werden zwei
Monate vor der Sitzung die Teilnehmer ausgelost. Auch diese zusätzlichen
Sitzungsteilnehmer sind stimmberechtigt. Anträge, Gesetzesänderungen und
weitere Tagesordnungspunkte können von jeder in die Volksvertretung gewählten
Partei, von jedem eingetragenen Verein und vom König eingebracht werden. Sie
müssen im Regelfall spätestens eine Woche vor der Sitzung öffentlich bekannt
gemacht werden. Die Sitzungen werden öffentlich im Fernsehen und/oder im
Internet übertragen. Die Volksvertretung kann mit 70% Zustimmung die Neuwahl
des Königs oder mit 60% Zustimmung einen Volksentscheid über die Neuwahl des
Königs erzwingen. Das Amt des Bundeskanzlers gibt es nicht mehr. Jede
vertretene Partei kann einen Moderator aus ihren Reihen bestimmen. Diese
Moderatoren leiten dann abwechselnd die Sitzungen. Für die Abstimmungen sollte
ein innovatives und schnell auszählbares System verwendet werden,
beispielsweise elektronisch oder mit elektronischer Unterstützung. Das Gehalt
der fest gewählten Volksvertreter ist per Gesetz geregelt. Änderungen daran
müssen vom König abgesegnet werden. Die Abgeordneten der Vereine und die an der
Sitzung teilnehmenden Bürger bekommen ihre Reisekosten erstattet. Zusätzlich
kann darüber nachgedacht werden, als späteren weiteren Schritt Parteien abzuschaffen.
Es würde dann stattdessen ein Abgeordneter aus jedem Landkreis und aus jeder
kreisfreien Stadt in die Volksvertretung gewählt werden.
Ministerien
werden aus der Volksvertretung und dem Hohen Rat gebildet. Welche Ministerien
es gibt, ist per Gesetz festgelegt. Jede Partei kann vor der Wahl, spätestens
aber bei der ersten Sitzung nach der Wahl, einen Kandidaten für jedes
Ministerium benennen. Parteiunabhängige Kandidaten können sich auf bis zu zwei
Ministerämter bewerben. Der König kann für jedes Ministerium ein Mitglied des
Hohen Rates als Kandidaten benennen. Dann wählt die Volksvertretung aus diesen
Kandidaten die Minister, wobei eine einfache Mehrheit genügt, mindestens aber
25% Zustimmung nötig sind. Findet sich für ein Ministerium kein Kandidat oder
kann kein Kandidat die 25% Zustimmung erreichen, so ernennt der König einen
Volksvertreter oder ein Mitglied des Hohen Rates zum Minister. Nach der
Ministerwahl bestimmen König und Hoher Rat gemeinsam für jedes Ministerium ein
Mitglied des Hohen Rates als Ansprechpartner. Dieser ist für die Kommunikation
zwischen Ministerium, König und Hohem Rat zuständig und ist gleichzeitig
Vertreter des Ministers. Falls der Minister selbst Mitglied des Hohen Rates
ist, benennt stattdessen die Partei mit den meisten Sitzen einen Ansprechpartner
(und gleichzeitig Vertreter) des Ministers aus der Volksvertretung. Minister
erhalten einen gesetzlich geregelten Zuschlag zu ihrem Gehalt.
Über die
Einführung dieses neuen Regierungssystems sollte eine Volksabstimmung
durchgeführt werden.
Weiteres
In
diesem Abschnitt gehe ich noch auf einige kürzere Themen ein.
Über die
Vereinten Nationen muss erreicht werden, dass einige nach wie vor verbreitete
grausame Praktiken weltweit geächtet und verboten werden. Dazu gehören die
Todesstrafe, die Mädchenbeschneidung, das Brustbügeln, das Töten unerwünschter
bereits geborener Babys und die Folter.
Zeitumstellungen
auf die sogenannte „Sommerzeit“ sollten in Deutschland und allen Ländern der EU
abgeschafft werden. Der Nutzen ist gering, er wiegt den Aufwand und vor allem
die psychische und körperliche Umstellung für die Menschen zweimal im Jahr
nicht auf.
Es ist sehr
sinnvoll, dass Deutschland in Bundesländer aufgeteilt ist. Ein Land mit so
hoher Bevölkerung wäre anders nur schwer zu verwalten. Allerdings ist derzeit
die Anzahl der Menschen sehr ungleich auf die Bundesländer verteilt. Ich
schlage daher vor (wie es auch von anderen schon immer wieder angedacht wurde),
einige Bundesländer zusammenzufassen, um hier einen Ausgleich zu schaffen.
Außerdem können dadurch Kosten für Verwaltungsaufwand reduziert werden.
-
Zusammenschluss von Niedersachsen und Bremen
(Hauptstadt Hannover oder Bremen)
-
Zusammenschluss des Saarlands und
Rheinland-Pfalz (Hauptstadt Mainz)
-
Zusammenschluss von Brandenburg und Berlin (Hauptstadt
Berlin oder Potsdam)
-
Zusammenschluss von Sachsen-Anhalt und Thüringen
(Hauptstadt Halle oder Erfurt)
-
Zusammenschluss von Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
und Hamburg
(Hauptstadt Hamburg,
Lübeck oder Schwerin)
So kann
erzielt werden, dass kein Bundesland mehr weniger als 4 Millionen Einwohner hat
und dass die Anzahl der Bundesländer auf 10 reduziert wird. Eventuell könnten
dazu Volksentscheide in den jeweils betroffenen Gebieten durchgeführt werden.
Das sollte dann auch bei allen weiteren Flächenänderungen, auch an
Regierungsbezirken, Landkreisen und Gemeinden, gängige Praxis werden.
Interessant
ist, dass die Bevölkerung Deutschlands kaum wächst, dabei ständig neue
Wohnungen und Häuser gebaut werden – und trotzdem Wohnungsmangel herrscht. Das
hat zwei Ursachen.
Erstens: immer mehr Menschen wohnen alleine. Zweitens: die meisten Menschen wollen an bestimmten Orten leben. Zur Behebung von Wohnungsmangel muss also an diesen beiden Punkten angesetzt werden, indem man Gegenden außerhalb der großen Städte wieder attraktiver macht (einige der dazu notwendigen Maßnahmen habe ich bereits in den Abschnitten „Wirtschaft“ und „Verkehr“ beschrieben), und indem man das Zusammenleben mit anderen Menschen wieder mit mehr Wert und Anreiz versieht. Zudem müssen innovative Ideen (von denen es bereits viele gibt) für die Gestaltung von Großstädten in die Tat umgesetzt werden. Nicht nur, um den vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen, sondern auch aus Gründen der Lebensqualität und des Umweltschutzes.
Erstens: immer mehr Menschen wohnen alleine. Zweitens: die meisten Menschen wollen an bestimmten Orten leben. Zur Behebung von Wohnungsmangel muss also an diesen beiden Punkten angesetzt werden, indem man Gegenden außerhalb der großen Städte wieder attraktiver macht (einige der dazu notwendigen Maßnahmen habe ich bereits in den Abschnitten „Wirtschaft“ und „Verkehr“ beschrieben), und indem man das Zusammenleben mit anderen Menschen wieder mit mehr Wert und Anreiz versieht. Zudem müssen innovative Ideen (von denen es bereits viele gibt) für die Gestaltung von Großstädten in die Tat umgesetzt werden. Nicht nur, um den vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen, sondern auch aus Gründen der Lebensqualität und des Umweltschutzes.
Zukunftsgedanken: wohin gehen
wir?
Was glauben
Sie, wie wird es mit der Menschheit weitergehen?
