Freitag, 9. April 2021

Menschenleben im Treibhaus: das Ende der Geschichte?

Das Klima auf der Erde erwärmt sich deutlich. Das ist eine beobachtbare und messbare Tatsache. Die Ursache dafür ist eine steigende Menge von sogenannten Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid (CO2), in der Atmosphäre der Erde. Hierdurch wird ein größerer Anteil der auf der Erde eintreffenden Sonneneinstrahlung in der Erdatmosphäre zurückgehalten. Eine gesteigerte Sonnenaktivität als Ursache für die Klimaerwärmung scheidet dagegen aus, da die Sonnenaktivität in den letzten 50 Jahren nicht gestiegen, sondern gesunken ist. Nach derzeitigem Forschungsstand ist ein Zustand des Erdklimas mit höherer CO2-Menge in der Atmosphäre und dadurch deutlich höheren Temperaturen keinesfalls ungewöhnlich: In der bisherigen Geschichte der Erde wechselten sich diese Phasen („Heißzeit“ oder „Treibhauszustand“) mit kühleren Phasen, verursacht durch geringeren CO2-Gehalt („Kaltzeit“ oder „Eishauszustand“), ab. Das typische Merkmal der Kaltzeiten sind dabei Vergletscherungen, mindestens in den Polarregionen. Also leben wir momentan in einer Kaltzeit – genau genommen in einer etwas wärmeren Phase zwischen zwei Eiszeiten (die durch noch stärkere Vereisung gekennzeichnet sind). In den letzten etwa 500 Millionen Jahren befand sich die Erde aber etwa 80% der Zeit in einem Treibhauszustand. Berücksichtigt man die gesamte Erdgeschichte, steigt dieser Anteil sogar noch. Die Ursache dafür sind vermutlich stärkere Bewegungen der tektonischen Platten, durch welche die vulkanische Aktivität steigt, was wiederum mehr CO2 in die Atmosphäre einbringt. Man könnte demnach sagen, dass Heißzeiten der Normalzustand sind. Also Entwarnung? Keinesfalls!

Wir müssen zunächst festhalten, dass die gesamte bekannte Geschichte der Menschheit in einer Kaltzeit stattgefunden hat. Menschenleben in einer Heißzeit wurde bisher ganz einfach nicht erprobt. Ob es möglich ist, wissen wir nicht. Was wir anhand von Fossilien ablesen können ist auf jeden Fall, dass Klimaveränderungen ganz andere Arten von Lebewesen und Ökosystemen hervorbringen. Und da kommen wir schon zum nächsten Problem: Klimaveränderungen geschehen normalerweise über einen langen Zeitraum hinweg, brauchen zehntausende bis Millionen von Jahren. So hat die Natur genug Zeit, sich anzupassen und ein stabiles Ökosystem aufrecht zu erhalten. Die jetzige Erwärmung dagegen geschieht innerhalb von Jahrzehnten – viel zu schnell – was einen Zusammenbruch des Systems verursachen kann. Das fand zuletzt vermutlich durch den Einschlag eines großen Meteoriten am Ende der Kreidezeit statt, als dessen Folge große Mengen an verschiedenen Substanzen in die Erdatmosphäre geschleudert wurden, was wiederum die Temperaturen auf der Erde rapide absinken ließ und zum schnellen Aussterben der Dinosaurier führte, die zuvor über Jahrmillionen die vorherrschende Lebensform auf der Erde waren. In der jetzigen Situation kommt dazu als verstärkender Faktor, dass die Lebensweise der Menschen nicht nur eine rasante Klimaerwärmung verursacht, sondern auch die Natur großflächig zerstört und Lebensräume vernichtet. Beide Aspekte, die Klimaerwärmung und die Naturzerstörung, beschleunigen das Artensterben und die Destabilisierung der Ökosysteme. Und beide Aspekte verstärken sich auch gegenseitig: die Klimaerwärmung bewirkt starke Veränderungen in Lebensräumen bis hin zur Unbewohnbarkeit, und die großflächige Zerstörung von Wäldern erhöht die CO2-Menge in der Atmosphäre, da Bäume in großer Menge CO2 aufnehmen und in ihrem Gewebe binden. Eine insgesamt sehr kritische Situation. Nun könnte man sagen, dass Menschen doch eine sehr anpassungsfähige und erfinderische Lebensform sind und schon einen Weg finden werden, mit diesen stark veränderten Umweltbedingungen zurechtzukommen. Doch das stimmt nur in begrenztem Ausmaß. Die heutige Lebensweise der Menschheit ist sehr komplex und auf ganz spezielle Voraussetzungen gebaut. Bereits geringe Änderungen an diesen Voraussetzungen können beispielsweise die Nahrungsversorgung kollabieren lassen. Fähigkeiten und Wissen, um in den so entstehenden widrigen Situationen zu überleben, sind immer weniger vorhanden. Hat die Menschheit also selbst das Ende ihrer Geschichte bewirkt? Es liegt an uns selbst, wie die Antwort auf diese Frage schließlich lautet. Was bisher unternommen wird, reicht aber für ein „Nein“ bei weitem nicht aus.