Samstag, 9. Februar 2019

Risikomatrix für das Projekt „Überleben der Menschheit“


Franz Singer, Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)
Februar 2019



Risikomatrix für das Projekt „Überleben der Menschheit“


Die Risikomatrix ist ein bewährtes Werkzeug, um in Projekten die bestehenden Risiken bildlich darzustellen. Wenn wir nun einmal das Überleben der Menschheit als ein Projekt sehen, das ebenso von Risiken beeinflusst ist, dann können wir auch dafür eine solche Risikomatrix aufstellen.

Von links nach rechts wird die Eintrittswahrscheinlichkeit der Risiken dargestellt, von unten nach oben die Auswirkung, falls das Risiko eintritt.

Die Risiken im roten Bereich erfordern sofortigen Handlungsbedarf. Für die Risiken im gelben Bereich sollten Maßnahmen geplant werden, besser ist auch hier gegensteuerndes Handeln. Die Risiken im grünen Bereich sollten zumindest unter dauernder Beobachtung gehalten werden, das Planen geeigneter Gegenmaßnahmen ist empfehlenswert.

Unter der Matrix findet sich die Beschreibung der Risiken.



gravierend
11, 17, 24
1, 5, 9
7, 12, 13
10

schwer


2, 4, 20
23, 26
6
mittel


3, 21
16, 18
8
moderat

15
14
22
25
niedrig



19


sehr gering
gering
mittel
hoch
sehr hoch



1 Einschlag eines großen Himmelskörpers auf der Erde

Geschieht regelmäßig, aber für menschliche Maßstäbe sehr selten. Kann je nach Größe des Objekts eine regionale oder weltweite Katastrophe sein, die vor allem durch nachfolgende Klimaveränderungen (Staub in der Atmosphäre) für viele bis alle Menschen tödlich sein kann.

Verhindern des Einschlags bei rechtzeitigem Bemerken eventuell durch Raketenbeschuss möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (v.a. 6, 8, 9, 10, 13).



2 Ausbruch eines Supervulkans oder Serie starker Vulkanausbrüche

Geschieht regelmäßig, aber für menschliche Maßstäbe nicht häufig. Unmittelbare Lebensgefahr für die Menschen in der direkten Umgebung des Ausbruchs. Weltweite Gefahr durch temporäre Klimaveränderungen (Staub in der Atmosphäre, „Vulkanischer Winter“). Dadurch im Extremfall tödlich für sehr viele Menschen weltweit. Kann nicht verhindert werden, ist durch genaue Beobachtung der vulkanisch aktiven Gebiete aber in einem gewissen Maß vorhersehbar, wodurch z.B. Evakuierungen geplant werden können.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (v.a. 6, 8, 9, 10, 13).



3 Weltkrieg (ohne Einsatz von Atomwaffen)

Gefahr des Eintretens ist derzeit relativ unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Durch die Globalisierung ist ein größeres Ausmaß als bei den ersten beiden Weltkriegen denkbar. Akute Lebensgefahr für sehr viele Menschen in den betroffenen Gebieten. Vermeidung durch Stärkung internationaler Strukturen, durch Pazifismus und durch Abrüstung möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (4, 5, 13, 14, 16).



4 Atomkrieg

Gefahr des Eintretens ist derzeit relativ unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Tödlich für die meisten Menschen in den direkt betroffenen Gebieten. Durch radioaktive Strahlung und Fallout auch in weiteren angrenzenden Gebieten Lebensgefahr für viele Menschen. Vermeidung durch Stärkung internationaler Strukturen, durch Pazifismus und durch Abrüstung (inklusive Abschaffung von Atomwaffen) möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (3, 5, 13, 14, 16).



5 Weltkrieg (mit Einsatz von Atomwaffen)

Gefahr des Eintretens ist derzeit relativ unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Durch die hohe Anzahl vorhandener Atomwaffen kann es zur kompletten Vernichtung der Menschheit oder extremer Schädigung der Lebensgrundlagen kommen. Vermeidung durch Stärkung internationaler Strukturen, durch Pazifismus und durch Abrüstung möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit vieler anderer Risiken (3, 4, 8, 9, 12, 13, 14, 15, 16, 20).