Ich sage
Ihnen, was ich glaube. Es gibt drei Möglichkeiten. Ich nenne sie
„Zusammenbruch“, „weiter so“ und „Wandlung“.
Der
Zusammenbruch ist ein typisches Schicksal menschlicher Zivilisationen und
Großreiche. Das Römische Reich, die Reiche der Azteken und Inka, Assyrer und
Ägypter, Osmanen und Mongolen, die Zivilisation der Maya und die am Indus – sie
alle brachen zusammen. Meistens waren es äußere Einflüsse, die auf ein
innerlich geschwächtes System trafen und so zum Zusammenbruch führten. Unsere
heutige Zivilisation ist, so weit wir wissen, einzigartig in der Geschichte der
Menschheit, da sie weite Teile des Planeten umfasst und Einfluss auf alle
weiteren Gegenden hat. Ein Zusammenbruch dieser Zivilisation hätte
weitreichende Folgen für alle Menschen. Es gibt zahlreiche Ereignisse, die
diesen Fall auslösen könnten – Ereignisse, die durch das Handeln der Menschen
selbst bewirkt sind: die Ausbreitung multiresistenter Bakterien, das Insektensterben
durch Pestizideinsatz, ein Atomkrieg, Flüchtlingswellen oder gar ein Aufstand der
„Dritten Welt“ durch den andauernden Kolonialismus und seine Auswirkungen, der
Verbrauch der Erdölvorräte, Angriffe von Hackern auf die immer einflussreicheren
digitalen Netzwerke, Klimakatastrophen. Treffen eines oder zwei dieser
Ereignisse auf den fortschreitenden inneren Verfall (weniger Werte, weniger
Zusammenhalt, weniger Weitsicht, mehr Profitgier, mehr Egoismus), so geht es
dahin, und das kann im Ernstfall sehr schnell gehen, da die geschwächte
Gesellschaft auf die übermächtigen Herausforderungen nicht mehr wirksam
reagieren kann. Es dürfte klar sein, dass ich mit meinen Plänen und Vorschlägen
diesen Zusammenbruch verhindern möchte.
Das „weiter
so“ ist die Methode, die von unseren derzeitigen Regierungen und auch von sehr
vielen Bürgern angewandt wird. „Wird schon gutgehen“, „wir schaffen das schon
irgendwie“, „wird schon nichts passieren“. Das kann gut gehen, eventuell auch
lange Zeit. Aber es ist ein Spiel mit dem Feuer, ausgelöst durch Bequemlichkeit
und kurzsichtiges Denken. Man kann oft feststellen, dass schlechte Zustände so
lange ignoriert oder toleriert werden, bis etwas wirklich Schlimmes passiert.
Dann wird laut geschrien, dann wird gefragt, wie das passieren konnte, dann
werden schnelle und wieder nicht gründlich geplante Lösungen gebracht. Die
Warner und Propheten, die schon zuvor gemahnt haben, was passieren wird, können
dann wieder ein „wir habens doch gesagt“ beisteuern – und beim nächsten Mal
werden sie wieder nicht gehört. Wie gesagt, dieses Verfahren kann noch lange Zeit funktionieren, aber
früher oder später wird es auch auf den Zusammenbruch hinauslaufen.
In vieler
Hinsicht ist es absehbar, was geschehen wird, wenn wir uns für den „weiter
so“-Weg entscheiden. Die Mächtigen in der Wirtschaft, also die großen Konzerne
und diejenigen, denen sie gehören, werden immer stärkeren Einfluss bekommen.
Sie werden Stück für Stück die Macht übernehmen, werden die Staaten und die
Politik immer mehr beiseite drängen, bis sie selbst zu einer Art Staaten
werden, in denen dann alles an ihren Bedürfnissen, also allem voran dem Profit,
ausgerichtet ist. Einige deutliche Anzeichen dieser Entwicklung können wir
jetzt bereits sehen. Der einzelne Mensch wird dabei immer mehr zu einem Objekt
werden, das gesteuert und beeinflusst werden soll. Begünstigt wird dies durch
die immer stärkere Nutzung des Internets. Informationen über Menschen werden
öffentlicher, leichter zugänglich und können als Grundlage für gezielte
Beeinflussung verwendet werden. Im Moment gibt auch in den Gegenden, in denen
das Internet für alle zur Verfügung steht, noch viele Menschen, die es nicht
oder kaum nutzen, die darauf achten, nichts über sich preiszugeben. Doch das
wird nicht mehr lange so bleiben. Viele wichtige Vorgänge des
gesellschaftlichen Lebens werden schon recht bald nur noch über das Internet
ausführbar sein, und es wird sich kaum noch jemand der Netzwerköffentlichkeit
entziehen können. Auch wird sich diese Art des Lebens irgendwann ganz normal
anfühlen. Die Vernetzung und Digitalisierung erhöht auch stetig die Gefahr der
Angriffe durch Hacker, also Netzwerkkriminelle. Durch all das wird auch die
Demokratie immer mehr zu einem Scheinsystem verkommen, in dem die Menschen nur
noch die Illusion haben, mitzubestimmen und in Wirklichkeit von psychologisch
geschickten Meinungsmachern gelenkt werden. Die technologische
Weiterentwicklung wird sich in der gleichen Geschwindigkeit wie in den letzten
Jahrzehnten fortsetzen oder sogar noch schneller werden. Vieles, was wir jetzt
nur aus Science-Fiction-Geschichten kennen, wird für unsere Enkel schon
Normalität sein – so wie für uns jetzt vieles Normalität ist, das vor zwei
Generationen noch Science-Fiction war. Vorrangiges Ziel der technologischen
Entwicklung wird weiterhin die Erhöhung der Bequemlichkeit der Menschen sein. Das
führt natürlich auch dazu, dass die Menschen immer mehr Grundfähigkeiten
verlernen, da sie ihnen von Geräten abgenommen werden. Die Folgen eines
Ausfalls dieser Geräte werden damit auch immer verheerender. Auch die
Raumfahrttechnologie wird demnächst rasante Fortschritte machen. Dabei werden
aber nicht mehr Staaten die Hauptrolle spielen, sondern private Unternehmen.
Sobald diese Möglichkeiten anbieten können, auf anderen Himmelskörpern zu
landen, werden große Konzerne diese Möglichkeiten nutzen, um mit der Ausbeutung
von Rohstoffen außerhalb der Erde zu beginnen. Erste Station wird dabei der
Mond sein. Soweit Staaten noch an der Raumfahrt beteiligt sind, so werden dies
eher Staaten wie China oder Indien sein, die dabei auch das Hauptaugenmerk auf
den wirtschaftlichen Vorteil legen. Die Besiedlung von anderen Himmelskörpern
und der Bau bewohnbarer Raumstationen dagegen liegen noch in fernerer Zukunft
(100 bis 200 Jahre), da die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten groß sind. Die
eben bereits genannten Staaten China und Indien, daneben auch Saudi-Arabien und
der Iran werden ihre Position unter den Staaten der Erde immer weiter ausbauen
und dabei eine ernsthafte Konkurrenz zu den bisher wirtschaftlich und
militärisch dominierenden Staaten (vor allem den USA und Europa) darstellen,
diese sogar in vieler Hinsicht überholen. Zwischen Saudi-Arabien, dem Iran und
der Türkei wird weiterhin der Kampf um die Vormachtstellung in der islamischen
Welt stattfinden. Sollte die Entwicklung in der Türkei dabei weitergehen wie
bisher, so wird es nicht lange auf sich warten lassen, dass Präsident Erdoğan das
unter Atatürk abgeschaffte Kalifat (also das Amt eines religiösen Führers aller
Muslime) wieder einführt und für sich selbst beansprucht. Auch ein Bruch
zwischen der Türkei und der NATO ist zu erwarten. Der Konflikt zwischen der
NATO und Russland könnte sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen und durch
gegenseitige Provokationen schließlich zu einem Krieg führen, der in Europa
ausgetragen wird, was Europa in seiner Entwicklung weit zurückwirft und die
Jahrzehnte stabilen Friedens hier beendet. Weltweit wird der Anteil der
Menschen, die in Städten leben, immer weiter steigen. Das führt vielerorts noch
zu viel größeren Raumproblemen als jetzt, verbunden auch mit psychischen
Auswirkungen auf die Bewohner, da zu viele auf zu engem Raum zusammenleben.
