Freitag, 8. Januar 2021

Führungskräftemangel in der Politik

Die derzeitige Krisensituation offenbart viele Probleme, die schon zuvor vorhanden waren, ganz deutlich. Eines dieser Probleme ist der Mangel an geeigneten Führungskräften in der Politik. Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Umweltzerstörung und Klimawandel nehmen bedrohliche Ausmaße an. Renten-, Gesundheits-, Wirtschafts- und Bildungssystem sind dringend reformbedürftig, gleiches gilt für die Europäische Union und die NATO. COVID-19 wird nicht die letzte Pandemie sein. Und die Spaltung in der Bevölkerung wird immer größer, Gruppen mit extremen Meinungen werden immer stärker. Der richtige Umgang mit all dem erfordert viele Talente und Fähigkeiten. Die Entscheidungen derjenigen, die Regierungsverantwortung tragen, haben große Auswirkung auf das, was weiter geschieht. Kurioserweise muss man, um Politiker zu werden und das Land zu regieren, keinerlei Ausbildung vorweisen, während ansonsten fast jeder Handgriff ohne entsprechenden Nachweis der Qualifikation angreifbar oder gar illegal ist. Nun könnte man ja sagen, die Auswahl der geeigneten Personen erfolgt durch die Wahlen. Doch was, wenn keiner der zur Wahl stehenden Kandidaten wirklich geeignet ist? Aus gewissen Kreisen hörte man in den letzten Jahren oft "Merkel muss weg!". Ich stellte dann immer die Frage: "wen wollt ihr denn dann?" Darauf kam meistens nur betretenes Schweigen, oder die wenig hilfreiche Aussage "jeder andere würde es besser machen". Tatsächlich muss man sich beim Blick auf die Bundestagswahl 2021 fragen: wer soll unser Land in den nächsten Jahren leiten? Bei keinem der Politiker, die derzeit auf der öffentlichen Bühne agieren, kann ich die benötigten Führungsqualitäten in ausrechendem Maß sehen. Bei keinem habe ich das Vertrauen, dass sie oder er mit den Problemen der Gegenwart und der Zukunft umzugehen weiß und dabei den Bürgern Vertrauen und Sicherheit vermitteln kann.

Was sollten denn die Eigenschaften politischer Führungskräfte sein?

  • Weitsicht, ohne dabei die Gegenwart aus den Augen zu verlieren
  • Überblicken und richtiges Einschätzen der Gesamtsituation
  • gute Pläne und richtige Ideen für die Vermeidung und Bewältigung von          Problemen   
  • Ehrlichkeit und Offenheit
  • Probleme rechtzeitig benennen und angehen
  • Diplomatie- und Moderationsfähigkeiten sowie Kompromissbereitschaft
  • Führungsstärke ohne dabei autoritär zu sein
  • die Fähigkeit, alle Gruppen und Schichten der Bevölkerung ernst zu nehmen
  • großes Wissen und die Fähigkeit, die richtigen Berater auszuwählen
  • Fehler zugeben und korrigieren, ohne dabei ein „Fähnchen im Wind“ zu sein
  • ein guter Mittelweg zwischen „streng“ und „freundlich“
  • die Fähigkeit, den Menschen Vertrauen und Sicherheit zu geben, sie aber      auch vor echten Gefahren zu warnen
  • Die Fähigkeit, sich gegen Lobbyismus zu wehren

Frau Merkel hat meiner Einschätzung nach zumindest etwa 50% der benötigten Eigenschaften – das notwendige Mindestmaß, um einen Staat stabil und krisensicher zu regieren. Alle anderen öffentlich weithin bekannten Politiker liegen darunter. Das reicht nicht. Daher bleibt uns nichts anderes als der Mut, bei der Bundestagswahl neuen Kräften (am besten solchen aus Parteien, die bisher keine Regierungsverantwortung hatten) eine Chance zu geben, es besser zu machen.