6 Starke Klimaveränderung

Nach derzeitiger Lage wird dieses Risiko in den nächsten Jahrzehnten eintreten, erste Auswirkungen sind bereits deutlich feststellbar. Verursacht Änderungen am Ökosystem, schwächt bestehende Strukturen, kann zu Naturkatastrophen (Dürre, Überschwemmung, Stürme, starke Hitze oder Kälte) führen. Dadurch auch Verursachung von Hungersnöten und großen Flüchtlingsbewegungen. Das Fortschreiten kann durch Senkung der Einbringung von Kohlendioxid in die Atmosphäre und durch Aufforstung gehemmt werden.

Dieses Risiko kann auch durch die Risiken 1, 2 und 10 ausgelöst bzw. verstärkt werden.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (3, 8, 9, 12, 13, 14, 16).


7 Auftreten einer unheilbaren tödlichen Seuche

Im Lauf der Geschichte immer wieder eingetreten, meist allerdings regional begrenzt. Durch die Globalisierung bestünde heute die Gefahr einer schnelleren und weiteren Verbreitung. Durch antibiotikaresistente Erreger steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Risikos derzeit. Tödlich für viele bis sehr viele, unter Umständen auch für alle Menschen. Falls es sich um eine nur bei Tieren auftretende Seuche handelt, besteht dennoch Gefahr für die Menschheit durch Auslösung anderer Risiken. Vorsorge eventuell durch Reduzierung von Antibiotikaeinsatz und durch Stärkung medizinischer Versorgungsstrukturen möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (8, 9, 12, 14, 16).



8 Rückgang der Artenvielfalt

Dieses Risiko ist bereits eingetreten, die Auswirkungen weiten sich derzeit deutlich aus. Ursache sind wohl hauptsächlich die Risiken 6 und 10. Zunächst für Menschen nicht tödlich, kann aber schnell zu Veränderungen am Ökosystem führen, welche die menschliche Lebensgrundlage (vor allem Ernährung) entziehen. Gegensteuern durch Bekämpfung der Risiken 6 und 10 und durch Schaffung großflächiger und vernetzter Naturschutzgebiete möglich und dringend notwendig.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 9, 13, und 14.



9 Zusammenbruch des Ökosystems

Das weltweite Ökosystem ist als Ganzes sehr widerstandsfähig gegenüber Veränderungen.  Ein kompletter (Vernichtung aller Lebewesen) oder fast kompletter (Vernichtung „höherer“ Lebensformen) Zusammenbruch kann aber nicht ausgeschlossen werden. Denkbar wäre als Ursache beispielsweise ein Zusammenwirken der Risiken 6, 8 und 10. Würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen (vor allem Ernährung) und damit zur Auslöschung der Menschheit führen. Gegensteuern durch Bekämpfung der Risiken 6, 8 und 10 möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 13, 14, und 16.



10 Naturzerstörung

Das Risiko ist bereits eingetreten und schreitet trotz zahlreicher, meist regional begrenzter, Gegenmaßnahmen, deutlich fort. Kann zur Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen (Ernährung und Sauerstoffversorgung) und damit durch Auslöschung der Menschheit führen. Die Verstärkung der Gegenmaßnahmen, auch im globalen Ausmaß, ist möglich und dringend nötig.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (6, 8, 9, 12, 13, 14).



11 Sonne entwickelt sich zum roten Riesenstern

Dass dieses Risiko eintreten wird, gilt als gesichert. Dabei wird es zur Auslöschung allen Lebens auf der Erde kommen. Allerdings liegt dieses Ereignis in sehr ferner Zukunft (mehrere Milliarden Jahre), daher gilt die Eintrittswahrscheinlichkeit als „sehr gering“. Gegenmaßnahmen sind nicht möglich.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (6, 8, 9, 10, 12, 13).



12 Zusammenbruch der Wasserversorgung

Dieses Risiko kann eintreten durch Verschmutzung oder Verseuchung des Wassers, durch große Trockenheit (verursacht z.B. durch Klimaerwärmung), oder durch zu hohen Verbrauch von Wasser (der Verbrauch kann dann schneller werden als der natürliche Wasserkreislauf, so dass es zu einer temporären Unterversorgung kommt). In jedem Fall können die Auswirkungen massiv sein und zum Tod sehr vieler Menschen führen, da die Abhängigkeit des Menschen (und der meisten anderen Lebewesen von Wasser stark ist.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (3, 8, 9, 10, 13, 14).