Dass Staaten mit Stadt- und Siedlungsplanung darauf rechtzeitig und angemessen
reagieren, wird eher eine Ausnahme sein. Ganz besonders in diesen immer größer
werdenden Städten wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer tiefer werden,
während die Wohlstandsunterschiede zwischen den Staaten der Welt sich eher verringern
werden. Bürgerkriege werden weiterhin immer irgendwo auf der Erde Leid über
viele Menschen bringen. Auch Kämpfe um Nahrung und Wasser werden dabei eine
immer größere Rolle spielen. Die Folgen der Klimaveränderung bewirken, dass
viele jetzt noch fruchtbare und bewohnbare Gebiete nicht mehr ausreichend
Nahrung für ihre Bewohner bieten, ganze Staaten unbewohnbar werden. Das wird zu
Flüchtlingsbewegungen führen, die weitaus größer sind als die, die wir aus der
jetzigen Zeit kennen. Für die Länder, in denen diese Flüchtlinge ankommen,
stellt das eine große Herausforderung dar und kann dadurch, dass die dortigen
Bewohner die Ankommenden nicht akzeptieren, sich vor ihnen fürchten oder für
ihr Gefühl zu viel mit ihnen teilen müssen, dazu führen, dass auch in diesen
Ländern Aufstände bis hin zum Bürgerkrieg entstehen. Radikale Kräfte werden
durch diese Entwicklungen weiteren Einfluss gewinnen. Auch weitere Folgen der
Klimaveränderung werden weltweit zu spüren sein – durch sich veränderndes
Wetter, das Aussterben vieler Arten, den damit verbundenen Zusammenbruch ganzer
Ökosysteme und damit wiederum den Wegfall gewohnter Nahrungsmittel und anderer
Waren. Hungersnöte können selbst in Gebieten auftreten, in denen sie jetzt noch
undenkbar sind. Durch all das bekommen neue Seuchen ihre Chance und werden
weite Gebiete der Erde überziehen. Begünstigt werden können sie zudem durch die
Verbreitung multiresistenter Keime – die Natur sucht sich immer einen Weg, die
Macht des Menschen ist begrenzt. In einigen Teilen der Erde wird es in den
nächsten Jahrzehnten aber auch ohne die Folgen von Hunger und neuen Krankheiten
dramatische Bevölkerungsrückgänge geben, beispielsweise in Afrika durch das
dort schon sehr weit verbreitete AIDS und in Europa durch die viele Jahre mit niedrigen
Geburtenraten. Während ein Bevölkerungsrückgang für Afrika eine Chance sein
könnte, durch die Rückkehr zu einem naturverbunderen Leben dem Teufelskreislauf
zu entkommen, der durch den europäischen Kolonialismus entstanden ist und aus
dem der ganze Kontinent sich bis heute nicht befreien konnte, wird er Europa
vor ernsthafte Problemen mit den derzeitigen Sozialsystemen stellen. Rente und
Krankenversicherungen werden nach einigen Notfallmaßnahmen (wie einer ständigen
Erhöhung des Rentenalters) aufgegeben werden müssen. Gesundheit wird immer mehr
zu einem Luxusgut werden – wieder ein guter Ansatzpunkt für die aufstrebenden
Konzerne, Menschen an sich zu binden. Handel wird immer mehr über das
Internet stattfinden, Zahlungen bald nur noch in elektronischer Form, wobei mit
alternativen Zahlungssystemen (Bitcoin und ähnliche) eigene, vom Staat kaum
kontrollierbare Märkte, entstehen werden, die eventuell auch eine Chance haben,
sich als eine Art Rebellen (allerdings auch mit klaren Machtstrukturen) dem
Zugriff der Konzerne zu entziehen, dafür natürlich von diesen auch bekämpft
werden. Die Finanzmärkte werden immer mehr Eigenleben entwickeln und dadurch
immer wieder folgenschwere Wirtschaftskrisen verursachen. Kultur und Sprache
werden sich weltweit immer mehr vereinheitlichen, Traditionen und die Bewahrung
von Erinnerungen immer mehr als skurrile Antiquität gelten. Ja, es könnte eine
interessante Welt sein, die ich hier beschreibe. Aber ist es die Welt, die wir
uns für unsere Kinder und Enkel wünschen? Ich sage nein. Und möchte an dieser
Stelle noch einmal darauf aufmerksam machen, dass es die zu große Eigenmacht
ist, die der Wirtschaft von den Staaten gegeben wird, die der Hauptauslöser für
all diese Entwicklungen sein wird.
Die Wandlung
schließlich ist die Möglichkeit unserer Zukunft, für die ich mich einsetze.
Wandlung
bedeutet zu erkennen, welche Veränderungen nötig sind, um etwas am Leben zu
erhalten, und diese Veränderungen dann auch in die Tat umzusetzen. Wandlung
bedeutet aber auch zu erkennen, was gut ist und nicht verändert werden sollte. Sollten
wir es bis zu einem Zusammenbruch kommen lassen, dann werden wir zu dieser
Wandlung gezwungen sein. Wäre es aber nicht besser, vernünftiger, klüger, uns
darum zu kümmern, bevor es so weit
kommt? Ich bin überzeugt, dass die Menschheit das schaffen kann, wenn sie nur
will, und wenn möglichst viele von uns sich aktiv daran beteiligen. Wenn wir wollen und wenn wir das gemeinsam tun, dann können wir noch lange und gut auf
diesem Planeten leben. In diesem Buch habe ich beschrieben, welche
Veränderungen ich für nötig erachte, um diese Wandlung durchzuführen. Ich
fordere jeden von Ihnen dazu auf, sich daran zu beteiligen und ein Teil dessen
zu sein, was den Generationen nach uns ein gutes Leben ermöglichen wird. Wollen
wir, dass unsere Nachfahren, unsere Kinder und Enkel und die, die nach ihnen
kommen, mit Respekt und Achtung auf uns blicken? Oder wollen wir, dass sie
sagen „wenn unsere Vorfahren damals anders gehandelt hätten, wenn sie nicht so
egoistisch, kurzsichtig, bequem und gierig gewesen wären, ja dann wäre es jetzt
nicht so schlimm um uns bestellt“? Die Entscheidung sollte klar sein.
Fragen und Antworten
Ist es denn
realistisch, die in diesem Buch beschriebenen Ideen in die Tat umzusetzen?
Ja, es ist
realistisch, da all meine Verbesserungsvorschläge und Forderungen auf
Naturgesetzen und lange bewährten moralischen Grundsätzen aufbauen. Es sind
keine utopischen Luftschlösser, sondern wirklichkeitsnahe Gebäude auf festem
Fundament. Ganz abgesehen davon bleibt uns bei vielen der von mir beschriebenen
Veränderungen gar nichts anderes übrig, als sie in die Tat umzusetzen, wenn wir
wollen, dass die Menschheit überlebt und auch unsere Nachfahren noch ein gutes
Leben führen können. Vieles wird schwierig, oft anstrengend, ist mit großen Umstellungen
verbunden, aber das waren viele andere Verbesserungen in der Geschichte auch
schon – und der Einsatz lohnt sich.
Wäre es
nicht besser, an Änderungen in der Gesellschaft zu arbeiten, anstatt alles über
Gesetze und Vorgaben zu regeln?
Nein. Die
Gesellschaft als „Gesamtmasse“ wird immer dem Mainstream folgen. Es braucht
immer entweder Katastrophen oder Protagonisten, die einen neuen Mainstream
vorgeben. Die Änderung durch eine Katastrophe möchte ich gerne vermeiden – und
ich denke, die meisten anderen Menschen auch. Also versuche ich, einer der
Protagonisten zu sein, die eine neue Richtung vorgeben. Ein Beispiel: nie wäre
die Gesellschaft von selbst darauf gekommen, die ehemaligen Standard-Glühbirnen
abzuschaffen. Eine kleine Gruppe von Personen hat erkannt, dass die Abschaffung
sinnvoll und notwendig ist und setzte die entsprechenden Gesetze durch. Und
siehe da: innerhalb kurzer Zeit hat sich die Gesellschaft daran gewöhnt. Und:
Änderungen ohne Änderung der Vorgaben brauchen sehr viel länger, um sich
durchzusetzen. So viel Zeit haben wir nicht mehr, um die derzeitigen
Fehlentwicklungen zu korrigieren. In diesem Zusammenhang ist es übrigens
empfehlenswert, sich einmal mit dem „Höhlengleichnis“ von Platon zu
beschäftigen.
Was kann ich
selbst tun, um die in diesem Buch beschriebenen Ziele zu verwirklichen?
Sehr viel. Wie ich im
Abschnitt „der Mensch“ schon beschrieben habe, ist es ganz entscheidend, was
jeder einzelne tut, denn die Menschheit besteht aus einzelnen Menschen. Es ist
wichtig, was Sie tun! Es ist wichtig, wofür Sie sich entscheiden! Ich zähle
hier nur einige Ideen auf:
-
Informieren Sie sich, so viel und so umfassend
wie nur möglich. Holen Sie sich Ihre Informationen möglichst aus
unterschiedlichen Quellen. Glauben Sie nicht alles, was im Internet steht. Je
mehr Menschen gut informiert sind, desto schwerer wird es, der Gesellschaft
falsche Dinge als richtig zu verkaufen und wichtige Dinge zu verschweigen.
-
Seien Sie sparsam. Die Ressourcen auf unserem
Planeten sind begrenzt. Schalten Sie Lichter und Geräte aus, wenn Sie sie nicht
brauchen. Drehen Sie beim Lüften die Heizungen ab. Trennen Sie Ihren Müll. Verpacken
Sie Dinge nur, wenn es wirklich nötig ist. Verwenden Sie Dinge so oft wie
möglich. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, wann immer es möglich ist. Werfen
Sie keine noch essbaren Lebensmittel weg. Kaufen Sie nur, was Sie wirklich
brauchen oder was Ihnen wirklich wichtig ist.
-
Handeln Sie nach dem Gebot, andere genauso zu
behandeln, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Erwarten Sie nie von
anderen mehr als von sich selbst. Vernachlässigen Sie aber auch sich selbst
nicht – es heißt „liebe deinen nächsten wie
dich selbst“, nicht „mehr als dich
selbst“. Haben Sie Respekt vor sich selbst, vor anderen Menschen und vor allen
Lebewesen der Welt.
-
Beteiligen Sie sich: gehen Sie wählen, werden
Sie selbst Mitglied in einer Partei, in Vereinen oder Gruppen – oder gründen
Sie selbst welche. Ergreifen Sie die Initiative, wenn Sie etwas sehen, dass
besser gemacht werden müsste. Schweigen Sie nicht, wenn Sie Ungerechtigkeit
sehen. Sagen Sie Ihre Meinung.
-
Leben Sie bewusst. Lernen Sie sich selbst kennen.
Nutzen Sie jeden Moment Ihres Lebens so gut wie möglich. Handeln Sie nicht
unbedacht. Haben Sie den Mut, sich weiterzuentwickeln. Behalten Sie gute Dinge in
Ihrem Leben bei und ändern Sie schlechte.
-
Seien Sie dankbar. Wir müssen wieder mehr
Dankbarkeit finden für das, was wir haben, anstatt immer nach mehr zu
verlangen.
-
Seien Sie fleißig, nutzen Sie Ihre Zeit so gut
wie möglich. Jede nicht vergeudete Minute ist wertvoll. Damit meine ich nicht
„arbeiten Sie sich auf bis zum Umfallen“ – auch Zeit für Ruhe und Erholung ist
nötig und sinnvoll.
-
Denken Sie nicht, dass Sie unwichtig sind. Wenn
Sie auch nur ein Stückchen Müll vom Boden aufheben und in den nächsten
Mülleimer werfen, haben Sie die Welt ein Stück verbessert. Wenn Sie sich einmal
entscheiden, nicht egoistisch zu sein, dann haben Sie die Welt ein Stück
verbessert. Wenn Sie eine kleine Sache besser machen als am Tag zuvor, haben
Sie die Welt ein Stück verbessert.
Wäre es sinnvoll, eine
Revolution zu starten?
In meiner Jugend dachte ich
das. Heute sage ich nein. Revolutionen sind immer mit Gewalt, Leid und
Zerstörung verbunden – und es gibt genug andere Wege, Veränderungen
durchzusetzen.
Abgesehen davon wird man
speziell in Deutschland nicht viele Menschen finden, die eine Revolution
mittragen, da die meisten Menschen hier nicht die entsprechende Wesensart
haben.
Welche Partei soll ich
wählen?
Jeder sollte anhand von drei Kriterien überprüfen, von
welcher Partei die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen am besten
vertreten werden:
1. Was steht im Programm der Partei?
Ja, da hat man viel zu lesen. Aber es lohnt sich. Und
die meisten Parteien stellen auch Kurzfassungen ihrer Programme zu Verfügung.
2. Setzt die Partei ihr Programm um?
Parteien haben immer wieder Punkte in ihrem Programm
stehen, die sie in der Realität nicht oder nur teilweise umsetzen.
3. Hat die Partei fähiges Personal?
Das beste Parteiprogramm nützt nicht viel, wenn es
nicht von Personen vertreten wird, die für politische Ämter wirklich geeignet
sind. Beispielsweise sollten Politiker Themen allgemeinverständlich formulieren
und sich in Diskussionen durchsetzen können.
In Anhang 3 findet sich eine Anleitung „Wie wähle ich
richtig?“, die hilfreich sein kann, wenn man sich in seiner Wahlentscheidung
unsicher ist.
Wenn Sie mich aber fragen, welche Partei ich selbst
denn empfehle oder von welcher ich abrate, dann gebe ich auch darauf eine
ausführliche Antwort – die allerdings nur speziell für Deutschland gilt.
Die „Altparteien“ (CDU, CSU, SPD, FDP): diese Parteien haben Deutschland seit 1949 regiert, nur wenige Jahre lang
waren andere als diese vier Parteien an der Bundesregierung beteiligt. Sie
haben sich „festgesetzt“ und bilden sozusagen eine „Politik-Elite“. Ja, sie
haben das Land in all diesen Jahren stabil gehalten. Aber viele Probleme wurden
von ihnen ignoriert, beiseite geschoben oder nicht ernst genommen. Probleme,
die uns nun von Jahr zu Jahr mehr Schwierigkeiten machen: zu kurzsichtiges
Rentenkonzept, zu wenig echte Familienförderung, zu wenig Integrationsarbeit,
zu wenig Umweltschutz, zu viele Rüstungsexporte, zu viel Steuerverschwendung.