13 Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung

Dieses Risiko kann eintreten durch Große Naturkatastrophen, Klimaveränderung, Naturzerstörung, radioaktive Verseuchung oder durch Kriege großen Ausmaßes. Durch das komplexe globale System von Lebensmittelproduktion und Lebensmitteltransporten besteht zusätzliche Gefahr, da eine Unterversorgung (vor allem in Städten) auch dann schon eintreten kann, wenn die Produktions- und Verkaufsketten oder die Transporte ausfallen. In jedem Fall können die Auswirkungen massiv sein und zum Tod sehr vieler Menschen führen. Gegenmaßnahmen bestehen im Natur-, Klima- und Artenschutz, in der Umstellung auf größtmögliche regionale Versorgung und in der Vermeidung kriegerischer Auseinandersetzungen.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 3, 14 und 16.



14 Weltweite Wirtschaftskrise

Tritt seit der Industrialisierung und Globalisierung immer wieder ein. Durch das Fortschreiten der Globalisierung und der damit verbundenen weltweiten wirtschaftlichen Vernetzung ist die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Ausbreitung gestiegen. Unter Umständen werden Wirtschaftskrisen durch Finanzhandel auch künstlich hervorgerufen. Trotz allem sind die Auswirkungen von Wirtschaftskrisen auf das Überleben der Menschheit allenfalls als moderat zu bezeichnen.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit von Risiko 19.



15 Ausfall des Internets

Viele Strukturen, besonders in den „westlichen“ Staaten, bauen immer mehr auf dem Internet als Grundlage auf. Es handelt sich dabei um soziale, wirtschaftliche und in zunehmendem Maß auch um staatliche Strukturen. Ein Ausfall des Internets würde diese Strukturen schwächen, bei einem längeren Ausfall eventuell sogar zerstören. Durch zahlreiche Sicherungen ist die Eintrittswahrscheinlichkeit nicht sehr hoch, aber durchaus gegeben (vor allem durch Sabotage und durch Kriege größeren Ausmaßes). Dieses Risiko allein ist nicht allzu gefährlich, kann aber die Auswirkung anderer Risiken verstärken.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 14, 16 und 19, senkt andererseits die Wahrscheinlichkeit von Risiko 25.



16 Zusammenbruch von Sozialstrukturen

Soziale Strukturen sind ein wichtiger Stabilitätsfaktor der Menschheit. Viele dieser Strukturen erfahren durch Industrialisierung, Marktwirtschaft und durch das Internet starke Veränderungen. Insbesondere ist ein zunehmendes Maß an Egoismus, Individualismus und Konsumorientierung, verbunden mit einer Abnahme von sozialem Handeln, als kritisch zu betrachten. Noch funktionieren die Sozialstrukturen auch in den Industrieländern größtenteils, die Tendenz ist aber abnehmend. Gegenmaßnahmen können in jeglicher Stärkung sozialer Strukturen - durch Gesetze, durch jeden einzelnen Menschen und jede Gruppe - bestehen.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 22, 23 und 25.



17 Angriff oder Invasion durch außerirdische Wesen

Nachdem derzeit noch nicht einmal bekannt ist, ob es Leben außerhalb der Erde gibt, muss die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Risikos als sehr gering betrachtet werden. Sollte es dennoch eintreten, wäre es wohl unvorhersehbar und könnte gravierende Auswirkungen bis zur vollständigen Vernichtung der Menschheit haben. Der Physiker Stephen Hawking riet daher davon ab, nach einem Kontakt mit eventuell existierenden außerirdischen Zivilisationen zu suchen. Eine vorsorgliche Gegenmaßnahme kann außerdem die Stärkung der menschlichen Strukturen sein.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 3 und 16.