Der größte Fehler der „Altparteien“ ist aus meiner Sicht, dass sie nach den
Grundsätzen „Alle Macht der Wirtschaft“ und „Hauptsache, das
Wirtschaftswachstum stimmt“ gehandelt haben. Das gilt insbesondere für die FDP,
die den schädlichen und zerstörerischen Neoliberalismus vertritt. Fazit: ich
rate dringend davon ab, eine dieser Parteien zu wählen. Sie müssen endlich
abgelöst werden, um den Weg für echte Verbesserungen frei zu machen.
Die Grünen und die Linke: beide Parteien sind deutlich „frischer“ und von ihren Konzepten her
deutlich besser auch für eine stabile Zukunft geeignet als die Altparteien. Den
Grünen hat über lange Zeit hinweg ein gewisses Maß an Konservatismus gefehlt.
Alles unbedingt neu und anders als bisher machen zu wollen, das ist zu viel des
Guten, wie ich im Abschnitt „Die Mitte“ beschrieben habe. Nun haben sich die
Grünen zwar seit ihrer Regierungsbeteiligung 1998 bis 2005 deutlich vom linken
Rand wegbewegt – allerdings teilweise in eine falsche Richtung: allzu oft geben
sie in ihren Entscheidungen der schädlichen Wirtschaftspolitik der „Großen“
nach, und vernachlässigen dafür wichtige Umweltschutzthemen. Die Linken haben,
vor allem in ihrer Sozial- und Wirtschaftspolitik, viele richtige Ansätze, die
sehr gut zu meinen Forderungen passen.
Was die Asyl- und Einwanderungspolitik betrifft, sind
beide Parteien aus meiner Sicht zu offen. Ein „alle Menschen sollen
uneingeschränkt nach Deutschland kommen und sich hier ansiedeln können“ klingt
zwar sehr human – aber es funktioniert in der Realität nicht. Denn wenn wir
wollen, dass unsere Gesellschaft stabil bleibt, dann muss auch Einwanderung
geregelt und gesteuert werden.
Der wichtigste Punkt ist aber, dass sowohl die Grünen
als auch die Linken sehr seltsame Vorstellungen von Familienpolitik haben. Die
"Normalfallfamilie" und ihre Bedürfnisse werden immer wieder mit
Begriffen wie "unmodern", "veraltet" und
"überholt" versehen, was an der Realität vollkommen vorbeigeht.
Fazit: ich will nicht unbedingt davon abraten, diese
beiden Parteien zu wählen. Aus meiner Sicht sind sie aber dennoch nur „die
zweite Wahl“.
AfD: „Alternative für
Deutschland“ nennt sich diese relativ neue Partei. Auf den ersten Blick mag das
auch so sein: sie stellt sich in Vielem gegen das, was in den letzten Jahren
als alternativlos dargestellt wurde. Sie wagt es, zu rebellieren und
Forderungen zu stellen, die zuvor als tabu galten. Sie zieht viele enttäuschte
und wütende Menschen an, die sich von der Politik der Regierung vernachlässigt
fühlen. Aber: auf den zweiten Blick bleibt von der Alternative nicht viel
übrig. In ihrer Wirtschaftspolitik vertritt die AfD den gleichen inakzeptablen
Neoliberalismus wie die FDP. Der dringend notwendige Umweltschutz spielt kaum
eine Rolle. Und das geforderte Ausmaß an Einwanderungskontrolle ist
unrealistisch und verlangt Handlungen, die nicht mit moralischen Grundsätzen
vereinbar sind. Fazit: es ist wohl wichtig, dass es die AfD gibt, sie bringt
Bewegung in die politische Landschaft Deutschlands – aber ich rate auf jeden
Fall davon ab, sie zu wählen, denn sie wird nichts besser machen. Gleiches gilt
übrigens für die „Blauen“, die sich vor kurzem von der AfD abgespalten haben.
Freie Wähler: sicherlich eine einigermaßen akzeptable Alternative. Allerdings haben die
freien Wähler kein klares Profil und kein überzeugendes vollständiges Programm.
Wenn man sie wählt, kauft man eine Art „konservativ-regional“ orientiertes
Überraschungspaket.
Piraten: waren eine interessante neue Entwicklung in der politischen Landschaft,
mit teilweise innovativen Ideen, haben sich inzwischen allerdings größtenteils
selbst zerlegt. Inhaltlich kamen sie nicht so weit, ein vollständiges Programm
aufzustellen. Ob sie noch häufig zu Wahlen antreten, ist aber ohnehin fraglich.
ÖDP: von ihren Inhalten her eine der wenigen echten Parteien der Mitte in
Deutschland, die durch direktdemokratische Aktionen auch schon einige Erfolge
erzielen konnte und auf kommunaler Ebene viele Mandate hat, besonders in
Bayern. Das Parteiprogramm entspricht in weiten Teilen dem, was ich in diesem
Buch dargelegt habe und stellt damit eine eigene politische Richtung abseits
von „links“ und „rechts“ dar. Deshalb bin ich seit 2015 auch selbst Mitglied
dieser Partei und komme zum Fazit: für mich die einzige wirklich gute Partei,
die es derzeit gibt – und meine klare Wahlempfehlung.
Die PARTEI: nette Idee, aber an der Ernsthaftigkeit muss leider gezweifelt werden.
Fazit: nur wählen, wenn man Politik nicht allzu ernst nimmt oder wenn man
ansonsten Nichtwähler wäre.
Weitere kleinere Parteien: davon gibt es eine ganze Menge. Sofern sie nicht gerade rechts- oder
linksradikal sind, haben sie durchaus die Chance verdient, einmal zu zeigen,
was sie können.
Ist es sinnvoll, nicht
wählen zu gehen?
Darauf kann ich eine ganz kurze Antwort geben: Nein. Denn als Nichtwähler bewirken Sie exakt gar nichts. Viele Nichtwähler
denken, dass man Druck auf die Politik ausüben könnte, wenn man nicht an Wahlen
teilnimmt. Das stimmt aber nicht. Die großen Parteien können sich über jeden
Nichtwähler freuen: wenn ihre Gegner nicht wählen, so sind ihre Mehrheiten
nicht gefährdet. Und eine Mindestwahlbeteiligung gibt es in Deutschland nicht.
Selbst wenn nur ein einziger Bürger an der Wahl teilnähme, wäre die Wahl
gültig.
ANHANG 1 – Öffentlicher Brief zum
Betreuungsgeld
22.07.2015
Sehr geehrte Damen und
Herren, liebe Mitbürger,
zunächst
möchte ich mich kurz vorstellen:
Mein Name ist Franz Singer,
ich bin 38 Jahre alt, lebe in einer Kleinstadt in Bayern, bin verheiratet und
habe vier Kinder. 2005 habe ich meinen Bachelor-Abschluss in
Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Religion an der Universität Bayreuth
gemacht, seit 2007 bin ich als Informatiker in einer deutschen Bundesbehörde
tätig.
Am 21. Juli 2015 wurde unter
dem Aktenzeichen 1 BvF 2/13 vom Bundesverfassungsgericht das Betreuungsgeld für
verfassungswidrig erklärt, nachdem das Land Hamburg einen Normenkontrollantrag
gestellt hatte. Dies ist ein Affront gegen alle Eltern in unserem Land, die ein
traditionelles Familienmodell bevorzugen, und auch darüber hinaus eine sehr
unkluge Entscheidung ohne Weisheit und Weitsicht.
Als Einstieg führe ich auf,
wozu ein Kindergarten (neudeutsch „KITA“) dient:
1. zur Förderung von sozialen
Kompetenzen und zur vielfältigen Unterhaltung der Kinder
2. zur Entlastung von Eltern,
damit sie auch ihren übrigen Pflichten nachkommen können
3. für Eltern, welchen das
Einkommen eines Elternteils nicht ausreicht
4. für alleinerziehende
Eltern, die einer Lohnarbeit nachgehen müssen
5. für Eltern, die aus
persönlichen Präferenzen beide einer Lohnarbeit nachgehen wollen
Die ersten beiden Gründe sind
vollkommen gerechtfertigt, und genau darum gehen auch meine Kinder in den
Kindergarten. Die Gründe 3 und 4 sind nicht in Ordnung, hier werden Eltern
aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse zu Entscheidungen gezwungen, sollten
aber eine Wahlfreiheit haben (darauf werde ich gleich näher eingehen), der
Grund 5 ist aus meiner persönlichen Sicht auch nicht in Ordnung, unterliegt
aber der freien Entscheidung des Einzelnen.
Es wird immer wieder davon
gesprochen, dass Eltern die Wahlfreiheit haben sollen, ob ihre Kinder eine
Kindertagesstätte besuchen. Für Eltern, die mit dem Einkommen eines Elternteils
(oder dem Einkommen aus Teilzeitarbeit beider Partner) auskommen, ist diese
Wahlfreiheit gegeben. Sie können sich frei entscheiden, ob, wann und wie lange
ihre Kinder in den Kindergarten gehen. Eltern dagegen, die auf diese Weise kein
(für sich selbst und vor allem ihre Kinder) angemessenes Leben führen können,
haben diese Wahlfreiheit nicht. Sie müssen ihre Kinder (falls sie nicht die
Möglichkeit zu privater Betreuung bei Verwandten haben) in Kindergärten geben,
ob sie (und die Kinder!) wollen oder nicht. Das ist in der Gesamtsicht also
keine echte Wahlfreiheit, sondern eine „Wahlfreiheit nach Einkommen“.
In diesem Zusammenhang stelle
ich nun die Frage: ist das Betreuungsgeld in seiner bisherigen Form wirklich
verfassungswidrig?
Das Bundesverfassungsgericht
urteilte, dass die Voraussetzungen des Artikels 72, Absatz 2 des Grundgesetzes
nicht gegeben seien. Dieser Absatz lautet:
(2) Auf den Gebieten des
Artikels 74 Abs. 1 Nr. 4, 7, 11, 13, 15, 19a, 20, 22, 25 und 26 hat der Bund
das Gesetzgebungsrecht, wenn und soweit die Herstellung gleichwertiger
Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der Rechts- oder
Wirtschaftseinheit im gesamtstaatlichen Interesse eine bundesgesetzliche
Regelung erforderlich macht.
„Gleichwertige Lebensverhältnisse“ sind durch die von mir zuvor
beschriebene Situation nicht gegeben. Manche Eltern haben die faktische
Wahlfreiheit „Kita oder nicht“, andere Eltern haben sie nicht, bedingt durch
die wirtschaftlichen Verhältnisse. Das schafft eine Ungleichheit der
Lebensverhältnisse und somit ist das Betreuungsgeld als Bundesgesetz eindeutig nicht
verfassungswidrig.
Ganz im Gegenteil verstößt das Nicht-Vorhandensein des Betreuungsgeldes
oder einer entsprechenden staatlichen Leistung dem Grundgesetz, und zwar dem
Artikel 2, welcher lautet:
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen
Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das
natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über
ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen
Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die
Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu
verwahrlosen drohen.
(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die
Fürsorge der Gemeinschaft.
(5) Den unehelichen Kindern sind durch die
Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische
Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen
Kindern.
Ohne eine dem Betreuungsgeld
entsprechende staatliche Leistung steht die Familie nicht unter vollem
staatlichem Schutz, da sie den wirtschaftlichen Verhältnissen „ausgeliefert“
und untergeordnet wird (Widerspruch zu Absatz 1), wird vielen Eltern aufgrund
ihrer wirtschaftlichen Situation das natürliche Recht auf Pflege und Erziehung
zumindest teilweise entzogen und ihnen weiterhin die Ausübung ihrer
Erziehungspflicht erschwert (Widerspruch zu Absatz 2), sind viele Eltern
aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation gegen ihren Willen dazu genötigt,
ihre Kinder zeitweise aus ihrer Obhut zu geben (Widerspruch zu Absatz 3).
Demnach handelt es sich
meiner Einschätzung nach bei der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes um
eine durch Druck von Politik und Wirtschaft zustande gekommene
Fehlentscheidung.
Man mag hier den Einwand
bringen, dass die 150 Euro Betreuungsgeld doch wohl keinen allzu großen
Unterschied machen würden. Es sollte aber bedacht werden, dass zum einen der
Besuch einer Kindertagesstätte meist kostenpflichtig ist, zum anderen für
Familien, die in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben, jeder Euro
wertvoll ist.
An dieser Stelle möchte ich
kundtun, dass meiner persönlichen Meinung nach das Betreuungsgeld nur ein
kleiner Schritt in die richtige Richtung ist. Wirklich angemessen und richtig
wäre ein echtes Elterngehalt für Mütter oder Väter, die beschließen, in
Vollzeit ihre Kinder zu betreuen, zu erziehen und den Haushalt zu führen. Nur
so könnte dem Elterndasein von staatlicher Seite sein voller Wert zuerkannt
werden, nur damit ist es möglich, dem Artikel 6 des Grundgesetzes voll zu
entsprechen und unserem Land eine gesicherte und gesunde Zukunft zu
ermöglichen.
Eine in dieser Hinsicht
vernünftige und weise Familienpolitik verfolgen unter allen größeren deutschen
Parteien derzeit nur die CSU (die ja bereits angekündigt hat, das
Betreuungsgeld in Bayern aufrecht erhalten zu wollen) und die ÖDP, alle anderen
haben sich dem Druck der Wirtschaft gebeugt und fördern eine „Geld vor
Mensch“-Politik, die sich in Deutschland derzeit auf dem Vormarsch befindet. Im
Wikipedia-Artikel zum Betreuungsgeld ist der Inhalt dieser Politik schön
zusammengefasst:
„Drei Ausschüsse des Bundesrats (Frauen und Jugend, Familie und
Senioren, Finanzen) haben 2012 dem Bundesrat die Einberufung des
Vermittlungsausschusses empfohlen, da das Betreuungsgeld nach ihrer Auffassung
Kinder vom Bildungsangebot der Kindertagesstätten fernhalte und überholte
Rollenvorstellungen über die Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit
verfestige. Das Betreuungsgeld sei nicht zuletzt unter finanz- und
wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten verfehlt. Internationale Erfahrungen
zeigten, dass entsprechende Leistungen in der Tendenz zu einem Rückgang der
Erwerbsbeteiligung von Müttern und bei der Nutzung frühkindlicher Bildungs- und
Betreuungseinrichtungen führen.“
Dieser Einstellung liegen
folgende Gedanken zugrunde:
1. Die Förderung der
Wirtschaft ist das vorrangige Staatsziel
2. Alles, was dem
Wirtschaftswachstum schadet, ist verwerflich und nicht förderungswürdig
3. Elternschaft und
Haushaltsführung sind weniger wertvoll als Lohnarbeit
4. Kinder können in
Kindertagesstätten gleichwertig betreut werden wie im Elternhaus
5. Das traditionelle
Familien- und Rollenmodell ist veraltet und unmodern
6. Kinder und Kindererziehung
sind Nebensache
7. Die meisten Menschen in
Deutschland stimmen den Punkten 1 bis 6 voll zu
Ich stelle diesen Punkten nun
meine eigene Einschätzung gegenüber:
1. Die Förderung des
Wohlergehens der Bürger ist das vorrangige Staatsziel
2. Alles dem
Wirtschaftswachstum unterzuordnen ist gefährlich und nicht weitsichtig
3. Elternschaft und
Haushaltsführung sind mindestens genauso wertvoll wie Lohnarbeit
4. Kinder können nur im
Elternhaus vollwertig betreut werden, Kindertagesstätten können zusätzliche Erziehung und Betreuung leisten
5. Das traditionelle
Familien- und Rollenmodell ist keineswegs veraltet, sondern sehr effektiv und entspricht den natürlichen
Gegebenheiten
6. Kinder und Kindererziehung
sind wichtige Grundlage für einen funktionierenden Staat
7. Viele Menschen in
Deutschland bevorzugen das traditionelle Modell, beugen sich nur dem Druck der Moderne
Unser Land braucht – wie
jedes andere Land der Welt – Kinder. Ganz banal gesagt: ohne Kinder stirbt ein
Volk ganz einfach aus, das ist biologische Tatsache. Und ohne Volk kein Staat,
keine Wirtschaft, kein Wachstum. Kinder sind nicht unmodern, sie sind nicht
einfach ein Karrierehindernis, auch kein Luxus und kein Hobby. Kinder sind die
Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft und für den Fortbestand einer
Nation.