18 Vollständiger Verbrauch fossiler Ressourcen

Durch ständiges Wirtschaftswachstum, eine immer zahlreicher werdende Weltbevölkerung und durch verschwenderischen Umgang können die fossilen Ressourcen, vor allem Erdöl und Erdgas, von welchen viele menschliche Strukturen abhängig sind, in absehbarer Zeit vollständig verbraucht sein. Das Nachwachsen dieser Ressourcen dauert Jahrmillionen. Es besteht die Gefahr, dass dadurch viele Strukturen geschwächt werden oder gar zusammenbrechen, insbesondere gilt dies für das Transportwesen und für alle Strukturen, die von auf Erdölbasis hergestellten Kunststoffen abhängig sind. Es wären auch die medizinische Versorgung, Feuerwehren und die Polizei, sowie die Nahrungsversorgung betroffen, wodurch es durchaus zum Tod vieler Menschen kommen kann, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahen getroffen werden. Diese Gegenmaßnahmen bestehen darin, sparsam mit den verbleibenden fossilen Ressourcen umzugehen und möglichst zeitnah auf Alternativen (nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energie) umzustellen.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 3, 13, 14 und 19.



19 Weltweites Wirtschaftswachstum sinkt

Wird oft fälschlicherweise als eines der gefährlichsten Risiken dargestellt. Gegenmaßnahmen werden ständig und mit viel Aufwand durchgeführt (oft auf Kosten der Maßnahmen gegen andere Risiken). Tatsächlich ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für dieses Risiko hoch, die Auswirkungen auf das Überleben der Menschheit aber äußerst gering. Im Gegenteil kann das Eintreten dieses Risikos sogar die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (6, 8, 9, 10, 18) deutlich senken.



20 Unkontrollierbare genetische Veränderungen

Dieses Risiko kann durch zwei Auslöser eintreten: durch von Menschen vorgenommene genetische Manipulationen, die außer Kontrolle geraten, und durch radioaktive Strahlung. Denkbare Folgen sind eine gesteigerte Anfälligkeit gegenüber Erkrankungen, das Auftreten neuer Erkrankungen, die Überlastung menschlicher Strukturen, und der Ausfall der Fortpflanzung.

Die möglichen Gegenmaßnahmen sind der Verzicht auf Genmanipulationen, oder zumindest eine strenge Reglementierung, sowie die Vermeidung von übermäßiger radioaktiver Strahlung.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 7, 9 und 16.



21 Verselbständigung künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist eine menschengemachte Technologie, welche sich derzeit schnell weiterentwickelt. Immer mehr Bereiche des Lebens werden von künstlicher Intelligenz beeinflusst und gesteuert. Es besteht die berechtigte Sorge, dass diese Technologie sich teilweise oder vollständig verselbständigen und dann menschlichen Strukturen Schaden zufügen könnte, bis hin zum Versuch der Machtübernahme oder der Vernichtung der Menschheit. Ganz besonders sind mit künstlicher Intelligenz versehene Waffensysteme gefährlich. Zusätzlich nimmt der Missbrauch von künstlicher Intelligenz zur Beeinflussung von Menschen ständig zu. Mögliche Gegenmaßnahmen sind die Beschränkung des Einsatzes künstlicher Intelligenz, der Einbau von Sicherungsstrukturen in den Programmen und das rechtzeitige Abschalten von Programmen, die eine Tendenz zur Verselbständigung zeigen.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (3, 16, 22, 23, 25).



22 Machtübernahme durch nichtstaatliche Organisationen

Hier ist weniger von irgendwelchen Geheimgesellschaften die Rede, als vielmehr von der konkreten Gefahr, dass große Konzerne Stück für Stück die Macht über Menschen und soziale Strukturen übernehmen und dadurch staatliche Strukturen unterwandern und irgendwann ersetzen, mit dem Hauptziel der eigenen Gewinnmaximierung. Die konzernfreundliche Politik in den meisten Staaten fördert diese Entwicklung. Für sich allein gesehen stellt dieses Risiko keine Überlebensgefahr da, es hat aber hohes Potential zur Verstärkung anderer Risiken. Gegenmaßnahmen können darin bestehen, staatliche Strukturen zu stärken und die Handlungsfreiheit der Konzerne gesetzlich stärker zu kontrollieren.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 6, 8, 9, 10, 16, 18 und 25.