Wohin es führt, dass diese
Tatsache immer weniger beachtet wird und zugunsten der Wirtschaft in den
Hintergrund rückt, sehen wir an der fortschreitenden Überalterung unserer
Gesellschaft und den damit einhergehenden Problemen.
Und die Kindererziehung ist
dementsprechend auch keine Nebensache, keine überholtes Relikt vergangener
Zeiten, und auch keine Freizeitbeschäftigung. Kinder – ganz besonders kleine
Kinder unter 3 Jahren, die nach dem Willen vieler Politiker, Parteien und
Wirtschaftsexperten so viel Zeit wie nur möglich in Kitas verbringen sollen,
damit ihre Eltern währenddessen das Wirtschaftswachstum ankurbeln können –
brauchen ihre Eltern, brauchen die Anwesenheit, die Nähe, die Fürsorge, die
Wärme, die Erziehung ihrer Eltern, nur dann geht es ihnen wirklich gut, und nur
dann können sie später als erfolgreiche Menschen Teil unserer Nation sein.
Daher ist das Eltern sein der wertvollste und wichtigste unter allen Berufen
und es wird höchste Zeit, dass dies von staatlicher und gesellschaftlicher Zeit
anerkannt wird. Nur dann können wir zuversichtlich auf die Zukunft unseres
Landes blicken.
Ich möchte abschließend
ausdrücklich darauf hinweisen, dass meine Ausführungen nicht gegen die
Kindergärten, ihre Träger und Angestellten gerichtet sind, sie leisten
wertvolle Arbeit für die Gesellschaft, sondern gegen die nicht
familienfreundliche Politik, die immer mehr um sich greift, und gegen das
Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Mit freundlichen Grüßen
Franz Singer
ANHANG 2 – Öffentlicher Brief
zur Sperrklausel bei Wahlen
03.11.2016
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitbürger,
bei der Bundestagswahl 2017 wird, wie seit 1953 üblich,
wieder eine bundesweite explizite Sperrklausel von 5% (umgangssprachlich
Fünfprozenthürde) zur Anwendung kommen. Ich sehe darin einen klaren Verstoß
gegen die im Grundgesetz verankerten Wahlgrundsätze.
Im Folgenden erläutere ich Ihnen das Zustandekommen meiner
Einschätzung.
Das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland legt die Wahlgrundsätze für
Bundestagswahlen fest, GG Art. 38, Abs. 1:
„Die Abgeordneten des
Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher
und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge
und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.“
Gleichzeitig
regelt das Bundeswahlgesetz (Paragraph 6, Abs. 3) die Fünfprozenthürde:
„Bei Verteilung der Sitze
auf die Landeslisten werden nur Parteien berücksichtigt, die mindestens 5
Prozent der im Wahlgebiet abgegebenen gültigen Zweitstimmen erhalten oder in
mindestens drei Wahlkreisen einen Sitz errungen haben. Satz 1 findet auf die
von Parteien nationaler Minderheiten eingereichten Listen keine Anwendung.“
Diese Regelung im Bundeswahlgesetz verstößt gegen die
Wahlgrundsätze „frei“ und „gleich“ im Grundgesetz. Die Wähler sind durch die
Anwendung der Sperrklausel in ihrer freien Entscheidung, diejenige Partei zu
wählen, von der sie ihre Interessen am besten vertreten sehen, eingeschränkt.
Viele Menschen sehen davon ab, kleinere Parteien zu wählen, da sie befürchten
müssen, dass ihre Stimme dadurch verloren geht. Dass dies nicht nur eine
Befürchtung ist, kann man an historischen Zahlen ablesen. Bei der letzten
Bundestagswahl 2013 blieben fast 7 Millionen gültige Wählerstimmen (15,69%)
aufgrund der Fünfprozenthürde unberücksichtigt, bei den vorherigen
Bundestagswahlen nach 1990 waren es zwischen 1,6 und 3,3 Millionen Stimmen
(Quelle: Wikipedia, Artikel „Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland“,
Abschnitt „Unberücksichtigte Zweitstimmen“). Durch diese Zahlen wird klar, dass
es nicht nur einzelne Wählerstimmen sind, die unberücksichtigt bleiben, sondern
die Stimmen von Millionen von Bürgern. Von einer Gleichbehandlung oder Gleichwertigkeit
der Stimmen, wie sie in den Wahlgrundsätzen festgeschrieben ist, kann also
keine Rede sein.
Aktuell (Anfang November 2016) geben die Forschungsinstitute
in Umfragen zur Bundestagswahl 2017 den Anteil „Sonstiger Parteien“ mit 5 bis 6
Prozent an. Es ist also davon auszugehen, dass bei der Bundestagswahl 2017
wieder mindestens 2 Millionen Wählerstimmen unberücksichtigt bleiben werden,
sofern die Sperrklausel wieder zur Anwendung kommt.
Am 26.
Februar 2014 verkündete das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil (2 BvE 2/13), dass die
Drei-Prozent-Hürde bei Europawahlen verfassungswidrig ist, da diese Hürde gegen
die Chancengleichheit der Parteien verstößt.
Aus diesem
Urteil ergibt sich ein weiteres Argument gegen die Anwendung von Sperrklauseln:
die aus dem Grundgesetz abgeleitete und im Parteiengesetz verankerte
Chancengleichheit der Parteien. Durch eine Sperrklausel ist diese
Chancengleichheit nicht mehr gegeben, da viele Wähler, wie oben bereits
ausgeführt, davor zurückschrecken, kleinere Parteien zu wählen. Diesen Parteien
wird damit der Einzug in Parlamente und somit die Regierungsbeteiligung, sowie
der Zugang zu höherer Förderung durch Bundesmittel (die in Parlamenten
vertretenen Parteien zusteht) erheblich erschwert. Wenn in diesem Urteil bereits
die nur im Parteigesetz wörtlich verankerte Chancengleichheit der Parteien
ausreichend war, um die Sperrklausel bei der Europawahl für verfassungswidrig
zu befinden, so sollte ein direkter Verstoß gegen das Grundgesetz erst recht
ausreichend sein, dies im Fall der Bundestagswahl ebenso zu beurteilen.
Ich will
noch kurz auf das Hauptargument eingehen, mit dem der Einsatz von Sperrklauseln
gerechtfertigt wird. Es heißt, dass dadurch die Zersplitterung des Parlaments
vermieden und somit die Regierungsbildung erleichtert werden soll. Allerdings
gibt es dafür keinerlei gesetzliche Grundlage. Die Bildung einer
Regierungskoalition ist nicht gesetzlich festgeschrieben, und ebenso nicht,
dass die Bundesregierung eine Mehrheit im Parlament haben muss. Daher darf diesem
Argument kein Gewicht gegenüber der Einhaltung der im Grundgesetz
festgeschriebenen Wahlgrundsätze gegeben werden.
Fazit: die Anwendung einer Sperrklausel bei der
Bundestagswahl 2017 (sowie bei allen anderen Bundestagswahlen) ist
verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Die Argumente, mit denen das Ergebnis
der Wahl mit Verweis auf einen Grundgesetzverstoß angefochten werden könnte,
liegen auf der Hand.
Mit freundlichen Grüßen
Franz Singer
ANHANG 3 – Wahlanleitung
Wie
wähle ich richtig?
-
eine Anleitung -
1. Ich weiß schon genau, wen ich wählen
werde.
- Ja. weiter bei 2
- Nein. weiter bei 3
- Ich werde nicht zur Wahl gehen. weiter
bei 5
2. Überprüfen Sie noch einmal genau, ob
die Partei, die Sie wählen wollen, Ihre Interessen
vertritt. Dafür können Sie die Homepage der Partei, Wikipedia und den Wahl-O-Mat benutzen.
- Habe
ich gemacht, meine Wahl steht fest. weiter bei 13
-
Vielleicht sollte ich mir doch noch Alternativen anschauen. weiter
bei 4
3. Warum sind Sie sich unsicher, wen Sie
wählen sollen?
- Die Partei, die ich wählen will, tritt nicht zur Wahl
an. weiter
bei 6
- Ich weiß nicht, ob die Partei, die ich wählen will, zur
Wahl antritt. weiter bei 7
- Ich weiß nicht, welche Partei meine Interessen am
besten vertritt. weiter bei 4
- Die Partei, die ich bisher immer gewählt habe, gefällt
mir nicht mehr. weiter bei 4
- Ist doch eigentlich egal, wen man wählt, die taugen
alle nichts. weiter bei 4
- Ich bin mir unsicher, ob ich überhaupt zur Wahl
gehe. weiter bei 5
- Jemand verbietet mir, die Partei zu wählen, die ich
will. weiter bei 8
- Ich traue mich nicht, die Partei zu wählen, die ich gut
finde. weiter bei 8
- Ich befürchte, dass die Partei, die ich am besten
finde, nicht über die 5%-Hürde
kommt und meine
Stimme dadurch verloren ist. weiter bei 9
- Ich will eigentlich eher GEGEN eine bestimmte Partei
stimmen. weiter bei 10
4. Informieren Sie sich über die Programme
aller Parteien, die zur Wahl antreten. Dafür können Sie
die Homepage der Partei, Wikipedia und den Wahl-O-Mat benutzen.
- Habe
ich gemacht, meine Wahl steht jetzt fest.
weiter bei 13
- Habe
ich gemacht, aber es ist keine Partei dabei, die wirklich zu mir passt.
weiter bei 6
5. Wenn Sie nicht an der Wahl teilnehmen, verschenken
Sie Ihre Stimme. Sie bestätigen damit die Wahl, die die
anderen Wähler treffen. Sind Sie sich
sicher, dass Sie das wollen? Dass Wählen
nichts bringt, dass es egal ist wen man wählt und dass man mit Nichtwählen das
System verändern kann, sind Gerüchte, die Sie nicht einfach glauben sollten.
- Egal, ich gehe trotzdem nicht zur Wahl. weiter
bei 11
- Stimmt, vielleicht sollte ich doch zur Wahl gehen. weiter
bei 1
- Ich
würde ja gerne zur Wahl gehen, aber ich finde einfach keine Partei, die zu mir passt. weiter bei 4
6. Wären Sie denn bereit, stattdessen eine
andere Partei zu wählen?
- Ja, aber ich weiß nicht welche. weiter
bei 4
- Ja, ich weiß auch schon welche. weiter
bei 2
- Nein, das ist ja mein Problem. weiter
bei 7
7. Informieren Sie sich, ob Sie die
Partei, die Sie wählen wollen, unterstützen können, damit sie zur Wahl antreten
kann. Parteien, die bisher nicht im Parlament vertreten sind, brauchen
Unterstützungsunterschriften. Haben Sie Ihre schon abgegeben? Wenn nicht,
informieren Sie sich beim zuständigen Kreis-, Orts-, oder Landesverband der
Partei. Wenn es einen solchen Verband noch nicht gibt, könnten Sie selbst einen
gründen, das ist nicht allzu schwer. Und wenn es tatsächlich noch gar keine
Partei gibt, die Ihre Interessen ausreichend vertritt, dann können Sie selbst
eine gründen.
- OK, sehr gut, das werde ich machen. weiter
bei 13
- Das weiß ich doch alles, aber für die Partei, die ich
wählen will, ist es dafür diesmal zu spät. weiter
bei 12
- Dafür habe ich leider keine Zeit. weiter
bei 12
8. Wahlen in Deutschland sind geheim.
Niemand kann oder darf überprüfen, wen Sie wählen. Wenn Sie dennoch von
jemandem unter Druck gesetzt werden, können Sie sich an die Polizei wenden.
-
Danke, das hilft mir weiter. Ich werde jetzt die Partei wählen, die ich gut
finde.
weiter
bei 13
- Das
hilft mir nicht weiter. Ich kann die Partei, die ich eigentlich gut finde,
trotzdem nicht wählen. weiter
bei 6
9. Wenn Sie befürchten, dass die Partei,
die Sie am besten finden, nicht über die 5%-Hürde kommt, sollten Sie sie
trotzdem wählen. Warum? Weil wenn alle nur aus dieser Sorge ihre favorisierte
Partei nicht wählen, dann haben neue oder kleinere Parteien wirklich kaum eine
Chance. Es gibt übrigens auch Parteien, die sich für die Abschaffung der
5%-Hürde einsetzen.
- Das stimmt, ich werde die Partei jetzt
wählen, auch wenn sie vielleicht nicht über die Hürde kommt. weiter bei 13
- Ja schon, aber ich werde die Partei trotzdem diesmal
nicht wählen. weiter bei 6
10. Stimmen GEGEN eine Partei kann man nicht
abgeben. Es ist aber ganz einfach: wählen Sie die Partei, gegen die Sie
sind, nicht. Wählen Sie die Partei, die Ihre Interessen am besten vertritt.
weiter bei 4
11. Schade, dass Sie wirklich nicht wählen gehen
wollen. Sie sollten dann aber konsequent genug sein, sich auch nicht
über das Ergebnis der Wahl zu beschweren.
ENDE
12.
Das ist sehr schade. Vielleicht
können Sie die Partei Ihrer Wahl nächstes Mal schon früher unterstützen, so
dass sie an der Wahl teilnehmen kann.
- OK. Und für dieses Mal wähle ich dann eben eine andere
Partei. weiter bei 13
- Ja vielleicht. Dieses Mal werde ich dann aber nicht zur
Wahl gehen. ENDE
13.
Herzlichen Glückwunsch, Sie sind
bereit für die Wahl. Vergessen Sie am Wahltag nicht Ihre Wahleinladung und
Ihren Personalausweis, und füllen Sie den Wahlzettel sorgfältig aus.
ENDE
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