23 Verschwinden von Überlebensfähigkeiten

Hier handelt es sich um ein wenig beachtetes Risiko, obwohl es für das Überleben der Menschheit eines der Gefährlichsten ist. Ein Naturgesetz ist, dass diejenigen Arten und Individuen überleben, die die besten Fähigkeiten und Eigenschaften zum Überleben haben (Natürliche Selektion, „survival of the fittest“). In der modernen Zivilisationsgesellschaft gehen diese Fähigkeiten immer mehr verloren, man verlässt sich ganz auf funktionierende Strukturen und auf automatisierte Vorgänge. Zwar kann (und sollte) der Mensch durch soziale und wirtschaftliche Strukturen dieses Naturgesetz abschwächen, aber es bleibt dennoch bestehen und kann sich vor allem in Krisensituationen voll auswirken. Diese Krisensituationen können durch zahlreiche andere hier beschriebene Risiken (z.B. 1, 2, 5, 9, 12, 13, 16, 17, 18) entstehen. Die Gegenmaßnahme ist die Förderung und Bewahrung der Überlebensfähigkeiten.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 12, 13 und 16.



24 Gammablitz trifft die Erde

Dieses astronomische Phänomen wird als potentiell sehr gefährlich eingestuft, wobei die tatsächlichen Auswirkungen nur vermutet werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass eines dieser relativ seltenen Ereignisse genau auf die Erde trifft, ist als sehr gering einzustufen, kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden. Mögliche Maßnahmen gegen einen Gammablitz oder gegen seine Auswirkungen gibt es nicht.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt möglicherweise die Wahrscheinlichkeit anderer Risiken (6, 8, 9, 10, 13, 15, 20).



25 Verbreitung von Fehlinformationen („Fake News“)

Durch das Internet sind Falschinformationen, die sich schnell weltweit verbreiten, eine wachsende Gefahr. Falsche Informationen können zu falschen Sichtweisen, Meinungen und Handlungen führen. Besonders gefährlich sind bewusst gestreute Falschinformationen, mit welchen versucht wird, Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken. Für sich allein gesehen sind Fake News meist keine Überlebensgefahr, sind aber ein Verstärker für die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkung anderer Risiken. Gegenmaßnahmen sind durch die Dynamik des Internets schwierig. Bildung, Information und Förderung individueller Intelligenz sollten aber auf jeden Fall dabei sein.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit der Risiken 3, 16 und 22.



26 Überbevölkerung

Dieses Risiko befindet sich bereits seit längerer Zeit in einem zunehmend kritischen Status, wobei das Ausmaß regional stark unterschiedlich ist. Vor allem durch verbesserte medizinische Versorgung und durch Belieferung mit massenhaft produzierten Lebensmitteln steigt die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen beständig an. Man möchte nun denken, dies sei doch der beste Schutz vor einem Aussterben der Menschheit. Allerdings gibt es natürliche Prozesse, die Populationen von Lebewesen zusammenbrechen lassen, wenn sie für ihre Umwelt und für das gesamte Ökosystem zu groß werden. Dieser Zusammenbruch erfolgt beispielsweise durch neu auftretende Seuchen, durch Unterversorgung mit Nahrung oder durch Kriege. Dabei stellt sich die Frage, wie viele Menschen eine Region oder die ganze Erde beherbergen kann, bevor sich ein Zusammenbruch einstellt. In jedem Fall würde wohl ein Teil der Menschheit einen solchen Zusammenbruch überleben. Gegenmaßnahmen sind schwierig, da sie menschlich bedenklich sind (Geburtenkontrolle, Reduzierung medizinischer Versorgung). Somit liegt der richtige Umgang mit diesem Risiko wohl darin, Lösungen zu finden, wie die ständig wachsende Zahl von Menschen so versorgt werden kann, dass das Gesamtsystem Erde dadurch nicht überlastet wird.

Dieses Risiko erhöht bei seinem Eintritt die Wahrscheinlichkeit vieler anderer Risiken (3, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13).



Fazit

Die hier erfolgte Darstellung verdeutlicht, wo die größten Gefahren für den Fortbestand der Menschheit liegen, und somit auch, wo der dringendste Handlungsbedarf besteht.

Besonders kritisch ist die Tatsache, dass viele der beschriebenen Risiken zusammenhängen, sich gegenseitig verstärken und gegenseitig ihre Eintrittswahrscheinlichkeit erhöhen. So dürften die miteinander verketteten Risiken 6, 8, 9, 10, 12, 13, 18, 23 und 26 derzeit die stärkste Überlebensgefahr sein. Ein schnelles Umdenken in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sind notwendig, um gegen diese Bedrohung vorzugehen, bevor sie ihre volle Kraft entfaltet.


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